Die Hamburger TERRA ATLANTICA stehen wieder in See! Auf ihrem vierten Album „Oceans“ dreht sich alles um die Weiten der Meere, Freibeuter und wertvolle Schätze. Die drei Alben umfassende „Atlantica“-Story wurde mit dem dritten Album „Beyond The Border“ mit einem losen Ende abgeschlossen, nun geht es auf dem Piratenschiff gen neue Horizonte. Was bleibt, ist die musikalische Ausrichtung: Klassischer, melodischer Power Metal mit unzähligen Hooklines, Ohrwürmern, Orchestrierungen und extravaganten Momenten.
Das albumeröffnende Intro „Ocean Fever“ wird hochtrabend als Gedicht erzählt, das trieft jedoch vor Pathos und altbekannten Seefahrer-Klischees. Neue lyrische Pfade besegeln TERRA ATLANTICA auch im weiteren Verlauf des Albums nicht, die Texte bleiben weitgehend banal und dadurch egal. So soll es auf diesem schriftlichen Segeltörn um die Musik gehen. Hier bedient sich die norddeutsche Truppe zwar ebenso gängiger Power-Metal-Motive und schmettert pompöse Refrains am laufenden Band, setzt ihre Stärken aber gekonnt ein. Der erste Track „Back To The Sea“ erweist sich als gefällige Speed-Granate, die sofort Erinnerungen an die frühen 2000er Jahre weckt. So unbeschwert und naiv wie TERRA ATLANTICA klangen damals Bands wie EDGUY, HELLOWEEN, RHAPSODY OF FIRE oder FREEDOM CALL, auch VISIONS OF ATLANTIS oder TWILIGHT FORCE können hier noch als Vergleichswerte angeführt werden.
Für Genrefans dürfte die Richtung also schnell klar sein. „Oceans“ erweist sich als kurzweiliges Album mit unfassbar eingängigen Refrains und Melodien. Das folkig angehauchte „Hoist The Sail“ brennt sich mit seinem Chorus und den „Far Away“-Chören ebenso schnell ein wie das flotte „Turn The Tides“ oder „Land Of Submarines“. Generell bietet fast jeder Track ein Füllhorn an gefälligen Riffs und Harmonien. Aus diesem prall gefüllten Meer an Ohrwürmern stechen vor allem zwei Songs heraus: „Carribean Shores“ als vermeintlicher Blödeltrack mit Trompeten- und Saxophonklängen versprüht gute Laune und tatsächlich etwas karibisches Urlaubsfeeling, während die Akustikballade „Where My Brothers Await“ mitsamt Lagerfeuerromantik und schunkeligen Shanty-Chören das Thema des Albums perfekt einfängt.
Bei all den bekannten Motiven schleichen naturgemäß auch einige Momente ein, die sehr an vorab genannte oder verwandte Bands erinnern. Bei „Raven In The Dark“ gelingt das noch sehr gut, hier erinnern Riffs, Drumpatterns und Chöre an BLIND GUARDIAN. Auch das abschließende „Oceans Of Eternity“ funktioniert gut als epische AVANTASIA-artige Nummer. Mit „Raven In The Dark“ wird die Referenz-Schraube jedoch zu fest gedreht: Nicht nur klingt der Song sehr verdächtig nach SABATON, im Refrain wird sogar der charakteristische Knurrgesang von Joakim Brodén imitiert.
TERRA ATLANTICA erfinden auf „Oceans“ das Rad nicht neu und sind im Power-Metal-Underground auch keine einzigartig klingende Band. Aber TERRA ATLANTICA wissen um diesen Umstand, machen Spaß und wissen, die vom Genre gegebenen Elemente mit neckischen Ideen anzureichern. Die Reminiszenzen an die bekannten und offensichtlichen Vorbilder dürften gerne etwas weniger deutlich auf die Fresse sein. TERRA ATLANTICA haben definitiv das Können und das Potenzial, ihre Songs eigenständiger und spannender zu gestalten. So haftet „Oceans“ etwas zu sehr der Makel der eklatanten Heldenverehrung an, das Album ist für Fans des melodischen Power Metal dennoch ein absoluter Anspieltipp.
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Wertung: 7 / 10

