Review The 69 Eyes – The Best Of Helsinki Vampires

25 Jahre Bandgeschichte sind eine gute Gelegenheit, um den Backkatalog mal wieder in Stellung zu bringen. Traditionellerweise nimmt man dafür einfach eine Handvoll Songs, die man selber zu seinen besten zählt und packt alles auf eine Best-Of. Die finnischen Goth´n´Roller THE 69 EYES gehen diesbezüglich zwar einen Schritt weiter, denn außer dem vorliegenden „The Best Of Helsinki Vampires“ haut das Quintett drei weitere Alben („Paris Kills“, „Devils“ und „Angels“) jeweils inklusive dreier Bonustracks raus. Aber für eine Übersicht über das Schaffen der Band eignet sich diese Compilation schon ganz gut.

Immerhin ist sie schließlich mit 28 Songs ziemlich opulent gefüllt. Fast zwei Stunden lang lärmen und leiden THE 69 EYES durch die Lande und werfen dabei jegliche ihrer Qualitäten in die Waagschale. Für Fans mag das nicht unbedingt überraschend sein und so richtet sich „The Best Of Helsinki Vampires“ vermutlich auch eher an Konsumenten, die die Band entweder bislang nicht verfolgt haben oder schlicht zu jung sind, um die Anfänge der Band (bewusst) miterlebt zu haben.
Beides sind nachvollziehbare Überlegungen, zumal THE 69 EYES irgendwie auch immer im Schatten der ungleich berühmteren HIM zu stehen scheinen. Sicher sind Jirky69 und Co keinen Deut schlechter als die Landsmänner, dennoch blieb der ganz große Erfolg aus. Die Band nimmt es selber mit Humor, sagte Fronter Jirky69 doch anlässlich des letzten Albums, dass „THE 69 EYES wie Batman sind: Wir tauchen immer wieder auf und ab – unsere einzige Aufgabe ist es, Gotham City und den Bewohnern dieser Stadt zu dienen. Alle anderen sind längst weg, keiner kann diese Aufgabe besser erfüllen und irgendwer muss es tun.“
Okay, sie tun es also jetzt seit einem Vierteljahrhundert. Den Erfolg kann man durch den Konsum dieser Best-Of gut anhand der Stringenz nachvollziehen: Obwohl Songs aus allen Phasen dabei sind, erkennt man kaum einmal einen Stilbruch. Man könnte jetzt kritisch anmerken, dass damit auch kaum Weiterentwicklung stattgefunden haben kann. Vergleicht man diese Platte etwa mit der Best-Of von Nick Cave And The Bad Seeds, deren Songs sich mitunter extrem voneinander unterscheiden, ist die Amplitude bei THE 69 EYES gering. Dies bezieht sich sowohl auf die Qualität des Songwritings und der technischen Darbietung als auch auf die der stilistischen Ausrichtung. Gut für diejenigen, denen ein paar Songs gefallen, sie werden dann wohl alle lieben. Wer allerdings schon früher nichts mit der Musik anfangen konnte, wird vermutlich auch durch „The Best Of Helsinki Vampires“ zu keiner anderen Entscheidung kommen, schließlich wird unter dem Strich das immer gleiche Kochrezept angewendet: langsame Songs, maximal im Midtempo angesiedelt, mit eingängigen Refrains, überschaubaren Strukturen, einfachen Riffs, dezenten Keyboards und natürlich der klaren, tiefen Stimme von Jirky69, der mit seiner Art viele andere Sänger (insbesondere Landsmänner) inspiriert hat. Und so werden die Zutaten der Rezepte nicht variiert, maximal ändert man die Kochzeiten oder wechselt die Reihenfolge der Zutatenbeigabe, das muss reichen.

Letztlich reicht das auch, THE 69 EYES machen seit 25 Jahren relaxte Musik, die keinem weh tut und die man bestens zwischendurch ohne Aufbietung von allzu viel Aufmerksamkeit hören kann. Der plakative Titel hätte vielleicht nicht sein müssen, passt aber ins klischeebejahende Konzept der Finnen. Wer als Ansprechpartner für „The Best Of Helsinki Vampires“ in Frage kommt, wurde weiter oben schon geklärt. Ansonsten sind natürlich alle Komplettisten aufgerufen, die Scheibe zu erstehen. Man kann sein Geld sicher schlechter investieren.

Keine Wertung

Publiziert am von Jan Müller

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