Review Van Canto – To The Power Of Eight

VAN CANTO haben etwas ganz Besonderes geschafft. Sie haben mit ihrem A-capella-Metal etwas ganz Eigenes geschaffen, waren mutig und haben ihr Ding durchgezogen. Zu Beginn ihrer nun bereits 15-jährigen Karriere wurden sie aufgrund ihrer Andersartigkeit auch oft belächelt und nicht ernst genommen. Umso beeindruckender ist der Weg, den die Band beschritten hat: 2014 konnte sie mit „Dawn Of The Brave“ sogar eine Chartplatzierung in den deutschen Top 20 feiern. Jedes auch nur halbwegs erfolgreiche Konzept wird normalerweise schnell kopiert, dennoch haben VAN CANTO es geschafft, in ihrem Bereich einzigartig zu bleiben. Fans wird es außerdem freuen, dass Philip Dennis „Sly“ Schunke nach seinem Ausstieg 2017 als Gastsänger bei allen zwölf Liedern wieder mit von der Partie ist. Immerhin war er bei allen sechs vorhergehenden Alben als Leadsänger an Board.

Mit „To The Power Of Eight“ sind VAN CANTO beim inzwischen schon achten Album angekommen und trotz, oder auch wegen, der Einzigartigkeit steht die Frage im Raum, ob sich das Konzept und der Exotenstatus in der Szene nicht irgendwann abnutzen und langweilig werden. Nichts zu rütteln gibt es natürlich am „Rakkatakka“-, „Bambambam“- und „Didililili“-Konzept, das den instrumentalen Grundstock der Musik bildet, abgesehen vom Schlagzeug als treibendem Rhythmus-Geber. Das muss man als Hörer mögen können und wollen, daran ändert sich auch bei der neuesten Veröffentlichung nichts.

So sind VAN CANTO immer am stärksten, wenn die vokale Imitation der schwermetallischen Instrumente gar nicht so auffällt und das gelingt am besten in den etwas schnelleren Stücken. „Dead By The Night“ ist direkt zu Beginn ein treibendes Brett, das beim nicht zu bemühten Hinhören das Fehlen echter Gitarren schnell vergessen lässt. „Faith Focus Finish“, „Falling Down“ und „From The End“ schlagen in die gleiche Kerbe und machen einfach Spaß. Das sind mitreißende, melodische Power-Metal-Nummern mit hymnischen Refrains, starkem Spannungsaufbau und ganz tollen Momenten.

Quasi als zweites Standbein von VAN CANTO – und in frühen Jahren neben dem fast vollständigen Fehlen von Instrumenten ein Grund für die schnell erlangte Bekanntheit – fungieren Coverversionen. Davon finden sich neben acht Eigenkompositionen auf „To The Power Of Eight“ gleich vier Stück. Das Amon-Amarth-Cover „Raise Your Horns“ zeigt dabei, dass es auf diesem Release durchaus auch mal etwas ruppiger zur Sache geht. Sänger Hagen versucht sich hier, und teilweise auch bei anderen Songs, an tiefen Growls, was aber eher ein unfreiwilliges Schmunzeln hervorruft – hier ist noch etwas Übung nötig, um das überzeugend rüberzubringen. Leider verliert die Combo beim Refrain völlig den Druck und macht aus einer mächtigen Nummer ein braves Nümmerchen. So skeptisch die Coverversionen von AC/DC („Thunderstruck“) und Queen („I Want It All“) zunächst gesehen werden können, umso mehr überzeugen sie dennoch. Sowohl die hardrockige Reibeisenstimme als auch der epische Chorgesang gelingen formidabel. Iron Maidens „Run To The Hills“ mit Inga ist zwar eine interessante und teilweise gut gelungene Version, um aber nur ansatzweise die Power und Überzeugungskraft eines Bruce Dickinson zu erreichen, fehlt ihrer manchmal dünnen und zu netten Stimme einiges.

VAN CANTO haben nach wie vor noch ihre Schwachstellen. Ingas Stimme fehlt das gewisse Etwas, um mit den ganz großen Sängerinnen der Szene mithalten zu können. Das Songwriting hakt an manchen Stellen und auch rhythmisch ist es nicht immer ganz sauber. Darüber hinaus dürfte der Sound ruhig noch fetter produziert sein. Nichtsdestotrotz ist „To The Power Of Eight“ ein abwechslungsreiches, unterhaltsames und gutes Album geworden, das einfach Spaß macht. Vor allem die eigenen Songs im Uptempo-Bereich sind ganz große Klasse und haben hymnischen Mitsingcharakter. Gerne dürfte sich die Band von den Coverversionen emanzipieren und stattdessen mehr auf eigenes Liedgut setzen, dann kann VAN CANTO irgendwann noch eine richtig große Nummer außerhalb ihrer Nische werden.

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Wertung: 7.5 / 10

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