Review Watain – Lawless Darkness

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Black Metal

Nur wenige Black-Metal-Bands polarisieren so sehr wie die Schweden von WATAIN. Von den einen fast schon kultisch verehrt, sind sie für so manchen Schwarzmetall-Freund viel zu theatralisch, melodisch und vor allem viel zu gehypt. Und dann ist da ja auch noch die Sache mit Gammelfleisch und altem Tierblut als Bühnendeko, die mehr als nur einmal für Unverständnis gesorgt hat. Das Trio um den ehemaligen Dissection-Bassisten Erik Danielsson spielt gekonnt mit dem Image einer Band, die man entweder hasst oder liebt, die bis zum Hals in satanistischen Ideologien steckt und die sich und ihre Fans als Outlaws sieht. Sicherlich mag dies ein Grund für den anhaltenden Erfolg der Schweden sein, doch bei allen Diskussionen um das Image der Band darf man nicht vergessen, dass WATAIN auch verdammt gute Songs schreiben können. Vor genau zehn Jahren erschien mit „Lawless Darkness“ ein Meisterwerk des skandinavischen Black Metal, das auch heute nichts von seiner dunklen Kraft eingebüßt hat.

Auf Album Nummer vier vereinen WATAIN all ihre bisherigen Trademarks und schmieden daraus eine Platte, die zwar deutlich melodischer ausfällt als die Vorgänger, dabei aber nichts an Dunkelheit und Kälte verliert. Songs wie „Malfeitor“ oder „Total Funeral“ weisen Melodien auf, die in einem anderen Kontext fast schon als zu klebrig gelten könnten, aber in Kombination mit Erik Danielssons Vocals, dem krachenden Drumming und der allgemeinen Atmosphäre satanischer Kälte absolut meisterhaft in Szene gesetzt werden. Von starken Lead-Melodien lebt auch der instrumentale Titelsong, der ganz ohne Gesang als Sinnbild für das gesamte Album stehen kann.

Auch die härteren Brocken auf „Lawless Darkness“ versinken nicht in stupider Brachialität, sondern finden den perfekten Mittelweg zwischen Eingängigkeit und Härte. Während „Reaping Death“ ein wahrer Höllenritt aus infernalischen Leads, punktgenauem Drumming und einem Refrain zum Niederknien ist, punktet „Four Thrones“ mit einer rituellen Stimmung und man erwartet tatsächlich, jeden Moment vier Dämonen vor den Boxen aufsteigen zu sehen. Rasendes Highlight der Scheibe ist „Kiss Of Death“, mit dem WATAIN dem pfeilschnellen Black Metal huldigen und die Fertigkeiten an ihren Instrumenten unter Beweis stellen.

Kompositorischer Höhepunkt und damit zu Recht an finaler Stelle des Albums ist ganz klar „Waters Of Ain“. In einer knappen Viertelstunde nehmen WATAIN den Hörer mit auf eine Reise durch die tiefsten Abgründe der Hölle. Zwischen Melancholie, epischen Melodien und pechschwarzer Raserei zelebrieren die Schweden jeden Aspekt, der ihr musikalisches Schaffen auszeichnet. Mit Leichtigkeit spannen WATAIN einen Spannungsbogen wie aus dem Bilderbuch und runden damit das 75-minütige Album perfekt ab.

Natürlich hört man auch „Lawless Darkness“ an, dass WATAIN stark von Bands wie Dissection, Bathory oder Mercyful Fate beeinflusst wurden. Die Art und Weise, wie das Trio einen finsteren Bastard aus Melodien, Härte und Epik erschafft, hebt sich aber deutlich von den Vorbildern ab. Mögen WATAIN mit ihrer Attitüde und ihrem Auftreten auch polarisieren, dürfte es keine Zweifel über die außergewöhnliche musikalische Qualität der Formation geben.

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Wertung: 9 / 10

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