Das Cover von "Made In Japan" von Whitesnake

Review Whitesnake – Made In Japan (2CD+DVD)

  • Label: Frontiers
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Hard Rock

Live-Alben sind bei WHITESNAKE wahrlich keine Seltenheit, hat die Truppe Mitschnitte in Bild und Ton doch auch in jüngeren Jahren geradezu inflationär unters Volk gebracht. Mit „Made In Japan“ erscheint ein weiteres derartiges Dokument der Karriere der Mannschaft um Frontmann David Coverdale, wobei die Truppe diesmal ihr Konzert auf dem bekannten „Loud Park“-Festival in Japan am 15. Oktober 2011 auf Live-CD sowie entsprechende DVD gebannt hat.

Für ihr Konzert auf dem „Loud Park“-Festival in Tokyo haben sich WHITESNAKE eine Setlist zurecht gelegt, die neben den meisten der erwartbaren Klassikern auch neuere Songs wie gleich zu Anfang „Best Years“ oder auch das knackige „Steal Your Heart Away“ und „Love Will Set You Free“ von der aktuellen Platte „Forevermore“ enthält – alleine deshalb dürfte „Made In Japan“ bereits für eingefleischte Fans der Truppe interessant sein, denn bisher gab es diese Songs noch auf keinem Live-Mitschnitt der Herren zu hören. Allerdings hat „Made In Japan“ doch einen maßgeblichen Nachteil.

Coverdale ist stimmlich nur noch ein Schatten seiner selbst, krächzt in Nummern wie dem Opener oder „Love Ain’t No Stranger“ irgendwo in den unteren Regionen herum und demontiert sich bei Klassikern wie „Fool For Your Loving“ und „Here I Go Again“ irreparabel selbst – das tut weh beim Zuhören und legt nahe, wie es wohl klingen könnte, wenn Joe Cocker WHITESNAKE-Songs interpretieren würde. Die Grenzen des Fronters werden auch in Nummern wie „Give Me All Your Love“ vom Götter-Album „1987“ hörbar, denn offenkundig wird der Song mittlerweile nicht nur für zusätzliche Härte drei Etagen tiefer gespielt. Da erscheint es dann gar nicht mehr so schlimm, dass das Set Nummern wie „Bad Boys“ oder auch „Stormbringer“ diesmal vermissen lässt, denn wahrscheinlich wäre das ohnehin eher ein Trauerspiel geworden.

So leiden WHITESNAKE mittlerweile also an einem Problem, das sich bereits während der Tour der Herren im Vorprogramm von Judas Priest abzuzeichnen begann: Mit den beiden Gitarristen Reb Beach und Doug Aldrich haben die Briten eine extrem fähige Band, die für mehr als muskulöse Instrumentierung sorgt, allerdings kann all das nicht darüber hinweg täuschen, dass Mr. Coverdale stimmlich reichlich am Ende ist und sich trotz tiefer gelegter Instrumente extrem schwer tut, einen Abend lang durchzuhalten. Bei den erwähnten neueren Songs fällt das natürlich nicht mehr ganz so sehr auf, da dieses Material ja bereits für die neuerlich limitieren Möglichkeiten des ehemaligen Deep-Purple-Fronters geschrieben wurde. Immerhin: Trotz allem ist die Stimmung in Tokyo ganz hervorragend und wurde auch entsprechend gut eingefangen und so transportiert „Made In Japan“ schön viel live Atmosphäre und auch das enthusiastische Publikum kommt schön zur Geltung.

Die zugehörige DVD kann zwar auch nicht über die erwähnten Mankos hinwegtäuschen, entspricht aus technischer Sicht aber doch allen derzeit geltenden Standards: Gestochen scharfes Bild und glasklarer Klang machen auch den visuellen Teil von „Made In Japan“ zu einem Paradebeispiel dazu, wie Live-DVDs heutzutage auszusehen haben. Auch der Schnitt geht absolut in Ordnung und zeigt immer im richtigen Moment den richtigen Musiker ohne dabei das zahlreich erschienene Publikum außer Acht zu lassen. Schön auch, dass WHITESNAKE auf dem „Loud Park“-Festival als Headliner aufspielen durften, denn so beginnt die Truppe ihr Set erst nach Sonnenuntergang, was natürlich eine entsprechend fulminante Lightshow ermöglicht.

Die sog. Bonus-CD enthält zusätzlich Mitschnitte vom der Show vorangegangenen Soundcheck – inklusive Coverdale’schen Geblödels und Anweisungen an den Soundmann – und kurioserweise klingt der Mann hier in Nummern wie „Love Will Set You Free“ deutlich besser als beim eigentlichen Konzert. Hauptsächlich finden sich hier jedoch Akustik-Versionen von älteren wie neueren Songs der Briten – die sind ganz nett anzuhören und legen die Blues-Vergangenheit der Band nahe, dass es das Material nicht ins Hauptprogramm geschafft hat, ist allerdings auch kein Verlust.

„Made In Japan“ ist ein wahrhaft dickes Paket, dass Fans der Herren WHITESNAKE einiges für ihr Geld bietet. Wer kein Problem damit hat, dass Mr. Coverdale mit den erwähnten Problemen zu kämpfen hat, bekommt hier eine verdammt starke Band zu hören und zu sehen, die unter optimalen Bedingungen vor einem durchweg enthusiastischen Publikum auftritt. Obendrein kommt „Made In Japan“ im schicken Ausklapp-Digi und ist gemessen am Inhalt durchaus für vernünftiges Geld zu haben.

Wertung: 6.5 / 10

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