Interview mit X.XIX & III.XXIII von Farsot

Mit „Life Promised Death“ haben die deutschen Black-Metaller FARSOT ganze sieben Jahre nach „Fail·Lure“ eines ihrer raren, aber stets mit Neugier erwarteten Album veröffentlicht – eine solide, aber vor allem im Vergleich zu ihren Frühwerken eher zahme Platte. An den Grunge-Einflüssen, die seitens des Labels Prophecy Productions daran hervorgehoben wurden, aus Sicht der Band aber gar nicht so präsent sind, liegt das allerdings nicht und auch das Ableben spielt auf der Platte keine so vordergründige Rolle, wie der Titel vermuten lässt, wie uns zwei Bandmitglieder – neben anderen Dingen – im folgenden Interview verraten haben.

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Es ist inzwischen 25 Jahre her, dass ihr FARSOT gegründet habt. Was geht dir durch den Kopf, wenn du diese Zeit Revue passieren lässt?
Viel durch den Kopf geht mir dabei gerade nicht. Klar hört es sich sehr lang an, aber auch diese Zeit verging irgendwie ziemlich schnell. 25 Jahre, ein Vierteljahrhundert, mehr als die Hälfte unserer Leben. Schon abgefahren. In erster Linie sind wir sehr dankbar und ehrfürchtig. Dankbar dafür, uns auf unserem Label frei entfalten zu können, dankbar, einige Hörer:innen verzücken und fordern sowie eine kleine, aber feine Fanbase aufbauen zu können. Wir durften in vielen Städten um und in Deutschland auf verschiedensten Bühnen spielen und haben jede Menge nette Leute getroffen. Das ist ein Privileg, welches nicht allen zuteil wird. Dafür sind wir unendlich dankbar. Der Dank gilt natürlich vor allem unseren Fans, die uns unterstützen, unserem Label, Familien und Freunden. Wir verbinden mit FARSOT, sehr viele positive Erinnerungen, die bleiben und uns auf ewig begleiten werden. Die Band hat uns geprägt und als Freunde zusammengeschweißt.

Wenden wir den Blick von der Vergangenheit in Richtung Zukunft: Habt ihr vor, mit FARSOT noch lange weiterzumachen?
Also noch sind Energie, Motivation und ein kreativer Geist da. Das liegt vermutlich nicht zuletzt daran, dass wir uns immer wieder Pausen gönnen und uns nicht stressen oder in irgendwelche Korsetts zwängen lassen. Wenn die nächsten 25 Jahre (ob wir die schaffen, wage ich mal stark zu bezweifeln [lacht]) auch so schnell vergehen, wird man in gewohnt unregelmäßigen Abständen immer mal wieder von uns hören oder lesen.

Ihr lasst euch zwischen euren Alben üblicherweise relativ viel Zeit. Nimmt die Arbeit an euren Veröffentlichungen tatsächlich so viel Zeit in Anspruch oder gibt es auch Phasen, in denen ihr FARSOT vorübergehend auf Eis legt?
Es gibt zwischen den Alben schon immer mal ein paar Monate Pause, es ist aber nicht so, als würden wir die Band fünf Jahre in eine Kiste packen und dann in Akkordarbeit an neuem Material arbeiten. Im Grunde sind wir gedanklich stets bei FARSOT, auch wenn wir die Band phasenweise de-priorisieren müssen und wollen. Unsere kreativen Prozesse laufen kontinuierlich, aber gemächlich ab. Wir forcieren nichts, ziehen aber auch nichts künstlich in die Länge. Wir haben nebenbei auch Familie, Jobs usw. Das braucht einfach alles seine Zeit und die nehmen wir uns.

Seit „Insects“ (2011) textet ihr auf Englisch, was ihr damals damit begründet habt, dass ihr damit eher experimentieren könnt und Texte auf Deutsch mitunter zu „zurechtgeschustert“ wirken würden. Wie siehst du das inzwischen?
Wir waren damals froh über diese Entscheidung und stehen heute noch dazu. Englische Texte harmonieren besser mit unserer Musik bzw. unserer Vorstellung, wie unsere Musik klingen sollte und wie sich in Verbindung mit den Texten eine gewünschte Gesamtästhetik entfaltet. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass das erste Album ebenso gut mit englischen Texten funktioniert hätte, da die Texte ja ohnehin nicht übermäßig lang waren. Vermutlich behaupten viele Anhänger dieses Albums das genaue Gegenteil. Zu dem Album haben die deutschen Texte einfach gepasst, bei „Insects“ fühlte es sich nur noch merkwürdig an. Da war die Entscheidung leicht gefällt.

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Hatte diese Veränderung deiner Wahrnehmung nach eine Auswirkung darauf, inwieweit die Leute sich mit euren Songinhalten auseinandersetzen?
Englisch liegt den meisten Hörerinnen und Hörern ja nicht allzu fern. Die Frage ist vielmehr, wie viele Personen sich tatsächlich um Lyrics scheren. „Wir“ hören Musik mit norwegischen, schwedischen, isländischen, niederländischen, tschechischen, polnischen, französischen, … Texten und verstehen, wenn es gut geht, Bruchteile. Wenn uns die Musik nicht zusagt, spielen die Texte meist eine eher untergeordnete Rolle. Wer sich mit den Texten auseinandersetzen will, tut das unabhängig von der Sprache und erst wenn es bei der Musik „klick“ gemacht hat. Ich glaube, durch das Loslösen von den deutschen Texten erreichen wir auf internationaler Ebene potenziell mehr Personen, die sich mit den Texten beschäftigen könnten, weil sie diese nicht erst übersetzen müssten.

Mit „Life Promised Death“ habt ihr nun wieder ein neues Album am Start. Was ist deiner Meinung nach das Kernelement der Platte – was zeichnet sie essenziell aus?
Das Kernelement der Platte ist unsere Identität. Die Platte klingt nach uns – sie atmet gleichermaßen unseren Zeitgeist und unsere Vergangenheit. „Life Promised Death“ klingt musikalisch nach einer konsequenten Weiterentwicklung von „Fail·Lure“, enthält Nuancen und die Filigranität von „Insects“, transportiert einen Hauch der Ungestümheit von „IIII“ und jede Menge neue Elemente, die alle drei vorangegangenen Alben zu einer neuen homogenen Einheit zusammenführt und in einem zeitgemäßen Soundgewand abbildet. Im Endresultat ist das Kernelement der Platte das Ergebnis eines 25-jährigen Reifeprozesses, denn ohne die Alben davor würde „Life Promised Death“ nicht so klingen, wie es klingt. Objektiv betrachtet und um die Lyrics einzubeziehen, ist das Kernelement des Albums der trance-artige Sog, den es entfaltet, den man gleichsetzen kann mit dem, was zwischen Geburt und Tod passiert. Meist leben wir wie in einem trance-artigen Zustand unser „Leben“ und lassen die Jahre wie Minuten an uns vorbeiziehen. Mehr zu den Texten erzähle ich später.

Laut der Bandcamp-Beschreibung habt ihr euch diesmal auch von Grunge-Musik beeinflussen lassen – eine im Black Metal selten genannte Inspiration. Kannst du etwas näher auf diesen Einfluss eingehen – welche Bands, welche musikalischen Elemente im Speziellen etc.?
Diese Einflüsse wurden im Pressetext etwas zu offensiv und vordergründig thematisiert. Wir sollten lediglich etwas über die Platte schreiben, was man vielleicht nicht direkt vermuten würde. Dass diese Aussage dann genutzt wird, um den kompletten Pressetext daraus zu generieren, wussten wir nicht. Klar mögen einige von uns die Musikrichtung und ein paar Einflüsse schimmern unbewusst durch, aber das geschieht auf einem sehr latenten Level, auch wenn die – sagen wir mal – Neunziger-Einflüsse präsenter sind als auf den Vorgängern von „Life Promised Death“. Aber eben auch nur in Form des künstlerischen Ausdrucks des einzelnen Musikers, welcher ganz natürlich sein historisch geprägtes Timbre nach außen trägt.

Worin äußert der Grunge-Einfluss sich in eurem neuen Album im Speziellen?
Wir komponieren nie hinsichtlich gewisser Leitlinien oder Absichten, nach irgendetwas klingen zu wollen. Es geht zuhause und folgend im Proberaum einfach damit los, sich musikalisch abzuschütteln, den aktuellen eigenen musikalischen Zeitgeist in Taten umzusetzen. Resümierend konnten wir, aber auch Begleiter aus unserem Umfeld, jedoch feststellen, dass vor allem ein paar Akustik-Parts (und deren Overlays) sowie vereinzelte Parts in Songs wie „Into Vertigo“ oder „Chimera“ zumindest das Gefühl dieser Zeit aufgreifen. Es ist, glaube ich, eher der Ausdruck, der wirkt, als irgendeine bestimmte Spieltechnik oder mehrfach historisch zitierte Tonfolge. Hörst du das Album am Stück, kommt durchaus das zerrüttete, sicke Feeling der frühen Neunziger auf. Die besondere Art der schweren Melancholie, welche permanent mit dem Drang nach Aufbruch und oft aussichtslosem Optimismus kohäriert.

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Grunge hat den Metal bekanntlich vollends aus dem Mainstream vertrieben, weshalb einige Metalheads dem Genre wohl eher ablehnend gegenüberstehen. Was denkst du darüber?
Ich halte das für eine recht verallgemeinernde These. Die Hochphase des Grunge dauerte insgesamt nicht allzu lange an. Ich würde mal sagen, drei bis vier Jahre insgesamt. Ich glaube, Anfang der Neunziger brauchte es eine Art Reset. Die alten Metalhelden hatten alle schwierige Zeiten (Rob Halford raus bei Priest, Bruce nicht mehr bei Maiden) und eine Band wie Metallica läutete mit dem schwarzen Album selbst eine Zeitenwende ein. Vielen hat es schlicht an Ideen gefehlt, da Bands wie Machine Head, Sepultura oder Pantera frische Impulse setzen konnten und ein breiteres Publikum erreicht haben. Vielmehr lupenreine große Metalbands außer Slayer, die versuchten, auf den New-Metal-Zug (der ja nicht aus dem Grunge heraus entstand) aufzuspringen, machten zu der Zeit nicht viel von sich reden. Da kam Grunge – selbst als Antwort auf die glattpolierte Mainstream-Rockkultur entstanden – vielen musikhungrigen Menschen gerade recht. Wir sind in einer Zeit aufgewachsen, als alles parallel lief. Fast parallel zum Grunge entstand ja von Europa ausgehend die zweite Black-Metal-Welle, die sich auch wieder veränderte und weiterentwickelte. Also alles recht natürliche und spannende Entwicklungen, nicht?! Für uns war das jedenfalls spannend.

Inzwischen ist allerdings auch Grunge ein Relikt, allenfalls ein paar Post-Grunge-Bands sind heute noch aktiv. Weshalb war das Genre aus deiner Sicht so kurzlebig – und findest du das bedauerlich?
Es gibt ja immer wieder Bewegungen, die eine andere Bewegung (zeitweise) in den Hintergrund drängen. Viele Bewegungen, die einen schnellen Hype erfahren (haben), waren oder sind kurzlebig. Das ist ein normaler Prozess, denn jede Band hat versucht, anders zu klingen und das Publikum mitzunehmen. Keine Grunge-Band hat geklungen wie Nirvana, wie Pearl Jam, wie Soundgarden oder oder. Stattdessen wurde und wird immer wieder alles weitergesponnen, experimentiert und re-definiert und manchmal gibt es diesen Retro-Moment. Anfang der 2000er sind alle auf Neunziger-Eurodance-Partys gerannt, es gibt zahlreiche 70´s Huldigungen oder Bands, die den Spirit des NWOBHM aufleben lassen wollen, usw. Alles obliegt ständigem Wandel, einer permanenten Rückbesinnung und dazwischen gibt es ein paar Bands, die seit Dekaden nichts anbrennen lassen, wie Motörhead (RIP), AC/DC oder die Scorpions, ob man sie mag oder nicht. Es ist immer für alle was dabei. Ohne die Vielfalt, die sich abwechselnden Hypes und der ständigen Kreativität gäbe es nicht so ein vielfältiges musikalisches Spektrum (allein innerhalb der Metalszene). Ich glaube, die bekannten Vertreter der Grunge-Bewegung konnten es selbst nicht richtig verarbeiten, dass sie mit ihrer Attitüde einen derartigen Hype auslösen. Das war damals beim Punk nicht gravierend anders. Als er zu populär wurde, war für die meisten wieder Schluss.

Apropos „kurzlebig“: Thematisch dreht das neue Album sich um verschiedene Szenarien rund um das Ableben, richtig? Was hat euch zu diesem Konzept bewogen?
Ableben trifft es nicht ganz. „Life Promised Death“, das Leben versprach den Tod, bedeutet nichts anderes, als dass dir dein Leben vom Punkt deiner Geburt im Grunde nichts anderes voraussagen oder versprechen kann, außer, dass du irgendwann sterben wirst. Alles, was zwischen Geburt und Tod liegt, ist ungewiss. Das Leben selbst verläuft sehr unterschiedlich, selbstbestimmt oder fremdbestimmt. Oftmals bemerken wir gar nicht, wie mehr oder weniger selbstbestimmt unser eigenes Leben selbst aus unseren Händen zu gleiten droht. Verschiedene Faktoren (äußere als auch innere) beeinflussen unser Handeln und sind verantwortlich für die Psyche und unsere Stimmung, die unser Leben mitentscheidet. Depressionen, Frustration, Lethargie, Angst, Überforderung, Selbstüberschätzung, Übereifer, Ziellosigkeit. Egoismus. Gefangen im eigenen Kosmos oder erstarrt im gewohnten Umfeld treiben wir in unseren Spiralen, ohne unser Handeln zu hinterfragen, falsche Muster zu erkennen oder außer Stande, sich selbst aus einer Misere zu befreien, weil wir schon zu sehr in dem einen Zustand festhängen, aus Angst, uns festzulegen oder um Unsicherheit zu überspielen.

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Der Tod ist ein vielbesungenes Thema, das aber doch zwangsläufig stets ein Mysterium bleibt. Warum ist es aus deiner Sicht dennoch sinnvoll, sich ihm lyrisch zu widmen?
Für mich ist es vermutlich Faszination und Angstbewältigung zugleich. Der Tod ist unberechenbar, brutal und ehrlich. Ich glaube, ich kann noch so viele Alben darüber besingen, ich werde meine eigene Angst bzw. den Respekt vor dem Tod nie ablegen können. Ich wäge allerdings nicht ab, ob es sinnvoll wäre, mich beim Album X mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen. Irgendwie wollen die Gedanken auf das Papier und der Tod scheint dabei mein „guter Begleiter“ zu sein. Allerdings tritt er immer in unterschiedlichem Maße auf. Mal sehr abstrakt („Fail·Lure“), mal direkt („IIII“) und mal eher im Hintergrund wie beim aktuellen Album.

„Life Promised Death“ klingt um einiges gemäßigter als euer bisheriges Material, insbesondere im Vergleich zu euren Frühwerken. Warum ist dem so, wo dem Album doch eigentlich ein so düsteres Textkonzept zugrunde liegt?
Das zugrunde liegende Textkonzept habe ich nun bereits etwas gelüftet. Es geht nicht auf jedem Album um das gleiche Thema bzw. ist die lyrische Herangehensweise bei allen Scheiben stets eine völlig andere gewesen. Um es mit der musikalischen Ausrichtung des Albums vergleichen zu können, bedarf es Beschäftigung mit den einzelnen Lyrics und Songs. Es geht vielmehr um emotionale Verirrungen und Überforderung als um den Tod an sich. Man droht in der Komplexität der Welt unterzugehen bzw. ihr nicht gewappnet zu sein und sehnt sich nach Stille („Descent“), sucht einen Rückzugsort („Into Vertigo“) oder irrt schlaflos durch nächtliche Straßen („Stray Dogs“). Ich finde daher schon, dass das Textkonzept zur Musik passt. Es ist eher nachträglich bzw. während der Entstehungsphase der Songs entstanden, nicht davor. Den musikalischen Wandel habe ich in den vorangegangenen Antworten bereits eingehend thematisiert.

Ihr seid freilich nicht die erste Black-Metal-Band, die sich mit der Zeit gemäßigt hat. Was ist deiner Ansicht nach der Grund dafür, dass so viele Bands nach und nach weniger auf Extreme setzen?
Es gibt bei uns keinen Masterplan, gemäßigter zu werden. Auf diesem Album ist der Sound recht breit und transparent. Wir haben mit sehr vielen Gitarrenspuren u.a. Akustiks gearbeitet, um einen möglichst erdigen und organischen Sound zu erhalten. Das passt überaus gut zu den Songs und trägt zur Atmosphäre bei. In puncto Härte steht „Life Promised Death“ dem Vorgänger z.B. in nichts nach. Klar entwickelt man sich musikalisch weiter und wir hegen keinerlei Anspruch old-schoolig, dreckig oder räudig klingen zu wollen oder neue Geschwindigkeitsrekorde zu brechen. Zudem müsste man definieren, wie man Extreme definiert. Nicht nur streng genommen waren wir nämlich nie „extrem“ und haben vielmehr stets mit Sounds und Stimmungen experimentiert. Extrem zu sein, haben wir auch nie mit FARSOT beabsichtigt. Wer uns kennt, weiß, dass wir nichts auf irgendwelche Labels oder Schubladen legen.

Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang insbesondere Secrets Of The Moon, mit denen ihr mitunter verglichen werdet. Was hältst du von solchen Assoziationen?
SOTM waren eine überragende Band mit einer beachtlichen Diskografie. Eine der wichtigsten deutschen Underground (Black-)Metal-Bands. Wir haben sie seit der „Stronghold Of The Inviolables“ (für mich mit „Kuzifixxion“ von Katharsis eines der besten deutschen Black-Metal-Alben) verfolgt und schätzen sie sehr. Die Assoziation lassen wir uns also gern gefallen. Uns musikalisch zu vergleichen, kann allerdings nur daran liegen, dass wir beide aus Deutschland kommen. Da gibt es nicht allzu viele Parallelen, denke ich.

Einige hängen vermutlich noch euren extremeren Frühwerken nach. Wie denkst du rückblickend über eure älteren Veröffentlichungen?
Wir stehen hinter allen unseren Veröffentlichungen. Klar würde man mit etwas Abstand gewisse Nuancen ändern, aber wir sind stolz auf jedes einzelne Album. Es gibt immer Leute, die die alten Alben besser finden. Das geht vielen (nicht sogar den meisten?) Bands so. Das gehört dazu. Wir halten nichts von Wiederholungen, nur um irgendwen zu „pleasen“. Erste Alben haben kein Album davor, um es vergleichen zu können (außer vielleicht 1-2 Demos). Da liegt die Messlatte direkt sehr hoch, wenn das erste Album gut ankam. Allerdings gewinnt man im Idealfall mit jedem Album, welches nicht so klingt wie das davor, neue Hörer:innen die sich dafür begeistern können. Somit können die Nostalgiker die alten Alben hören, die neuen Hörerinnen und Hörer das neue Album genießen und die Diskografie retrospektiv erkunden und die Die-Hard-Fans freuen sich über jeden Output. Win, win, win.

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Aktuell ist künstliche Intelligenz in aller Munde – auch im musikalischen Kontext (Artworks, Musikvideos etc.). Während einige längst auf den Hype aufgesprungen sind, stehen andere dem Thema aufgrund von künstlerischen und kompensatorischen Überlegungen ablehnend gegenüber. Wie stehst du dazu?
Früher haben sich die Leute über digitale Artworks echauffiert, dann wurde zu viel mit Photoshop rumgepfuscht, jetzt ist es KI-Art. Mir ist das Thema relativ egal, auch wenn ich berufstechnisch immer wieder damit konfrontiert werde. Ich bemerke auch immer wieder, dass die Grenzen sehr schnell erreicht sind. Es ist ein Hilfsmittel. Nicht mehr, nicht weniger. Wenn Bands so wenig Anspruch haben, ein KI-generiertes Cover hinzurotzen, weil ihnen nichts Besseres einfällt, sagt das viel über ihre musikalische Herangehensweise oder ihre Verzweiflung, ein passendes Cover zu finden. Ich vermute jedoch, dass KI-Art in ein bis zwei Jahren auch im Metal-Sektor irgendwie dazugehören oder zumindest präsenter wird, da die Algorithmen sicherlich immer präziser werden und auch Künstler sie sich zu eigen machen. Früher haben wir uns über hässlich gemalte Cover amüsiert, demnächst schmunzeln wir über den schon berühmten sechsten Finger, den wir auf einem Cover entdecken oder einen weiteren AI-Teufel. Ob uns das gefällt oder nicht.

Was steht nun als Nächstes für FARSOT an?
Dieses Jahr erstmal das Prophecy-Fest und Ende des Jahres folgen noch ein paar Gigs. Dazwischen schreiben wir bereits an neuem Material. Ein erstes Festival (Walpurgisnacht in Berlin) ist für nächstes Jahr bereits bestätigt. Alles weitere ergibt sich noch.

Zum Abschluss noch unser traditionelles Metal1.info-Brainstorming. Ich gebe dir ein paar Schlagworte und du antwortest, was dir dazu in den Sinn kommt:
Courtney Love: „Live Through This“ ist eine grandiose Scheibe, die hier im LP-Regal steht. Mit dem Album assoziiere ich sehr viele Erinnerungen an meine Jugend.
Slayer Reunion: Ich liebe die ersten fünf Slayer-Alben (jaja, die Frühwerke). Nach der guten „Diabolus In Musica“ habe ich sie etwas aus den Augen verloren und immer mal einzelne Songs gehört. Live immer grandios gewesen. Darauf freue ich mich am meisten. Einfach Slayer nochmal live sehen. Ein neues Album brauche ich vermutlich nicht, auch wenn es das auf absehbare Zeit geben wird.
Lebensfreude: Die gibt es trotz des vielen Todes.
Avantgarde: The Residents
Prophecy Productions: Liebhaber-Label, Bandheimat, „Eerie emotional music.“
Jenseits: Dort ist es sehr dunkel und extrem still.

Besten Dank für deine Bereitschaft, uns Rede und Antwort zu stehen. Möchtest du noch ein paar letzte Worte an die Lesenden richten?
Danke für das ausführliche Interview. Nehmt euch die Zeit für „Life Promised Death“. Folgt uns auf unseren Kanälen und unterstützt uns, indem ihr Tonträger und Merch kauft. Vielleicht sehen wir uns dieses Jahr auf einem unserer anstehenden Konzerte.

Publiziert am von Stephan Rajchl

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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