Interview mit Jacob von Illdisposed

Im Jahr ihres 20-jährigen Jubiläums haben die nimmermüden dänischen Death-Metaller von ILLDISPOSED neben einer Best-Of schon wieder ein neues Album rausgehauen, das auf den Namen „Sense The Darkness“ hört. Dass dieses der letzte Teil einer Trilogie ist und was sich im Vergleich zu den letzten Releases verändert hat, könnt ihr im Interview mit Band-Gitarrist Jakob Hansen nachlesen.

Hey Jacob. Wie geht es dir heute?
Mir gehts gut, danke der Nachfrage.

Gratulation zu „Sense The Darkness“, es hat mir gut gefallen. Wie ist das Album bisher von Presse und Fans aufgenommen worden?
Ganz gut, denke ich. Wir haben viel positiven Zuspruch bekommen. Den Leuten scheint es zu gefallen, dass wir wieder mal ein eher old-schooliges Album aufgenommen haben.

Zwischen „There Is Light (But It’s Not For Me)“ und „Sense The Darkness“ lagen gerade einmal eineinhalb Jahre. Wie kommt es, dass ihr 20 Jahre nach Gründung der Band immer noch so schnell dabei seid, wenn es um das Veröffentlichen von Alben geht?
Ich hab einfach zu viele Ideen, denk ich. Mir kommen die ganze Zeit neue Ideen für neue Songs. Ich glaube, man nennt das „hyperaktives Hirn.“ Das ist ständig voll von Musik.

Im Gegensatz zum letzten Release „There Is Light, But It’s Not For Me“ seid ihr ein bisschen zu euren Wurzeln zurück: Es gibt dieses Mal keine Synthesizer auf dem Album. Was ist der Grund dafür?
„There Is Light, But It’s Not For Me“ war der letzte Teil unserer experimentellen Trilogie, die mit „1-800 Vindication“ und „Burn Me Wicked“ begonnen hat. Es war sozusagen „unfinished business“, das wir noch erledigen mussten. Es war also eine natürliche Entwicklung, zu unseren Wurzeln zurückzukehren. Fühlt sich gut an.

Habt ihr negative Kommentare von Fans über diese Experimente bekommen und habt ihr sie deswegen vielleicht entfernt oder war es eine voll und ganz autarke Entscheidung?
Wir haben niemals etwas aufgrund der Meinung anderer gemacht. Alles, was wir je getan haben, haben wir getan, weil wir es wollten. Wir schämen uns nicht für die Experimente, die wir unternommen haben. „1-800 Vindication“ und „Burn Me Wicked“ waren coole Alben – und außerdem haben wir so viele Alben aufgenommen, dass es gut ist, ab und zu etwas Abwechslung drin zu haben.

Habt ihr eigentlich irgendwelche Leute von außen, Freunde oder Ähnliches, deren Meinung euch wirklich wichtig ist?
Nein. Musik ist Geschmackssache und jeder ist herzlich dazu eingeladen, unsere Alben scheiße zu finden.

Wofür steht der Albumtitel „Sense The Darkness“, was drückt er aus und steckt hinter dem Album ein Konzept?
Ich denke, es ist recht offensichtlich. Es ist ein dunkles Album, lyrisch und musikalisch, aber kein Konzeptalbum.

Worum geht es in „She’s Undressed“, von dem offensichtlichen Titel abgesehen, und wer hatte die Idee, einen solchen Song zu schreiben?
Es geht um das, was in deinem Kopf vorgeht, wenn du zu einer Prostituierten gehst. Um die Aufregung und so weiter.

Von welchen täglichen Ereignissen zieht ihr eure Inspirationen für eure Songtexte, die ja, anders als bei vielen anderen Death-Metal-Bands, nicht nur mit Mord, Tod und Blut zu tun haben?
Es geht quasi um alles, was in unseren Leben passiert. Zum Beispiel total wuschig zu werden, wenn man eine Prostituierte seht. Tod, Blut und Mord sind einfach nicht so unser Ding. Das war cool, als wir 14 waren.

Kannst du etwas über die Message sagen, die das Albumcover mit sich bringt?
Es hat keine tiefere Bedeutung, es sieht einfach cool aus und unterstützt das Wort „Dunkelheit“. Wir wollten etwas anderes machen, etwas Selbstmörderisches. Aber offenbar hat Mircea nicht aufgepasst, als ich mit ihm geredet hab.

Euer Gitarrist Franz Gottschalk ist 2011 ausgestiegen und wurde von Smukke Ken ersetzt. Hat sich dadurch etwas verändert oder nicht?
Ken hat ein paar Lieder für das neue Album geschrieben, es hat sich also etwas in der Band geändert. Ich denke, er wird noch mehr Einfluss auf das nächste Album haben, denn da wird er noch mehr Zeit zum Schreiben haben.

Euer Sänger Bo hat neulich in einem Interview mit dem deutschen Legacy-Magazin gesagt, es gäbe heutzutage extrem viel Musik, die austauschbar und nur nach Plastik klingt. Was sagst du dazu?
Ich bin total einverstanden damit. Ich kann diese ganzen neuen Metalbands nicht ausstehen. Ihre Musik ist einfach sowas von seelenlos. Wenn ihre Songs mal etwas Spannendes an sich hatten, wird das dadurch vernichtet, dass alles noch zigmal mit Pro-Tools bearbeitet wird. Es könnte genauso gut elektronische Musik sein, weil es genauso leblos klingt.

Er hat sich auch über die niedrige Qualität von mp3-Dateien beschwert. Denkst du auch, dass das ein Problem ist? Sollten wir alle wieder auf richtige CDs umsteigen?
Ich denke, das war nur früher ein Problem. Heutzutage sind Mp3s voll in Ordnung. Die CD ist eh schon tot, etwas, das Sammler kaufen können. Ich höre keine CDs, ich benutze meinen iPod überall, wo ich bin.


Ihr habt Anfang des Jahres eine „Best Of“-CD rausgebracht. Was war der Grund?

Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Vielleicht, um unseren 20. Geburtstag zu feiern oder um den Fans mal etwas anderes zu hören zu geben als ein „normales“ neues Album.

Ihr seid sicher schon in fast jeder Ecke der Welt auf Tour gewesen. Gibt es trotzdem einen Ort, wo du noch nie warst und sehr gerne mal hinwürdest?
Es gibt viele Orte außerhalb Europas, die wir noch nicht bespielt haben. Wir wollen aber auch nicht dahin fahren, wenn wir dann keinen Cent dabei verdienen. Also spielen wir da, wo es Sinn macht. Es ist nicht wichtig, was es da zu sehen gibt, weil du meistens eh nur Hotelzimmer und die Konzerthallen zu sehen bekommst.

Welche sind die Dinge, die ihr immer noch am meisten genießt beziehungsweise hasst, Dinge, an die ihr euch nie gewöhnen könnt?
Ich genieße es, mit meinen Freunden unterwegs zu sein und auf der Bühne zu stehen, das ist unglaublich. Was ich hasse, ist die endlose Rumreiserei und die Tatsache, dass du meistens nicht mal so viel verdienst wie der Roadie oder der Verantwortliche für den Sound. Die Crew wird eben immer zuerst bezahlt, dann erst du… wenn noch etwas übrig ist.

Eine etwas humorvolle Frage: Wann werdet ihr das nächste Mal einen Song mit deutschem Text schreiben?
Wenn wir den Song gefunden haben, der dafür perfekt geeignet ist. Und eine coole Story dazu.


Inwieweit denkst du, dass Humor und Ironie ein Teil von (Death-)Metal sein sollten, wie es bei euch der Fall ist? Ihr nehmt euch ja gerne selbst auf die Schippe, dafür kennt (und mag) man euch in Deutschland.

Es gibt davon nicht viel in der Metalszene. Die nimmt sich selbst viel zu ernst und ich finde das ein bisschen lächerlich: Wenn das Licht aus ist, sind all diese harten Kerle doch auch nur Schisser. Wir sehen uns als nicht ganz so true. Wir sind nur fünf Jungs, die Musik machen.

Was war die beste und die schlechteste Show, die ihr 2012 gespielt habt?
Irgendwie haben wir 2012 gar nicht so viele Shows gespielt. Soweit ich weiß, waren sie alle gut. Die Show in Hamburg war nicht so cool, weil nur 50 Leute da waren. War glaub ich an einem Dienstag.

Okay, das wars von mir. Danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Wenn du unseren Lesern noch etwas mitteilen möchtest, ist dies deine Chance. Machs gut!
Wir sehen uns alle auf Tour. Haut rein!

Publiziert am von Pascal Stieler

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