Konzertbericht: 3 Doors Down w/ Seether, Prime Circle

2012-02-29 Zenith, München

„Time Of My Life“ – so lautet der Name des aktuellen Albums der US-Rocker von 3 DOORS DOWN. Relativ wenig beachtet von der hiesigen Musiklandschaft schafften es die US-Amerikaner mit ihrer neuesten Veröffentlichung in Deutschland auf Platz 2 der Albencharts und waren damit erfolgreicher als in ihrer Heimat. Eine Überraschung, wenn man bedenkt, dass die Band rund um Sänger Brad Arnold besonders hierzulande mehr durch ihre frühen Werke „Kryptonite“ und „Loser“ bekannt geworden ist. In München mischten die Rockmusiker auf ihrer aktuellen Europatour – wie bei derlei Auftritten von Gästen aus Übersee üblich – Alt und Neu munter durch. Im Schlepptau hatten 3 Doors Down dabei ihre Kollegen von Prime Circle und Seether. Dieses Gesamtpaket glich einer mehrstündigen musikalischen Berg- und Talfahrt, die letztlich dem Headliner in die Karten spielte.

Der Abend begann beinahe vielversprechend, denn selten sind südafrikanische Rockmusiker im Münchner Zenith zu Gast. Demnach ließen es sich PRIME CIRCLE und besonders Frontmann Ross Learmonth nicht nehmen, mehrfach ihre Herkunft kund zu tun und darauf zu verweisen, was für eine große Ehre es sei, hier zu spielen. Parallel dazu wurde in den vorderen Reihen sogar eine Südafrikaflagge geschwenkt. Afrikanische Rhythmen und Trommeln bleiben der leicht überdurchschnittlich gefüllten Halle in der Folge erspart: Statt dessen klangen PRIME CIRCLE wie 3 Doors Down vor einigen Jahren. Straighte Rockmusik erfreute das Publikum, besonders im vorderen Drittel. Die Kompositionen gerieten einheitlich, druckvoll und für eine Vorband genau richtig durchgemischt, um nicht zu eintönig zu werden. Leider verlor sich der Sound und die Atmosphäre, je weiter man sich dem hinteren Ende des Zeniths näherte. Aus vorderster Front betrachtet spielten PRIME CIRCLE einen guten Supportgig, ohne sich selbst dabei zu sehr ins Gedächtnis zu brennen oder besondere Highlights zu setzen. Lediglich Drummer Dale Schnettler schien bei den weiblichen Fans fernab der Musik bleibende Eindrücke zu hinterlassen.

Der Support-Gig von SEETHER hatte sich hingegen im Vorfeld herumgesprochen, füllen Sänger-Gitarrist Shaun Morgan (in Personalunion) und seine Mitmusiker nach einigen Hits wie „Broken“ und „Fake It“ auch als Headliner diverse Hallen in aller Welt. Etwas erstaunlich also, dass sich der Ex-Mann von Evanescence-Frontfrau Amy Lee mit dieser Support-Tour für einen weiteren Abstecher nach Good Old Germany zufrieden gab. Im Nachhinein betrachtet können die Amis sogar dankbar sein, denn SEETHER zeigten anschließend, dass ab und an ein halbwegs etablierter Name plus Vorschusslorbeeren en masse nicht unbedingt mit Bühnenqualitäten einhergehen müssen. Bereits direkt zu Beginn wirkten die drei Bandmitglieder auf der Zenith-Bühne beinahe verloren – und erstaunlich blutarm und monoton gestaltete sich der anschließende Auftritt. Von Post Grunge a la Nirvana keine Spur, dafür fehlte nicht nur die zweite Live-Gitarre neben Morgan. Vielmehr wirkte es so, als ob SEETHER mehr lustlos als motiviert ihr Standardprogramm abspulten. Shaun Morgan selbst verkroch sich anfangs hinter seiner dichten Haarpracht am Mikro und ließ nicht nur währenddessen stimmlich so ziemlich alles vermissen, wofür ihn viele Fans hierzulande schätzen. Selbst bei der Amy Lee-losen Version von „Broken“ fehlte beinahe alles, was diesen Song als Studioproduktion auszeichnet. Allgemein nahmen sich die Musiker bei ihren Liveinterpretationen sehr viele Freiheiten, die auf keinerlei fruchtbaren Boden stießen. Folglich gingen SEETHER spurlos am Publikum vorbei und bereits wenige Sekunden, nachdem das Pausenlicht in der alten Industriehalle wieder anging, wirkte es so, als ob die Gruppe nie gespielt hätte.

01. I’m The One
02. Needles
03. Gasoline
04. Fine Again
05. Broken
06. Tonight
07. Country Song
08. Rise Above This
09. Fake It
10. Remedy

Nicht nur der Zuschauerraum leerte sich nach Seether merklich, sondern auch die Bühne. 3 DOORS DOWN verbannten alle Boxen, Amps und sonstige Technik in nicht einsehbare Bereich. Neben dem Schlagzeug schmückte nur eine überdimensionale Videoleinwand die riesig wirkende Zenith-Bühne. Sporadische Aufbauten für eine Band mit über 16 Millionen verkauften Tonträgern und mehreren Welthits im Gepäck. Doch das übersichtliche Bühnenbild mit einer Menge Platz für Sänger und Instrumentalisten reichte vollends aus: Wie Limp Bizkit anno 2011 im Tollwood-Zelt eröffneten 3 DOORS DOWN ihre Show mit dem Titeltrack ihres aktuellen Albums. Danach ging es nahtlos über zu den Kernstücken vergangener Alben und den obligatorischen Klassikern am Ende. Die ersten Reihen erinnerten hierbei verdächtig an boygroup-affines Klischeepublikum, doch selbst wenn Chris Henderson an der Gitarre sowohl durch seine schräg sitzende Kappe als auch durch sein Gehabe verdächtig an Fred Durst erinnerte, blieben allzu gewagte Ausflüge in verschiedene Stilrichtungen aus. 3 DOORS DOWN spielten Rock’n’Roll allerfeinster Art, ganz im Stile ihrer Studioproduktionen.
Anfangs mischten sich die ruhigen Töne bei „Away From The Sun“ mit schnelleren Kompositionen wie „It’s Not Me“. Brad Arnold sang dabei flankiert von den anderen Bandmitgliedern stetig gegen die akustisch fragwürdigen Bedingungen im Zenith an und überzeugte vollends durch eine Menge Power sowie die nötige Menge Balladengefühl. Mit „Citizen/Soldier“ folgte nach rund einem Drittel das erste spürbare Highlight, leider dicht gefolgt vom wenig überzeugenden „Changes“. Vor der letzten Hitsingle „When You’re Young“ wurde schließlich ein schwarzweiß gehaltenes Video von Brad eingespielt, in dem er über seine Schulzeit sprach und darüber, dass die Lehrer ihn irgendwann parallel zum Unterricht einfach seine Texte schrieben ließen. Den Song nannte er wiederum seine persönliche Hommage an diese Zeit und widmete ihn allen Schülern, die das gleiche Problem wie er haben. Als Überleitung bzw. Verschnaufpause eine durchaus angebrachte Möglichkeit, die Leinwand nicht nur für ein buntes Bilderpotpourri im Hintergrund zu nutzen.
Nachdem „Loser“ von fast der gesamten Halle lauthals mitgesungen wurde, folgte erwartungsgemäß gegen Ende mit kleineren Unterbrechungen die Aneinanderreihung der erfolgreichsten 3DD-Hits. Den Beginn markierte die Herzschmerz-Ballade „Here Without You“, bei dem der Soundtechniker den Frontmann am Mikro leider bei den entscheidenden Stellen im Stich ließ. Abgeschlossen wurde der Block wiederum vom hymnischen „When You’re Gone“. Dieses erhielt durch die Ansage von Arnold zu stationierten US-Truppen, der Bundeswehr und allerlei patriotischem Blödsinn einen unnötig faden Beigeschmack. Qualitativ tat dies allerdings keinen Abbruch. Zuvor hatte „Kryptonite“ (nach einer Sequenz von Micky Maus-Comicfilmchen) bereits bei den ersten Gitarrenklängen für eine wonnige Gänsehautatmosphäre gesorgt. Jenes Stück wurde neben „Loser“ am lautesten mitgegröhlt und so hatten 3 DOORS DOWN spätestens am Ende alle Elemente ihrer Rockkompositionen zu einem ungemein stimmigen Ganzen zusammengefügt.

01. Time Of My Life
02. Duck And Run
03. The Better Life
04. Away From The Sun
05. It’s Not Me
06. What’s Left
07. Citizen/Soldier
08. Changes
09. When You’re Young
10. Loser
11. Round And Round
12. Heaven
13. Behind Those Eyes
14. Here Without You
15. It’s Not My Time

16. Kryptonite
17. Believer
18. When You’re Gone

Publiziert am von und Uschi Joas

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