Konzertbericht: Arch Enemy w/ Wintersun, Tribulation, Jinjer

29.01.2018 Hamburg, Große Freiheit 36

,,Will to Power“. Der Albumtitel der neuen Scheibe von ARCH ENEMY passt perfekt zur aktuellen Europatournee. Mit drei Vorbands fahren sie schweres Geschütz auf und stellen sicher, dass heute in Hamburg niemand ohne Nackenschmerzen nach Hause gehen wird. JINJER, TRIBULATION und WINDERSUN werden werden diese epische Metal-Nacht in der Große Freiheit 36 auf St.Pauli einläuten.

Pünktlich um 17:00 Uhr öffnen sich die Türen und die lange Warteschlange bahnt sich bei strömendem Regen den Weg ins Innere. Dieses Konzert ist seit einigen Wochen ausverkauft und die Halle ist so recht schnell mit rund 2000 Metalheads gefüllt.

Exakt eine Stunde später, um Schlag 18:00 Uhr, beginnen JINJER aus der Ukraine ihre Show und geben damit den Startschuss für insgesamt fünf Stunden Metal. Dass hier bereits die Schlagzeuge für zwei weitere Bands auf der Bühne stehen, schränkt die Bewegungsfreiheit der Band natürlich stark ein. Trotz dieser Umstände geben JINJER alles und bieten deftigen Metalcore mit einer Sängerin, die es sehr gut versteht, das Publikum mit Growls und Shouts anzufeuern. Eine wirklich starke Vorstellung. Nach rund 30 Minuten ist der Saal gut angeheizt und es muss lediglich das erste Schlagzeug von der Bühne geräumt werden, um Platz für TRIBULATION zu schaffen.

Mit der schwedischen Melodic-Black-Metal-Band TRIBULATION beginnt eine Horror-Show, die einen wirklich in den Bann zieht. Alle Bandmitglieder sind entsprechend geschminkt und gekleidet und liefern eine wirklich beeindruckende Darbietung in Sachen Show und Musik. Viel Bewegung und spielerisch anspruchsvolle Songs bringen die Fans ordentlich in Wallung. Es macht Spaß, dieser Band zuzuschauen, die es auch trotz immer noch enger Platzverhältnisse versteht, eine sehenswerte Show abzuliefern. Gebührend werden sie gefeiert und verlassen nach einer Spielzeit von ebenfalls nur 30 Minuten sichtlich zufrieden die Bühne.

19:00 Uhr – Bühne frei für WINTERSUN. Nun ist Melodic Death Metal aus Finnland angesagt. Die Mannen um Ex-Gitarrist und jetzigen Sänger Jari Mäenpää kennen nur eine Gaspedalstellung: Vollgas! Von Beginn stellen sie eindrucksvoll unter Beweis, dass sie verdientermaßen zu den Top-Acts im Melodic Death Metal gehören. zwei technisch brilliante Gitarristen, die sich abwechselnd mit teilweise genialen Soli duellieren, kompensieren den Wegfall von Jari an der Gitarre, das Instrument mittlerweile zugunsten des Mikrophons im Kasten lässt, gelungen. Nicht mehr durch die Gitarre an einen Mikrophonständer gefesselt, hat dieser sichtlich Bock, einen Song nach dem anderen abzufeiern. Soundtechnisch ist der gesamte Abend mit einem hervorragenden Tontechniker bestens aufgestellt.

Nach 45 Minuten ist die Meute für das nun anstehende Spektakel in Stimmung gebracht. Wenn die drei Vorbands auf den ersten Blick stilistisch auch nicht perfekt zueinander zu passen scheinen, wurde das Package zumindest qualitativ hochwertig und damit absolut gelungen geschnürt.

Es ist 21:30 Uhr und das Licht geht aus: Das Schlachtfeld ist vorbereitet für ARCH ENEMY! Flackernde Stroboblitzer begleiten das Intro und die Show kann beginnen.  ,,The World Is Yours“ ist der erste Song und die Band um Sängerin Alissa White-Gluz will gleich von Anfang an zeigen, warum das neue Album ,,Will To Power“ heißt.

Doublebass-Salven und heftige Gitarrenriffs malträtieren die Magengrube, während Alissa jedem im Saal klar zu verstehen gibt, wer hier den Ton angibt: Sie ist der lebende Beweis dafür, dass Stimmgewalt nichts mit Körpergröße oder Volumen zu tun hat. Wie ein Wirbelwind rast sie von einer Bühnenseite zur anderen, immer das Publikum im Blick und jederzeit ,,Herr“ der Lage. Es ist ihre unglaubliche Bühnenpräsenz, die permanent alle Blicke magisch anzieht. Aufgrund ihrer leichten Erkältung wurde ein absolutes Rauchverbot im Saal verhängt, welches von den Ordnern strikt durchgesetzt wird. Sehr gut nachvollziehbar, braucht sie doch eine funktionierende Lunge für den stimmlichen Einsatz. Alissa hat an diesem Abend genau diese unfassbare Power und sprüht förmlich vor Energie.

Doch die Performance beider Gitarristen, Jeff Loomis und Michael Amott, ist nicht minder sehens- und hörenswert: Die perfekt aufeinander abgestimmten Parts, kombiniert mit ihrem herausragenden spielerisches Können, sind auch heute ein Genuss. Schlageug und Bass sorgen derweil für die tiefen Frequenzen, die so schön in die Magengrube gehen.

ARCH ENEMY ist zweifelsohne eine der besten Melodic-Death-Metal-Bands – dies stellen sie heute Abend eindrucksvoll unter Beweis: Mit einem starken neuen Album im Gepäck liefern sie eine atemberaubende Show ab, die die Große Freiheit 36 in eine Sauna verwandelt: Die Zuschauer bekommen 90 Minuten volle Power geboten und feiern entsprechend jeden Song. Eine gute Mischung aus neuen aber auch älteren Stücken, kombiniert mit einer tollen Lightshow macht die Sache rund.

Nach insgesamt fünf Stunden Metal gehen 2000 beglückte Metalheads nach Hause. Sie haben die pure Power bekommen, ,,Will To Power“ eben. Mehr geht nicht. ARCH ENEMY hinterlassen ein Schlachtfeld, auf dem sie keine Gefangenen gemacht haben. Doch der Siegeszug der Schweden geht weiter. Es gilt ja noch einige Städte einzunehmen. Im Norden sieht man sie jedoch schon bald wieder: Auf dem Holy Ground in Wacken. Bis dahin ist Wunden lecken angesagt. 

Publiziert am von Rainer Hentschke

Fotos von: Rainer Hentschke

Ein Kommentar zu “Arch Enemy w/ Wintersun, Tribulation, Jinjer

  1. Tribulation war für mich eher ein einschläferndes cringefest als eine gelungene Darbietung, aber das ist ja Geschmackssache. Mit dem Rest geh aber absolut konform. Sehr geiles Konzert.

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