Arch Enemy - Deceiver Coverartwork

Review Arch Enemy – Deceivers

Mit bisher zehn Alben haben sich ARCH ENEMY eine beeindruckende Diskografie mit zahlreichen Tophits aufgebaut, nun folgt mit „Deceivers“ der elfte Streich. Auch, wenn seit dem 2017er „Will To Power“ kein neues Album erschien, ist die Band über die letzten Jahre gefühlt nochmal enorm gewachsen und hat sich selbst nicht nur auf den Melodic-Death-Metal-Thron erhoben, sondern gehört spätestens jetzt auch zur Speerspitze des modernen, extremen Metal.

Während „War Eternal“ (2014) als erstes Album mit den Neuzugängen Alissa White-Gluz und Jeff Loomis eine ebenso starke wie polarisierende Scheibe war, traten ARCH ENEMY mit „Will To Power“ etwas auf der Stelle: Viele der Songs wirkten gebremst, zu drucklos und zahm. Auch große Hits wie „The Eagle Flies Alone“ fehlte am Ende der Punch, der bei ARCH ENEMY bis dahin immer gegeben war. Spannung, Überraschungen, besondere Momente? Mangelware bis Fehlanzeige.

„After all is said and done, before a new day has begone“ singt White-Gluz im Opener „Handshake With Hell“ – eventuell ein kleiner Kommentar der Band in Richtung aller, die sie nach „Will To Power“ am Ende ihres steilen Aufstiegs wähnten? Der Track ist jedenfalls perfekt gewählt, um direkt zu Beginn klarzumachen, dass ARCH ENEMY noch viel zu sagen haben. Der Song mit seinem recht dämlichen Titel ist nämlich unheimlich fetzig und reißt mit seinem treibenden Rhythmus von Beginn an mit. Mit einer clean gesungenen Bridge und einem tollen Akustikpart bietet der Track zudem direkt Abwechslung und Überraschung – White-Gluz dürfte gerne noch öfter ihren Klargesang einsetzen, starke Leistung! Der gegrowlte Refrain bietet einen super Kontrast dazu, die Growls der Sängerin klingen außerdem voller, voluminöser und tiefer als auf ihren beiden bisherigen ARCH-ENEMY-Alben.

Schon „Will To Power“ zeigte eine Band, die sich versucht zu öffnen – falls die bereits angesprochene, damals fehlende Power der musikalischen Entwicklung geschuldet war, machen ARCH ENEMY auf „Deceivers“ in ihrer Weiterentwicklung viel richtig und strotzen nur so vor Energie. Ob beim thrashigen „Deceiver, Deceiver“, dem garstigen und straighten „House Of Mirrors“ mit flinken Gitarren oder dem für ARCH ENEMY mächtig old-schooligen, düsteren „Spreading Black Wings“ – die Power ist zurück. Der zuletzt genannte Track sorgt zudem mit einem melancholischen Refrain, flirrenden Gitarren und coolen Nevermore-Anleihen für Gänsehaut. Sollte Jeff Loomis hier wohl endlich mehr Mitspracherecht beim Songwriting haben? Riffs wie bei „Spreading Black Wings“ und vermehrte, klasse Soli über die gesamte Platte sprechen dafür, auch wenn Loomis weiterhin leider etwas unterfordert wirkt.

Den deutlichsten Schritt in ihrer Entwicklung aber zeigen ARCH ENEMY bei Songs wie „The Watcher“: Wenn sich feine Melodien mit gnadenlosen Thrash-Attacken die Klinke in die Hand geben, um danach einen schunkeligen Growl-Refrain mit heftigen Power-Metal-Vibes auszupacken, der sich sofort ins Ohr und die Tanzbeine schraubt, ist das ganz großes Kino. Nach dem direkten Synthesizerübergang zu „Poisoned Arrow“ überraschen akustische Gitarren und halbballadeske Melodien mit Hard-Rock-Charakter; der ruhige, melancholische Refrain setzt dem ganzen die Krone auf. ARCH ENEMY gehen hier einen ähnlichen Weg wie Amon Amarth und stoßen klassischem Heavy Metal und feinen Melodien die Tür ganz weit auf. Auch das abschließende „Exiled From Earth“ geht diesen Melodic-Death-Heavy-Metal-Hard-Rock-Weg und dürfte zweifellos eine der kommenden, großen Stadionhymnen von ARCH ENEMY werden.

„Deceivers“ ist ein Album voll von großen Songs, Hymnen und eingängigen Melodien. Auch, wenn die Power und die Energie wieder zurückkehren, macht die schwedisch-amerikanisch-kanadische Combo inzwischen Musik für die breite Metalmasse. Damit stehen ARCH ENEMY in gewisser Weise in einer Linie mit Bands wie Amon Amarth, In Flames oder Powerwolf – und das ist weder verwerflich noch schlimm. Trotz der Öffnung in Richtung Heavy/Power Metal sind ARCH ENEMY im Melodic Death Metal verwurzelt und bleiben sich damit treu. ARCH ENEMY sind aktuell eine der größten Nummern im modernen Metal und machen unterhaltsame, mitreißende Musik für große Hallen und Stadien. „Deceivers“ ist mit all den Qualitäten der Band ein bockstarkes Album mit durch die Bank guten bis sehr guten Songs geworden und zeigt überdeutlich, warum ARCH ENEMY diesen Status zurecht innehaben.

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Wertung: 8.5 / 10

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