Konzertbericht: Dimmu Borgir w/ Amorphis, Wolves In The Throne Room

28.01.2020 München, Tonhalle

DIMMU BORGIR und AMORPHIS – zwei Namen, die man mit einer langen Historie und hohem Ansehen in der Metal-Szene verbindet. In einem Satz wurden beide aber lange nicht genannt: Stilistisch wie auch im Hinblick auf ihre Fans liegen die Bands zumindest heutzutage doch sehr weit auseinander. Nun gehen beide auf gemeinsame Europa-Tour. Mit dabei sind die auch nicht eben intuitiv dazu passenden US-Black-Metaller WOLVES IN THE THRONE ROOM – ein spannendes, aber auch gewagtes Package.

Tatsächlich ist die Tonhalle München erst gut halbvoll, als WOLVES IN THE THRONE ROOM den Abend um kurz vor sieben Uhr eröffnen. Darüber, wie innovativ die Musik der Amerikaner ist, scheiden sich bekanntlich die Geister – das unermüdliche Touren hat WOLVES IN THE THRONE ROOM aber zumindest zu einer routinierten Live-Band werden lassen. Unterstützt von einer atmosphärischen Lichtshow und viel Nebel, sowie einem (von kurzzeitigen Rückkopplungen abgesehen) sehr differenzierten Klangbild können WOLVES IN THE THRONE ROOM nicht nur die wenigen eigenen Fans überzeugen, sondern kommen auch bei den Fans der heutigen Haupt-Acts gut an. Mit insgesamt drei Songs und einem langen Intro füllen sie die rund 35 Minuten Spielzeit durchaus unterhaltsam – länger hätte der Auftritt aber zumindest im Kontext des heutigen Konzertabends auch nicht sein dürfen.

  1. Born From The Serpent’s Eye
  2. Angrboda
  3. I Will Lay Down My Bones Among The Rocks And Roots

Schon das rundum stimmige Bühnenbild im „Queen Of Time“-Look lässt keinen Zweifel daran, dass AMORPHIS als gleichberechtigter Co-Headliner fungieren. Ein erster Eindruck, den der stürmische Jubel, mit dem AMORPHIS empfangen werden, ebenso unterstreicht wie der Auftritt selbst: Zur Feier ihres 30-jährigen Jubiläums in diesem Jahr haben die Finnen ihr Set mit einigen Klassikern gespickt: Die gerne gehörten Hits „Into Hiding“ und „Black Winter Day“ zählen ebenso dazu wie „Against Widows“ von „Elegy“ (1996) oder „Sign From The North Side“ vom Debüt-Album „The Karelian Isthmus“ (1992). In Kombination mit den quirligen „Queen Of Time“– Songs sorgen dieses eher simplen, Death-Metal-lastigen Nummern für einen bunten Stilmix, der alte wie junge Fans gleichermaßen zufriedenstellt. Nicht zuletzt, weil AMORPHIS gewohnt perfekt performen: Musikalisch bis aufs Hundertstel eingegroovt und trotzdem nicht im Negativen „zu routiniert“ gelingt es den gut gelaunten Finnen heute spielend, ihre Fans von der ersten bis zur letzten Minute mitzureißen.

Dass Fronter Tomi Joutsen sich mittlerweile auch Ansagen auf Englisch zutraut, gibt der Show den letzten Schliff – da verzeiht man dem sympathischen Fronter auch, dass er den Text zu „Wrong Direction“ noch immer vom Tablet ablesen muss. Nach 75 Minuten und dem obligatorischen Hit-Duo „House Of Sleep“/“Black Winter Day“ ist Schluss – und kaum vorstellbar, dass dieser Auftritt heute noch getoppt wird.

  1. The Bee
  2. Heart Of The Giant
  3. Bad Blood
  4. Silver Bride
  5. The Four Wise Ones
  6. Into Hiding
  7. Against Widows
  8. Sampo
  9. Wrong Direction
  10. The Golden Elk
  11. Sign From The North Side
  12. House Of Sleep
  13. Black Winter Day

Tatsächlich hatten DIMMU BORGIR weder mit „Eonian“ noch mit ihrem Auftritt im vergangenen Winter Werbung in eigener Sache gemacht. Dass die Besucherzahl heute zwar ordentlich, aber überschaubar bleibt, dürfte auch darauf zurückzuführen sein. Nachdem das Publikum in den ersten Reihen fast komplett durchgewechselt hat, bekommen DIMMU BORGIR – wie schon Amorphis – dennoch allen Support, den sie sich wünschen können: Die Fans machen alle aus dem großen Rockzirkus entlehnten Hey-Spielchen mit, quittieren die vielseitige Setlist aber auch mit dem einen oder anderen Moshpit. Und das zu Recht: War bei der letzten Show in München Song um Song im viel zu leisen und undifferenzierten Sound untergegangen, kommen Hits wie „Progenies Of The Great Apocalypse“ oder „Puritania“ im – wie schon bei Amorphis – heute perfekten Klangbild voll zur Geltung.

Dass sich DIMMU BORGIR keinen adäquaten Ersatz für ICS Vortex (beziehungsweise dessen kurzzeitigen Nachfolger Snowy Shaw) gesucht haben, ist schade: So kommt nach wie vor nicht nur Agnete Kjølsruds Stimme in „Gateways“, sondern der gesamte Klargesang vom Band. Das wird nicht zuletzt auch „Eonian“-Track „Council Of Wolves And Snakes“ zum Verhängnis, der trotz zusätzlichen Trommeln nur bedingt atmosphärisch rüberkommt. Sieht man von diesen kleinen Dämpfern ab, gibt es an der kraftvollen Darbietung der Norweger aber nichts auszusetzen. Da DIMMU BORGIR in ihren detailreich gearbeiteten Kutten zudem optisch ordentlich was her machen, die Lichtshow wieder spektakulär ausfällt und die Musiker augenscheinlich Spaß an ihrem Tun haben, vergeht auch diese zweite, mit knapp 70 Minuten minimal kürzere der beiden Headliner-Shows wie im Flug.

  1. The Unveiling
  2. Interdimensional Summit
  3. The Chosen Legacy
  4. The Serpentine Offering
  5. Gateways
  6. Dimmu Borgir
  7. Puritania
  8. Ætheric
  9. Council Of Wolves And Snakes
  10. Progenies Of The Great Apocalypse
  11. Mourning Palace

Als Fan beider Hauptbands hat man mit dem heutigen Abend definitiv den Jackpot gewonnen – besser hat man sowohl AMORPHIS als auch DIMMU BORGIR lange nicht gesehen. Da beide Shows jedoch auch als volle Headliner-Show durchgehen, dürften selbst Fans nur einer der beiden Bands den Ticketkauf nicht bereuen. Mit WOLVES IN THE THRONE ROOM ist sogar noch ein namhafter Support dabei – und erfreulicherweise auch nur einer. So endet dieser phantastische Konzertabend (anders als zuletzt so mancher Konzertmarathon) zumindest halbwegs arbeitnehmerfreundlich um kurz vor 23:00 Uhr.

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