Konzertbericht: Dornenreich

02.05.2015 Spectaculum Mundi

DornenreichM102Wenn eine Tour, die „Mystic Places 2015“ heißt und quer durch die Republik in Kirchen halt macht, ausgerechnet in der Landeshauptstadt des erzkatholischen Bayern in einem Jugendzentrum am Stadtrand gastiert, ist das zweifelsohne ein wenig skurril. Doch DORNENREICH wären nicht DORNENREICH, könnten sie nicht auch aus dieser Situation ein einmaliges Erlebnis machen.

Dass das Spectaculum Mundi im gerade zudem noch im Umbau befindlichen Jugendkulturzentrum Intermezzo alles andere als mystisch ist, macht der familiäre Rahmen, in dem der Konzertabend vonstattengeht, einigermaßen wett: Der schwarz abgehängte Raum ist mit Reihen und Bankgarnituren locker bestuhlt und bietet unter dezent kitschigem LED-„Sternenhimmel“ ein Ambiente, das mit dem normaler Konzerthallen nicht zu vergleichen ist.

DornenreichM104Wirklich mystisch wird der Ort jedoch erst durch das, was dann geschieht: Bereits während des Intros ist die Spannung, mit der das Publikum DORNENREICH erwartet, spürbar – und mit den ersten Tönen des den Reigen eröffnenden „Freitanz“ legt sich konzentrierte Stille über den Zuschauerraum.
Dass diese Selbstverständlichkeit überhaupt Erwähnung finden muss, ist eigentlich ein Armutszeugnis – wer DORNENREICH jedoch in den vergangenen Jahren (vor allem bei ihren Shows mit Metal- und Akustik-Teil) gesehen hat, weiß um die Einmaligkeit der Situation, finden sich in der Regel doch immer ein bis zehn undisziplinierte Konzertbesucher, die ihren Mund auch während der ruhigsten Passagen nicht halten können.

DornenreichM101Nicht so heute: Während Eviga und Inve sich von Song zu Song tiefer in Trance spielen, huldigt ihnen das Publikum mit der leidenschaftliche Aufmerksamkeit, die das Duo verdient hat. Der Synergie-Effekt ist nicht zu übersehen: Was für den Fan ungetrübten Musikgenuss bedeutet, beeindruckt auf der anderen Seite die Musiker so sehr, dass sie zu Höchstform auflaufen. Eviga, der seine Songs stets gefühlvoll darbietet, durchlebt die Stücke heute richtiggehend, während Inve ein seliges Grinsen ins Gesicht geschrieben steht. Doch nicht nur das „wie“, auch das „was“ begeistert: Im Mittelpunkt des Sets steht klar „In Luft geritzt“ von 2008, dessen Songs DORNENREICH über das Set verteilt ausnahmslos darbieten. Dazu haben DORNENREICH einige Stücke gepackt, die man bislang nicht oder nur selten als Akustik-Versionen zu hören bekommen hatte: Neben dem brandaktuellen Material von „Freiheit“ zählen dazu auch diverse alte Nummern wie „Innerwille ist mein Docht“ oder „Reime faucht der Märchensarg „.

  1. Freitanz
  2. Im ersten aller Spiele
  3. Des Meeres Atmen
  4. Meer
  5. Der Hexe nächtlich‘ Ritt
  6. Innerwille ist mein Docht
  7. Aufbruch
  8. Flügel in Fels
  9. Dem Wind geboren
  10. Urig
  11. Drang
  12. Unruhe
  13. Ich bin ein Stern
  14. Zauberzeichen
  15. Traumestraum
  16. Erst deine Träne löscht den Brand
  17. Sehnlauf
  18. Jagd
  19. Reime facht der Märchensarg

Nach eineinhalb Stunden regulärem Set sowie einem Zugabenblock von einer weiteren halben Stunde werden DORNENREICH mit Standing Ovations verabschiedet – alles andere wäre nach diesem nahezu perfekten Konzert auch eine Überraschung gewesen. Sicherlich, eine etwas stimmungsvollere Location wäre schön gewesen – mit ihrem heutigen Auftritt konnten DORNENREICH jedoch über jeden Zweifel erhaben unter Beweis stellen, dass die richtige Musik, von und vor den richtigen Leuten gespielt, jede Location zu einem „Mystic Place“ machen kann.DornenreichM103

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert