Konzertbericht: Dornenreich w/ Sarcasm Syndrome, Traitors To The Crown

24.07.2022 München, Backstage (Halle)

Der erste Sonntag des Free&Easy-Festivals im Backstage München steht ganz im Zeichen des Metal: Während im Backstage Werk The Iron Maidens aufspielen und im Club mit Ad Nemori, Ophis und Evoken Death/Doom geboten ist, bespielen DORNENREICH die räumlich und in Sachen Größe dazwischenliegende Backstage Halle – mit ungewöhnlichem Vorprogramm.

Waren die Österreicher zuletzt noch mit Perchta unterwegs, eröffnen heute TRAITORS TO THE CROWN – mit klassischem Modern Metal. Klargesang trifft auf brachiales Riffing, aber nur auf wenige offene Ohren: Bei knapp 60 Leuten in der stickig-heißen Halle funktionieren Ansagen wie „München, habt ihr Bock“ oder Aufforderungen zum Mitklatschen nur mäßig gut. Arbeitsethos und Qualität stimmen aber, und mit dem Wohlwollen der Anwesenden gelingt der Band trotz widriger Umstände eine ordentliche Show.

Nach 30 Minuten Umbau geht es um 21:00 Uhr mit SARCASM SYNDROME weiter. Das 1991 gegründete Quintett um Fronterin Petra hätte heute allerdings besser in den Club gepasst – nicht nur, weil die gekommenen Fans dort noch gut Platz gefunden hätten, sondern auch, weil der Mix aus Doom und Death Metal gut ins heutige Club-Billing gepasst hätte. In der großen, aber eben auch weitgehend leeren Halle wirkt die Band hingegen ziemlich verloren. Etwaige (nachvollziehbare) Enttäuschung lassen sich jedoch auch die Innsbrucker nicht anmerken: Mit vollem Elan spielen sie dich durch ihr 45-Minuten-Set. Eine musikalische Offenbarung ist zwar auch diese Show nicht – weniger als so manch gehypte Doom-Band haben SARCASM SYNDROME aber auch nicht drauf.

Während im anständig gefüllten Werk die Iron Maidens mit ihrer Cover-Show ordentlich für Stimmung sorgen, füllt sich die Halle zunächst nur langsam, als DORNENREICH um 22:15 Uhr mit „Im Strömen aus Verwandlung ein flackerloses Licht“ vom aktuellen Album „Du wilde Liebe sei“ (2021) ihr Set beginnen. Schade – allerdings nur für all jene, die daheimgeblieben sind: Vor schlussendlich rund 100 Fans liefern DORNENREICH nämlich eine in jeder Hinsicht bemerkenswerte Show ab.

Als vierter Mann mittlerweile unüberhörbar in die Band hineingewachsen, ist Heretoir-Mastermind Eklatanz nicht nur als Bassist, sondern auch als der Mann für Helms Gesangspassagen bei den älteren Songs und zu guter Letzt auch durch seine starke Bühnenpräsenz eine echte Bereicherung. Auch die heutige Setlist begeistert – schließlich gilt es, den 20. Geburtstag des Album-Klassikers „Her von welken Nächten“ zu feiern.

In bestem Sound und mit der DORNENREICHschen Emotionalität vorgetragenen, sorgen aber nicht nur die alten, sondern auch die neuen Stücke für frenetischen Jubel. Wie gut sich diese, bei aller „Andersartigkeit“ des Albums, live ins Set einfügen, überrascht dann doch. Dass die Österreicher bei dieser herausragenden Stimmung um eine Zugabe nicht herumkommen, ehe es zum geselligen Beisammensein mit den Fans an den Merch-Stand geht, ist klar – und „Trauerbrandung“ als krönender Abschluss darf an einem solchen Abend natürlich auch nicht fehlen.

  1. In Strömen aus Verwandlung ein flackerloses Licht
  2. Flammenmensch
  3. Jagd
  4. Eigenwach
  5. Ich bin aus mir
  6. Der Freiheit Verlangen nach goldenen Ketten
  7. Wer hat Angst vor Einsamkeit?
  8. Erst deine Träne löscht den Brand
  9. Der Hexe flammend‘ Blick
  10. Dein knöchern‘ Kosen
  11. Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz
  12. Trauerbrandung

Einer Vielzahl ungünstiger Parameter (Sonntag, Sommerabend, unpassende Vorbands und starke Konkurrenz) zum Trotz können DORNENREICH auch heute begeistern, indem sie unter Beweis stellen, dass es für eine perfekte Show nicht immer ein ausverkauftes Haus braucht: Bei der richtigen Band reichen die richtigen Fans. Warum allerdings ein Gratiskonzert (!) dieser Ausnahmeband nicht auf mehr Publikumsinteresse stößt, bleibt auch unter den gegebenen Umständen ein Rätsel.

 

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Ein Kommentar zu “Dornenreich w/ Sarcasm Syndrome, Traitors To The Crown

  1. Sarcasm Syndrome wurden hier mehr als wohlwollend beschrieben. Die waren für mich eher ne Comedyveranstaltung. Die Gesangsleistung mäßig, die Sängerin hätte in Eurythmie ne 6 bekommen für die eckige Körperperformance und der Basser sah aus als wäre er lieber woanders. Handwerklich solide, ansonsten aber eher n Ausfall. Ich hab mich aber gut amüsiert, auch wenn das vermutlich nicht die Intention der Band war.

    Bei Traitors to the Crown kam n Teil der Box definitiv aus der Konserve, der beste Song war tatsächlich die Ballade. Auch hier handwerklich solide und zumindest spürbar der Wille ne gute Show zu liefern.

    Dornenreich gewohnt großartig.

    Der Kommentar stellt nur meine persönliche Meinung dar und ist nicht mehr oder weniger Wert als andere Meinungen.

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