Konzertbericht: Eisbrecher w/ Maerzfeld

07.06.2013 Augsburg

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Den Auftakt zu „10 Jahre Eisbrecher“ feiern Alex Wesselsky und seine Mannen standesgemäß auch in ihrer Heimat. Rund 1,5 Jahre nach ihrem letzten Auftritt im Schwabenland beim Masters of Rock Antenne kehren die Deutschrocker im Rahmen des Grenzenlos Festivals zurück. Dabei präsentieren die Musiker wie schon zum Jahresabschluss in München 2012 eine bunten Querschnitt aus ihren fünf Studioalben. Dieser Mix profitiert in Augsburg besonders vom Open Air-Feeling und einem bestens gelaunten Kapitän Alex.

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Mit dabei haben die Brecher die nächste Generation aus dem weit gefassten Genre des Deutschrock: MAERZFELD. Diese sind seit einigen Monaten regelmäßig zu Gast im Süden Deutschlands und waren u.a. im Vorprogramm von In Extremo und Stahlmann zu sehen. Im Zentrum des Auftritts steht erwartungsgemäß erneut das Erstlingswerk der Musiker namens „Tief“. Wie sich herumgesprochen hat, sind MAERZFELD bereits durch ihr Rammstein-Coverprojekt Stahlzeit bekannt geworden. Und das kommt nicht von ungefähr: Sänger Heli Reissenweber ähnelt Till Lindemann nicht nur optisch, sondern auch stimmlich. Gewiss kein Nachteil, wenn Newcomer solche Assoziationen hervorrufen, aber risikoreich, wenn sie auf Dauer genau auf jene Parallelen reduziert werden. Wobei von „Neulingen“ bei MAERZFELD keine Rede sein kann: Durch ihre Erfahrung stellen die Musiker nach einigen Startschwierigkeiten erfolgreich den ersten Publikumsbezug her, obwohl das Sextett ohne nennenswerte Showelemente auf der großen Bühne bei Tageslicht schwächer wirkt als in überdachten Locations. So schaffen es MAERZFELD mit Songs wie „Spieglein“, „Ich flieg“ und der neuesten Videoauskopplung „Hübschlerin“ auf Dauer nicht, die Qualität ihrer vorherigen Support-Gigs zu erreichen. Auch die ruhigeren Kompositionen, in denen Heli nach eigener Aussage Gedanken über seinen Tod zu Papier gebracht hat, kommen unter freiem Himmel nicht richtig zur Geltung. Die fehlende Show offenbart darüber hinaus einige sprachlich fragwürdige Textstellen in vielen Liedern, über die bei entsprechender Verpackung eher hinweggesehen werden kann.

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Auf Auftritt der EISBRECHER beginnt anders als gewohnt: mit Tangoklängen. Dazu betritt Rosenkavalier Alex Wesselsky die Bühne und überreicht die Blume einer glücklichen Dame in der ersten Reihe. Der Opener „Exzess Express“ schlägt daraufhin musikalisch eine weniger romantische Gangart ein. Zum Auftakt ins Jubiläumsjahr halten EISBRECHER an ihrer Setliste fest: So feiert der „Antikörper“ sein umjubeltes Comeback in Augsburg, ebenso wie die rhetorische Frage „Kann denn Liebe Sünde sein?“. Der Deutschrock-Dampfer ist früh auf Kurs, so dass es vermutlich kaum jemandem aufgefallen wäre, dass mit Rupert ein neuer Bassist am Werk ist. Dieser ergibt auf der rechten Bühnenseite – genau wie Vorgänger Dominik – ein stimmiges Gesamtbild mit Gitarrist Jürgen. Auch beim gemeinsamen „Amok“-Tonnentrommeln könnte man meinen, dass hier eine jahrelang eingespielte Band am Werk ist.

Statt des akustischen Schlagerblocks meldet sich Kapitän Alex oftmals verbal zu Wort: So amüsiert er sich über die mediale Darstellung der präventiven Brust-Amputation bei Angelina Jolie und die Augsburger Allgemeine, welche „Schwarze Witwe“ als größten EISBRECHER-Hit anführt. Auch die Polizisten im Publikum werden vom Frontmann süffisant bedacht, zeigt er sich doch besorgt über die Lautstärke der Veranstaltung und mögliche schwerwiegende Folgen für ihn, nachdem der Neu-Neuburger erst kürzlich seinen Führerschein abgeben musste.

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So gelingt es Alex fernab der Musik für kurzweilige Unterhaltung zu sorgen. Im Gegensatz dazu schlägt das Sextett mit „Metall“ wenig später die härtesten Töne im gesamten Set an. Jener Song aus der 2012er-Edition von „Die Hölle muss warten“ überzeugt unter freiem Himmel deutlich mehr als in geschlossenen Hallen. Gewohnt gut funktionieren „Prototyp“, „Die Engel“ und „Heilig“ – welche gleichzeitig einen Bogen von älteren EISBRECHER-Scheiben zum letzten Studioalbum schlagen.
Dem regulären Setlistenabschluss „This is Deutsch“ widmet sich Alex erneut ausführlicher: So bittet er alle Anwesenden, auf erhobene Handydisplays zu verzichten und Livemusik wie früher einfach real mit den eigenen Augen und Ohren zu genießen. Und die Menge folgt ihm. Dadurch gelingt der Abschluss zur Zufriedenheit aller, untermalt von meterhohen Nebelsäulen im frühabendlichen Augsburger Himmel.

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Nach kurzer Pause geben die Brecher bei „Verrückt“ noch einmal richtig Gas, ehe bei „Miststück“ die Publikumsreaktionen ein letztes Mal getestet werden. Zwar erweisen sich einige Fans als wenig intonationssicher, doch ein kleiner Junge sorgt mit einem entschlossenen „Du bist ein Miststück“ für den Lacher des Abends. Mit dem Titeltrack des aktuellen Albums „Die Hölle muss warten“ endet das Konzert, welches als Auftakt in die Festivitäten zum Eisbrecher-Jubiläum als Erfolg gewertet werden darf.

Setliste:
Exzess Express
Willkommen im Nichts
Antikörper
Kann denn Liebe Sünde sein
Leider
Augen unter Null
Amok
Metall
Prototyp
Die Engel
Schwarze Witwe
Heilig
Ohne Dich
This is Deutsch

Verrückt
Miststück 2012

Die Hölle muss warten

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Publiziert am von und Uschi Joas

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