Konzertbericht: Eisbrecher w/ Unzucht

03.10.2017 München, Zenith

Neue Alben von EISBRECHER führen die Band zwangsläufig ins Münchener Zenith – so auch im Rahmen der „Sturmfahrt 2017“-Tour. Als Support sind UNZUCHT mit von der Partie. Für das Konzert wurde in diesem Jahr der Tag der deutschen Einheit ausgewählt, was zahlreiche Fans zum quasi Heimspiel in die Halle lockt. Sowohl Vorband als auch Headliner zeigen sich an diesem Abend in sehr guter Verfassung, was mit entsprechendem Enthusiasmus seitens der Zuschauer gewürdigt wird. Ein paar Überraschungen hat der Abend dann aber doch zu bieten.

Die Hannoveraner UNZUCHT sind mittlerweile auch kein unbeschriebenes Blatt mehr in der deutschen Rockszene. So können sie nach acht Jahren Bestehen bereits auf vier Studio- und ein Livealbum zurückblicken. Außerdem stehen Konzerte bei großen Festivals wie Rockharz, M’era Luna oder Masters Of Rock in der Agenda. Das neun Songs umfassende Set an diesem Abend startet mit „Die dunkle See“ zwar ordentlich, aber eher unspektakulär. Die bereits zahlreich erschienenen Besucher kommen erst mit der Bandhymne „Unzucht“ richtig in Wallung, die im heutigen Live-Gewand viel Kraft entfaltet. Aber auch „Neuntöter“ und das abschließende „Engel der Vernichtung“ können überzeugen. Die Songs sind nicht frei von platten Attitüden, machen aber dennoch fast durchgängig Spaß. Vor allem besticht die Band durch ihren charismatischen und agilen Frontmann Daniel Schulz, der sich vom Publikum immer wieder nach vorne pushen lässt. Kleine Abzüge gibt es für die Soundabmischung, die nicht immer astrein ist und wiederholt den Gesang verschluckt. Trotzdem ein solider Einstieg in einen Abend voller deutschsprachiger Rockmusik.

  1. Der dunkle See
  2. Widerstand
  3. Lava
  4. Unzucht
  5. Deine Zeit läuft ab
  6. Neuntöter
  7. Nur die Ewigkeit
  8. Ein Wort fliegt wie ein Stein
  9. Engel der Vernichtung

Mit einem lauten Knall fällt der Vorhang für die Show des heutigen Headliners: EISBRECHER starten in ihr Set mit dem Titelsong des aktuellen Albums „Sturmfahrt“, der die Anwesenden gemeinsam mit „Willkommen im Nichts“ stimmungsvoll auf den Abend einstimmt. Die Bühnenaufmachung ähnelt dem Schiff auf dem entsprechenden Cover, der Schlagzeuger sitzt erhöht auf einer Art Podest, während sich die restlichen Akteure um ihn scharen. Dabei nutzen vor allem Noel Pix, aber auch Frontmann Alexander Wesselsky die vollen Möglichkeiten und toben sich auf mehreren Ebenen aus. Erfreulicherweise haben es insgesamt sieben der neuen Songs in die heutige Setlist geschafft, die sich problemlos in das allseits bekannte Repertoire einbinden.


So überzeugt das Grauzone-Cover „Eisbär“ nicht nur durch seine rockige Interpretation, sondern auch durch die komplett in weiß gekleideten Musiker und den Kunstschnee-Einsatz. „Amok“ mit den typischen Fasstrommeln, das morbide „Prototyp“ oder das geradlinige „Himmel, Arsch und Zwirn“ bringen mächtig Bewegung ins Publikum. Hier lässt es sich Frontmann Wesselsky auch nicht nehmen sein persönliches Statement zu den Ergebnissen der aktuellen Bundestagswahl zu positionieren. Mit „Was ist hier los?“ und dem obligatorischen „This Is Deutsch“ geht der offizielle Teil des Abends kraftvoll zu Ende. Die Zugabenrufe lassen entsprechend nicht lange auf sich warten und EISBRECHER kommen diesem Wunsch gerne nach: „Verrückt“ und „Miststück“ geben nochmal ein anständiges Tempo vor, bevor die Musiker mit der aktuellen Single „In einem Boot“ die Gemeinschaft beschwören und den Auftritt zu einem versöhnlichen Ende führen.

  1. Sturmfahrt
  2. Willkommen im Nichts
  3. Das Gesetz
  4. Automat
  5. Fehler machen Leute
  6. Eisbär
  7. Amok
  8. So oder so
  9. Die Engel
  10. Prototyp
  11. Himmel, Arsch und Zwirn
  12. Wo geht der Teufel hin
  13. Eiszeit
  14. 1000 Narben
  15. Was ist hier los?
  16. This Is Deutsch
  17. Verrückt
  18. Miststück
  19. In einem Boot


Mit UNZUCHT liefert der frühe Abend eine sympathische Rockband, die gelegentlich mit einem undifferenzierten Sound zu kämpfen hat und die Zuschauer doch begeistern kann. EISBRECHER liefern in der Folge ein gewohnt qualitatives Set ab, das keine Schwachstelle offenbart. Überraschend ist nur das heutige Fehlen des Klassikers „Schwarze Witze“, was aber nicht weiter ins Gewicht fällt. Auch so begeistern sie das Publikum, das nach knapp drei Stunden Augen- und Ohrenschmaus das Zenith ersichtlich zufrieden verlässt, was durch zahlreiche fröhliche Gesichter erkennbar wird.

Publiziert am von Christian Denner

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