Konzertbericht: Fiddler’s Green w/ The Moorings

16.05.2019 Nürnberg, Löwensaal

Kurz vor ihrem dreißigsten Jubiläum bringen die Speedfolker von FIDDLER’S GREEN ihr Album „Heyday“ heraus, das mit der „Heyday Tour 2019“ sogleich bei 14 Konzerten beworben wird. Der ursprüngliche Termin in Nürnberg konnte krankheitsbedingt nicht gehalten werden, wurde aber am 16. Mai eingeschoben und damit nachgeholt. Wir waren für euch vor Ort.

Der Auftakt des Abends wird an THE MOORINGS aus Straßburg übergeben. Noch bevor der erste Ton erklingt, lässt das punkig-irische Auftreten der fünf Franzosen auf einen guten Start hoffen. THE MOORINGS liefern prompt einen gelungenen Mix aus Punk und irisch angehauchtem Folk und passen damit wie die Faust auf’s Auge als Vorband für diesen Abend. Die Band kommt angenehm authentisch und unkompliziert daher – die Jungs haben Spaß an ihrem Handwerk und holen das Publikum, das bunt gemischt aus Fiddler’s-Anhängern der (gefühlt) ersten Stunde und einem großen, sehr jungen Teil besteht, sehr gut ab. Mit „United We Stand“ bricht sofort das Eis. Trotz der relativ kurzen Auftritts ist die Bandbreite beachtlich: vom Punk über einen Shanty bis hin zum obligatorischen Worker-Song und einem französischen Stück, das nur durch das Akkordeon begleitet wird. Einziger – und leider sehr heftiger – Wermutstropfen ist die von Sänger DPhil angekündigte Überraschung: ein Lied mit schlecht verständlichem deutschen Text, das im Publikum teils irritierte Blicke zurücklässt und sich erst später als „Auf der Reeperbahn“ zu erkennen gibt. Sei’s drum, mit „Dancy Cargo“ ist der Fauxpas schon wieder verziehen, als die Bühne geräumt wird.

Zeit für FIDDLER’S GREEN – der Löwensaal ist wie erwartet komplett ausverkauft und die anfangs gute und kühle Luft muss schnell den vielen aufgeheizten Fans weichen. Der Einstieg in den Auftritt mit dem neuen „The Freak Of Enniskillen“ trifft genau ins Schwarze. „Slàinte“ kann das gut fortsetzen und wird passend – wie könnte es anders sein – von Albi mit einem Pint Stout zum Prost begonnen. Neben etlichen neuen Songs, die das Repertoire von FIDDLER’S GREEN hervorragend und frisch erweitern (vor allem die Singles „No Anthem“ und „One Fine Day“), sind es die obligatorischen Klassiker, die nicht fehlen dürfen. Das trifft besonders auf „The Night Pat Murphy Died“ zu, das vom Publikum regelrecht verlangt wird. Die Band wirkt dabei während der gesamten Show immer noch sehr passioniert statt pensioniert. Nach knappen 30 Jahren zusammen auf der Bühne ist es ziemlich beeindruckend, wieviel Authentizität zu spüren ist. Mit „Together As One“ wird auch an diesem Abend die Frage beantwortet, ob und wie es sich mit einstellender Routine spielen und auftreten lässt. „Limerick Style“ unterdessen bringt frischen Wind und Bewegung ins Publikum. Es entstehen Circle Pits und später bei „Rocky Road To Dunlin“ auch die Fiddler’s-typische „Wall of Folk“ – sehr zum Gefallen der Band.

Damit sich die zahlreichen Auftritte nicht zu stark ähneln, kommt Abwechslung durch kleinere Einlagen auf. Das ist zum einen ein Solo von Tobi auf der Fiedel und zum anderen ein Solo von Frank am Schlagzeug bzw. einer extra dafür aufgestellten – und sehr gut inszeniert – von nur einem Spot beleuchteten Trommel sowie einer Gießkanne, auf die Stefan allseitig eindrischt.Dem fällt allerdings die perkussive Treseneinlage von „John Kanaka“ zum Opfer. Das Lied wird zwar gespielt und stimmgewaltig vom Publikum unterstützt, allerdings nicht in der „gewohnten“ Art. Schlimm? Keinesfalls – einfach nur anders und damit eben nicht mehr gewohnt, sodass keine Routine aufkommen kann.

Alles in allem „liefern“ die Erlanger wieder einen erstklassigen Auftritt, der mit zwei Stunden auch noch sehr ausführlich ausfällt. Die Stimmung ist gut, das Licht und Bühnenbild stimmig und stets passend. Den Abschluss bilden „Old Dun Cow“ und „Cheer Up“. Während das Publikum den Refrain von letzterem lange weiter trägt und noch lange singt, verabschiedet sich die Band zum Schein – nur um im Anschluss drei Lieder nachzulegen. Während der Zugabe begeben sich THE MOORINGS ebenfalls noch einmal vor die Menge und steigen bei „Leaving Of Liverpool“ mit ein, das Albi und Phil Arm in Arm zelebrieren. Für „Blarney Roses“ holt sich die Band abschließend eine Riege aus Konzertbesucherinnen auf die Bühne. Das Konzert endet mit einem Konfettiregen, zwei zufriedenen Bands und einem erschöpften Publikum.Gibt es Kritik? Ja, ein bisschen – der Sound war zwar direkt vor der Bühne wirklich gut, allerdings bekam der Rang nur Bass und wenig Höhen, was Einiges an Stimmung nahm. Selbst die Ansagen zwischen den Liedern waren schwer zu verstehen. Trotz der nahezu dreißig Jahre auf dem Buckel klingen FIDDLER’s GREEN immernoch angenehm frisch, haben sich selbst immer wieder neu erfunden ohne sich dabei zu verlieren und bieten eine Show, die für ausverkaufte Säle sorgt und sowohl die eingefleischten wie auch jüngeren Fans mitnimmt in einen ausgelassenen Abend. Es bleibt zu hoffen, dass die Erlanger auch weiterhin Spaß an der Sachen haben, ihnen die Liedideen nicht ausgehen und damit noch viele weitere Konzerte wie das am 16.05. bevorstehen. Folk’s not dead, indeed.

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Fotos von: Andreas Brückner

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