Konzertbericht: Hatebreed w/ Skeletal Remains

21.08.2019 München, Bachstage (Werk)

Bei manchen Bands hat man das Gefühl, sie bleiben ewig jung. HATEBREED sind eine davon: Eben noch galten sie als Emporkömmlinge der etwas in die Jahre gekommenen Hardcoreszene, heute feiert die Truppe um den auch optisch jung gebliebenen Jamey Jasta als Vorreiter des New-School-Hardcore und feste Größe in der Szene ihr 25-jähriges Bandbestehen. Mit von der Partie, warum auch immer: die Death-Metaller SKELETAL REMAINS.

Dass Death Metal und Hardcore durchaus zusammenpasst, beweist nicht zuletzt Jesta selbst später am Abend im klassischen „Slowly We Rot“-Shirt von Obituary. Jetzt, um 20:00 Uhr, funktioniert Death Metal als Aufwärmübung für Hatebreed allerdings gar nicht. Zumindest nicht der von SKELETAL REMAINS. Vor gut acht Jahren gegründet, gerieren sich die vier Kalifornier wie blutige Anfänger: Über 40 Minuten spielen sie ihren fürchterlich gleichförmigen Death Metal der Marke „Hauptsache, es knödelt“ ohne Witz und Dynamik herunter. Kaum Ansagen, peinlich lange Pausen zwischen den Songs und die absolut statische Darbietung lassen im auch noch eher dünn besetzten Zuschauerraum kaum Stimmung aufkommen. Die willkürliche, viel zu bunte Lichtshow rundet den Eindruck eines 1.500er-Hallen-Äquivalents zur Juze-Show ab. Fast schon betroffen macht der Konzertabschluss, als SKELETAL REMAINS nach ihrem offensichtlich letzten Song so unkoordiniert ab- beziehungsweise zum Abbau übergehen, dass sie sich selbst um den Schlussapplaus bringen. So langweilig die Show auch gewesen sein mag: Die peinliche Stille im Raum, als allen klar wird, dass es jetzt auch schon zu spät zum Klatschen ist, wünscht man keiner Band.

Bei den Mega-Touren, an die man sich mittlerweile gewöhnt hat, ist es fast schon irritierend, dass nun bereits der Headliner auf die Bühne gehen soll. Was im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass irgendwer böse gewesen wäre, hätten HATEBREED um 21:00 Uhr weitergemacht. Dass es trotz abgeschlossenem Umbau noch bis 21:20 Uhr dauert, bis es losgeht, ist unverständlich und für alle, die an einem Mittwochabend nicht auf gemütliches Biertrinken, sondern auf Livemusik aus sind, ärgerlich. Selbst wenn in der Pause Amy Winehouse gespielt wird.

Wer nun denkt, die Stimmung wäre deswegen angeknackst, irrt gewaltig: Mit dem Einsetzen des ersten Songs rastet das mittlerweile mehr als anständig gefüllte Backstage Werk kollektiv aus. Allein, dass das Pubikum heute wieder so zahlreich erschienen ist, spricht für HATEBREED – schließlich haben sich Jasta und Konsorten zuletzt alles andere als rar gemacht. Nach der Persistence-Tour im Januar 2018, ihrem Auftritt auf dem Free&Easy 2018 sowie der Tour im Vorprogramm von Dimmu Borgir und Kreator Anfang diesen Jahres haben Fans heute bereits zum vierten Mal in nur knapp zwei Jahren die Chance, HATEBREED in München zu sehen.

Dass diese treuen Fans heute direkt steil gehen, verwundert nicht weiter, schließlich legen HATEBREED mit „Proven“ und „Live For This“ gleich mächtig vor. Im Folgenden decken HATEBREED, wie man das von einer ordentlichen Jubiläumsshow erwarten darf, quasi alle Veröffentlichungen ihrer Geschichte ab – ihr Durchbruchsalbum „Perseverence“ von 2002 sogar mit fünf Stücken. Dass das Material der Truppe aus Bridgeport, Connecticut auch nicht eben für Abwechslungsreichtum steht, macht (anders als bei Skeletal Remains) überhaupt nichts – bringen HATEBREED doch durch ihre groovenden Riffs, vor allem aber eine energiegeladene Show genug Dynamik in den Auftritt, um das Publikum bei der Stange zu halten. Das Ergebnis der Mühen: ein von Anfang bis Ende des Auftritts nicht enden wollender Circle-Pit, der lediglich von Zeit zu Zeit seine Struktur verliert und in einen wilden Moshpit ausartet, jedoch nie an Schwung verliert – selbst nach exakt 70 Minuten und dem krachenden Abschluss aus „Everyone Bleeds Now“ und „In Ashes They Shall Reap“ nicht.

  1. Proven
  2. Live For This
  3. Looking Down The Barrel Of Today
  4. As Diehard As They Come
  5. Honor Never Dies
  6. Destroy Everything
  7. Tear It Down
  8. This Is Now
  9. Smash Your Enemies
  10. Seven Enemies
  11. Empty Promises
  12. Perseverance
  13. Defeatist
  14. Not One Truth
  15. Last Breath
  16. To The Threshold
  17. Driven By Suffering
  18. Before Dishonor
  19. A Call for Blood
  20. I Will Be Hear
  21. Everyone Bleeds Now
  22. In Ashes They Shall Reap

25 Jahre, das klingt nach „alter Band“. Was HATEBREED heute abliefern, wirkt alles, nur nicht „alt“: Spielfreudig, voller Elan und mit mächtig Wumms zeigen Jamey Jasta und seine Mitstreiter, warum HATEBREED sich im letzten Vierteljahrhundert als Instanz im Hardcore etabliert haben. Starke Show – auf die nächsten 25 Jahre!

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