Konzertbericht: Hexenkessel 2005 (Fiddler’s Green w/ Saltatio Mortis, Haggard)

21.07.2005 Freilichtbühne Augsburg

Pünktlich um 20 Uhr begann das Hexenkessel Festival 2005 mit HAGGARD. Vom Musikstil her sind die Münchner bekanntlich sehr eigen, doch was mir letztes Jahr noch weniger gefiel, konnte mich dieses Jahr wirklich überzeugen. Die Mischung aus klassischen Instrumenten und E-Gitarren untermalt von entweder weiblich sanftem oder männlich hartem Gesang ist in dieser Form wohl einmalig. Leider war es zu Beginn des Konzerts noch sehr hell und die Besucher kamen auch erst nach und nach, so dass der Platz als Opener etwas undankbar war, doch Haggard machte meiner Meinung nach das Beste daraus. Im Vergleich zum letzten Jahr, als es bei Cumolo Nimbus noch fast still war, kam dieses Mal direkt am Anfang wenigstens etwas Stimmung auf. Als Programm bekamen die Zuschauer eine muntere halbstündige Mischung aus allen drei Alben serviert, die nie wirklich eintönig oder langweilig wurde.

SALTATIO MORTIS folgten nach einer kurzen Umbauphase und hatten mich sofort mit dem ersten Lied „Hör die Trommeln“ in ihren Bann gezogen. Auf CD stören mich die elektronischen Elemente manchmal sehr, doch live zündet die Band ein wahres Feuerwerk ab. Alea der Bescheidene besitzt als Sänger ein unglaubliches Charisma und zusammen mit dem Rest der Band versprühen Saltatio Mortis eine wahnsinnige Energie bei ihren Auftritten. Mich hat auf Anhieb niemand live so sehr begeistert, den ich vorher auf CD weniger mochte. Die einsetzende Dunkelheit tat ihr übrigens dazu, dass die gezündeten Spezialeffekte zusammen mit der Musik ungemein gut rüber kamen, da sie genau an den richtigen Stellen eingesetzt wurden. Die Ansagen von Lasterbalk dem Lästerlichen sind einfach nur zum Schießen, erinnern (zumindest mich) sprachlich sehr an Willy Astor und besitzen einen ganz eigenen Charme, der wunderbar zu dieser Band passt. Gemäß ihren zwei Gesichtern spielten Saltatio dieses Mal ihr rockiges Programm mit Highlights wie „Mea Culpa“, „Falsche Freunde“ und „Dunkler Engel“, die begeistert mitgesungen wurden. Einige Stücke vom kommenden Album „Des Königs Henker“ wurden ebenfalls vorgestellt und hinterließen einen durchweg guten Eindruck. Als Zugabe gab es „Junges Blut“ und „Eine Insel“, passend zur Augsburger Puppenkiste. Nach ca. 90 Minuten Vollgas verabschiedeten sich Saltatio Mortis schließlich vom Publikum, werden jedoch einigen mit diesem Auftritt in bleibender Erinnerung bleiben.

FIDDLER’S GREEN als Headliner des Abends hatten eine undankbare Aufgabe, denn sie mussten Saltatio Mortis‘ rundum gelungene Performance übertreffen, was ihnen aber (um es vorweg zu nehmen) nach kurzen Startschwierigkeiten gelang. Anfangs war es noch recht ruhig im Orchestergraben, doch nach den ersten paar Songs begann die gesamte Menge wie auf Kommando zu tanzen und zu singen. Beim Funkenflug letztes Jahr stand ich noch relativ weit weg von der Bühne und hörte die Jungs zum ersten Mal, was mir schon recht gut gefiel, da sie schon damals für gute Stimmung sorgten. Doch ganz vorne sind Konzerte der Fiddlers ein echtes Erlebnis und nochmals ein ganzes Stück weit besser. Sogar auf Publikumswünsche wurde eingegangen und das geplante Programm kurzfristig geändert, was ich so auch noch nicht erlebt habe. Zum Glück hielt das Wetter entgegen allen Prognosen und so rockten die Jungs fast zwei Stunden lang die Freilichtbühne, inklusive einiger Zugaben, so dass kein Fan nach insgesamt gut vier Stunden enttäuscht nach Hause ging. Egal, ob „Celebrate“, „Don’t come again“, „Shut up and dance“, „Queen of Argyll“ oder „Folk Raider“ – die Besucher waren stets auf den Beinen, genau wie die sechs Fiddlers auf der Bühne. Sänger Ralf „Albi“ Albers zog meiner Meinung nach zwar den Kürzeren im direkten Vergleich zu seinem Vorgänger, doch insgesamt rechtfertigten FG ihren Platz als Hauptakt des Abends voll und ganz. Besonders positiv ist die Tatsache, dass sich die Band im Gegensatz zu anderen nicht allein von ihrem Sänger abhängig macht, sondern alle Mitglieder gleichermaßen präsent sind. Ebenso wie von Saltatio Mortis gab es neues Zeug zu hören, was im bekannten Fiddlersklang die Anhängerschaft begeisterte. Musikalische Revolutionen wird man von ihnen und dem kommenden Album (im Herbst nächsten Jahres, wenn ich Ralf richtig verstanden habe) wohl nicht erwarten können, wozu es auch keinen Grund gibt.

Organisatorisch gab es dieses Mal keinerlei Grund zu klagen. Alles lief einwandfrei, bis auf einen offensichtlich betrunkenen Fan, der am Ende die Bühne erklomm und von der Security binnen weniger Sekunden entfernt wurde. Der Kontakt zum Veranstalter meinerseits war super. Stets nette und schnelle Antworten auf meine Fragen und ich hoffe sehr, dass ich auch nächstes Jahr wieder vom Hexenkessel berichten werde. Hoffentlich finden sich dann auch wieder mehr Zuschauer ein, denn im Vergleich zu 2004 war die Tribüne deutlich leerer, was wohl am unglücklichen Termin unter der Woche (Donnerstag) lag, während das Rote Tor letztes Jahr an einem Samstag gerockt wurde und fast ausverkauft war.

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