Konzertbericht: Judas Priest w/ Saxon, Uriah Heep

25.03.2024 München, Olympiahalle

Wie viele Jahrhunderte Rockerfahrung bekommt man auf eine Bühne?
Die „Metal Masters Tour 2024“: JA!


Mit URIAH HEEP (Bandgründung: 1969), SAXON (1979) und JUDAS PRIEST (1969) addieren sich immerhin schon auf die Bands heruntergebrochen beachtliche 155 Jahre – von allen involvierten Musikern gar nicht erst anzufangen. Doch die Tour ist auch der Beweis dafür, dass die alten Granden nach wie vor nicht wegzudenken sind: Alle drei Bands veröffentlichten nach wie vor relevante Alben – und die Tour ist schon vorab weitgehend ausverkauft.
So auch in München, wo man ebendies so recht noch gar nicht glauben mag: Als um 19:00 Uhr das Licht erlischt, sind auf den Rängen noch viele Plätze leer, und auch im Innenraum stehen die Fans nur im vorderen Drittel dicht an dicht.

URIAH HEEP 2024 in MünchenWer hier heute zu spät kommt, beraubt sich jedenfalls einer beeindruckenden Rock-Performance: Auf der im Stile des neuen Albums „Chaos & Colour“ (2024) grellbunt ausstaffierten Bühne zeigen URIAH HEEP von der ersten Minute, wie man Rock ’n‘ Roll zelebriert. Dabei ist schwer zu sagen, was mehr beeindruckt – die Stimmgewalt von Bernie Shaw oder der Sound: Anders, als man es bei Opening-Acts in der Olympiahalle sonst kennt, erklingen URIAH HEEP heute mit der vollen Wucht der Saalbeschallung. Zusammen mit den sympathischen, oft auf Deutsch getätigten Ansagen sorgt das im Publikum rasch für Stimmung. Den Rest besorgen die schmissigen Songs und die lupenreine Performance der Band, die die unschaffbare Aufgabe, 55 Jahre Rockgeschichte auf 40 Minuten zu komprimieren, mit Bravour meistert. Spätestens beim finalen Klassiker „Lady In Black“ von 1970 herrscht Gänsehautatmosphäre in der mittlerweile doch – völlig zu Recht – bis auf den letzten Platz gefüllten Halle.

  1. Save Me Tonight
  2. Grazed By Heaven
  3. Rainbow Demon
  4. Hurricane
  5. Free ’n‘ Easy
  6. Gypsy
  7. Easy Livin‘
  8. Lady In Black

SAXON 2024 in MünchenZu etwas untypischer Zeit (20:08 Uhr) überraschen SAXON die Fans mit ihrem Intro. Trotzdem sind rechtzeitig zum Opener „Hell, Fire & Damnation“ wieder alle auf ihren Plätzen, um die zweite britische Legende an diesem Abend zu feiern, als stünde hier der Headliner. Tatsächlich liefern SAXON aber auch genau so ab: Auf der nun schon nicht mehr ganz so voll gestellten Bühne präsentieren Peter „Biff“ Byford und Konsorten eine 50-minütige Werkschau mit starkem Fokus auf die 1980er-Jahre: Vom aktuellen Album gibt es, zusätzlich zum Opener, nur zwei Songs zu hören. Und die sind, neben „Sacrifice“ vom gleichnamigen Album von 2013, die einzigen SAXON-Stücke des heutigen Abends, die nicht wenigstens 40 Jahre auf dem Buckel haben. Das macht freilich gar nichts, denn wann wäre Heavy Metal besser gewesen als in den goldenen 1980ern? So wissen auch SAXON heute rundum zu überzeugen – wenngleich der Auftritt in Sachen Dynamik und Atmosphäre nicht ganz an den eben gesehenen von URIAH HEEP heranreicht.

  1. Hell, Fire And Damnation
  2. Motorcycle Man
  3. Sacrifice
  4. There’s Something In Roswell
  5. And The Bands Played On
  6. Madame Guillotine
  7. Heavy Metal Thunder
  8. Strong Arm Of The Law
  9. Denim And Leather
  10. Wheels Of Steel
  11. Princess Of The Night

JUDAS PRIEST 2024 in MünchenUm kurz vor halb Zehn wird zur weiteren Einstimmung kurz Black Sabbaths „War Pigs“ angespielt, ehe die majestätische „Invincible Shield Anthem“ erklingt. Der Einstieg in den folgenden JUDAS-PRIEST-Auftritt wird allerdings vom Sound eingebremst: Erstmalig am heutigen Abend fehlt den Gitarren die Durchsetzungskraft – dafür knallen die Tom-Trigger von Scott Travis‘ Drumkit ohrenbetäubend. Auch, dass Rob Halfords Stimme mit enorm viel Hall unterstützt ist, ließe sich in Sachen Klangbild noch anmerken – schlussendlich ist all das aber irrelevant: Hier steht der „Metal God“ leibhaftig, und das in für sein Alter von 72 Lenzen bemerkenswerter Form: Vielleicht reicht seine Stimme nicht mehr ganz über die 4½ Oktaven, die ihn zur Legende werden ließen – dennoch singt Halford beeindruckend kraftvoll. Mitunter sogar fast zu kraftvoll: Insbesondere beim Klassiker „Painkiller“ klingt er fast ohrenbetäubend schrill.JUDAS PRIEST 2024 in MünchenDass die Stilikone nach fast jedem Song hinter der Bühne verschwindet, hat weniger mit Erschöpfung als mit seinem Faible für Outfitwechsel zu tun: Wo andere betagte Granden des Heavy Metal sich zwischendurch minutenlang durch Verschnaufpausen-Soli vertreten lassen, liefert die Stilikone des Leder-und-Nieten-Metal fast ohne Pause eine 90-Minuten-Show ab.

JUDAS PRIEST 2024 in MünchenDer fehlt es wahrlich an nichts: Die größten Hits wie „Breaking The Law“, „Living After Midnight“, „You’ve Got Another Thing Comin’“ oder „Hell Bent For Leather“, zu dem Halford stilecht die Reitgerte schwingend auf dem Motorrad einfährt, gibt es natürlich ebenso zu hören wie immerhin drei Songs vom eben erst erschienenen, vielgefeierten Album „Invincible Shield“. Insbesondere dessen Titeltrack erweist sich als echter Kracher – schade ist allerdings, dass es die Single „The Serpent And The King“ nicht ins Set geschafft hat. Etwas schade ist auch, dass Scott Travis in seiner einzigen Ansage des Abends nicht mehr einfallen mag, wo JUDAS PRIEST am Vortag ihre erste Deutschland-Show gespielt hatten (Frankfurt): So lässt „Yesterday we were in … today we are in Munich“ das darauffolgende Lob für das Publikum etwas hohl klingen – denn vermutlich ist es für JUDAS PRIEST schon in Dortmund egal, wo sie heute waren. Aber wer will es ihnen verdenken: Tour-Tage sind bekanntermaßen Murmeltiertage. Wichtig ist nur, was Rob Halford am Ende der Show nicht zu sagen vergisst: „The PRIEST will be back!“

JUDAS PRIEST 2024 in München

  1. Panic Attack
  2. You’ve Got Another Thing Comin‘
  3. Breaking The Law
  4. Rapid Fire
  5. Sword Of Damocles
  6. Love Bites
  7. Saints In Hell
  8. Crown Of Horns
  9. Turbo Lover
  10. Invincible Shield
  11. Sinner
  12. You Don’t Have To Be Old To Be Wise
  13. The Green Manalishi (With The Two Prong Crown) (Fleetwood-Mac-Cover)
  14. Painkiller
  15. The Hellion
  16. Electric Eye
  17. Hell Bent For Leather
  18. Living After Midnight

Mit knapp 90 € (Stehplatz Innenraum) ist die „Metal Masters Tour 2024“ keine billige Angelegenheit – für das Gebotene und heutige Verhältnisse aber mehr als fair bepreist. Dieses Billing liest sich nicht nur spektakulär, sondern es hält auch von der ersten bis zur letzten Minute, was es verspricht. Frustrierend sind, wie zuletzt so oft, einzig und allein die Preise am Merch: Bei völlig überzogenen 45 € für’s Tourshirt verblasst selbst die schönste Konzerterinnerung schneller, als einem lieb sein könnte.

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8 Kommentare zu “Judas Priest w/ Saxon, Uriah Heep

  1. „Bei völlig überzogenen 45 € für’s Tourshirt“.. könnte einem auch bewusst sein, dass das Geld heute nicht mehr mit Musikverkäufen, sondern mit dem Merchandising verdient werden muss. Und der Ticketpreis ist mit 90 Euro für ein Triple nun wirklich günstig angesetzt.

    Bei Priest hatte ich den Eindruck, das deutlich in die Jahre gekommene Publikum war sichtlich müde geworden. Traurig dabei, während kaum noch jemand die Arme zum Mitmachen hebt, geht Filmen doch immer…

  2. ich kann denn Bericht voll und ganz zustimmen ich war von Anfang an in der ersten Reihe alle 3 Rock Legenden auf einer Bühne wird es nee mehr geben bin Baujahr 1970 und mit Judas Priest Saxon zusammen Aufgewachsen war Mega Konzert von der 1 bis zur letzten Minute einfach unvergesslich Judas Priest verbindet viel in meinem Leben und war einer der 1 Gruppen von denn Metel bis Ins Leben gerufen hat ohne Worte einfach Genial Gruß Marco Schmitt aus Bayern

  3. Ich kann den anderen Kommentaren nur zustimmen. Diesmal dachte ich tatsächlich dran, dass Oropax vielleicht doch ne sinnvolle Sache sein könnten.

    Ich mag an Priest, dass diese immer grandiosen Support mitbringen. SAXON hätten gern länger spielen dürfen. Das neue Album ist echt gelungen.

  4. Stimme dem Bericht grösstenteils zu.
    Fand vor allem die Vocals bei Priest (Rob’s Sceams) zu laut eingestellt, die Gitarren hätten etwas mehr Durchschlagskraft vertragen können.
    Da war bei Saxon der Sound viel besser, Bässe brachial.
    Bei Uriah Heep u Saxon war auch die Stimmung von Band zu Publikum besser. Bei Priest wurden die Songs einfach so hingeschmissen, zack zack … Intros von Saxon und Heep waren super, von Priest das Vorgeplänkel (Black Sabbath) nicht jedermanns Geschmack.

  5. Leider viel zu laut, teilweise deutlich über dem Maximum, was der PA Anlage gut tut und leider auch nicht besonders gut gemixt.
    Aber ansonsten eine gute Show und der Preis ist in der heutigen Zeit okay für diese 3 Bands.

    1. Wahrscheinlich zu Alt …
      🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣
      Wenn man auf ein Judas Priest / Saxon Konzert ist eben laut..
      Ich war in Dortmund fand es angenehm..
      Fand alle 3 Bands super..
      🤘🤘🤘🤘🤘🤘🤘🤘🤘🤘🤘

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