Konzertbericht: Laibach

07.12.2014 Nürnberg, Rockfabrik Mainhall

Laibach headerEs gibt Bands, zu deren Konzept passt einfach keine Vorband. Die slowenischen Monumental-Retro-Avantgardisten LAIBACH zählen definitiv dazu. Denn mag sich Stil und thematische Ausrichtung der bereits 1984 als musikalischer Ableger des interdisziplinären Kunstkollektivs Neue Slowenische Kunst begründeten Formation auch mit den Jahren gewandelt haben, hat man es dennoch bei LAIBACH auch 2014 mit einer so eigenwilligen wie einzigartigen Band zu tun.

So beginnen LAIBACH den Abend als erste und einzige Band um kurz nach 20:00 Uhr mit „Eurovision“ von ihrem aktuellen Album „Spectre“. Schnell wird klar, dass zunächst nur neues Material auf dem Programm steht: Untermalt von einer schlichten, aber eindrucksvollen Lichtshow sowie ebenfalls eher einfach gehaltenen Visuals bieten LAIBACH zunächst ihr komplettes aktuelles Album „Spectre“ (in geänderter Songreihenfolge) dar. Dass der Auftritt dabei eher einer Theaterinszenierung denn einem Livekonzert gleicht, hat mehrere Gründe.

Laibach 2014 01Zum einen hebt die extrem hohe Bühne in der Nürnberger Rockfabrik die Musiker nicht nur räumlich vom Publikum ab: Schon um die Bühne voll überblicken zu können, muss das Publikum mehrere Meter Abstand halten. Für perfekte Theater-Stimmung fehlt eigentlich nur die Bestuhlung – und wenn mans recht bedenkt, wäre eine solche heute nicht einmal fehl am Platz.

Zum anderen zeigen LAIBACH kein Interesse, mit dem Publikum in direkten Kontakt zu treten. Ganz im Gegenteil: Mit ausschließlich und offensichtlich vom Band abgespielten Paradebeispielen leerer Worthülsen wie „You are the best audience – we love you“ perseflagieren LAIBACH klassische Band-Publikums-Interaktionsmuster – ein verbliebener Rest Gesellschaftskritik? Das Publikum jedenfalls spielt das Spiel bis hin zu den weihnachtlichen „Ho-Ho“- und „Ho-Ho-Ho“-Call-And-Response-Rufen mit – oder fällt darauf herein? Bei LAIBACH schwer zu sagen …

Nach einer Dreiviertelstunde überraschen die Slovenen ihr Publikum erneut: Die Band verlässt die Bühne zu einem zehnminütigen Intermezzo. Laibach 2014 03

Die Wartezeit wird mit Walzer vom Band und einem Countdown auf der Leinwand gefüllt, ehe es mit der (natürlich ebenfalls eingespielten) Ansage „And now to something completely different“ weiter geht. Wer sich von diesem zweiten Teil jedoch wirklich alte Klassiker erhofft, muss sich mit „Leben – Tod“ von „Opus Dei“ zufriedengeben. Den Rest der zweiten Sethälfte füllen LAIBACH mit ihrer Interpretation der Deutschland-Hymne („Germania“), dem Soundtrack-Song „Under The Iron Sky“ und diversen Coversongs.

Nicht schlecht, die großartige Atmosphäre von Teil eins können LAIBACH damit jedoch nicht noch einmal in gleicher Intensität aufleben lassen.

Nach einem weiteren Abgang liefern LAIBACH neben dem neu interptierten Serge-Grainsbourg-Stück „Love On The Beat“ noch ihre Hits „Tanz mit Laibach“ und „Das Spiel ist aus“ nach, bevor die Show bei einer Spielzeit von stattlichen eineinhalb Stunden ihr Ende findet und sich Bandleader Milan Fras und „Mrs. Untouchable“, Mina Špiler, schließlich doch noch zu einer kurzen Verbeugung vor dem Publikum durchringen.Laibach 2014 02

Setlist LAIBACH:
01. Eurovision
02. Walk With Me
03. Americana
04. We Are Millions And Millions Are One
05. Eat Liver!
06. Bossanova
07. Koran
08. The Whistleblowers
10. No History
11. Resistance Is Futile
— Intermezzo (10 Minuten)
12. Germania
13. B Mashina (Siddharta-Cover)
14. Under The Iron Sky
15. Leben – Tod
16. Warme Lederhaut (The-Normal-Cover)
17. Ballad Of A Thin Man (Bob-Dylan-Cover)
18. See That My Grave Is Kept Clean (Blind-Lemon-Jefferson-Cover)

19. Love On The Beat (Serge-Gainsbourg-Cover)
20. Tanz mit Laibach
21. Das Spiel ist aus

Dass LAIBACH sich 30 Jahre nach ihrer Gründung derzeit vielleicht auf dem Höhepunkt ihrer Karriere befinden, beweist schon allein der Zuschauerandrang: Für einen Sonntagabend ist die Rockfrabrik Mainhall trotz des Ticketpreises von über 25€ durchaus gut gefüllt. Mit ihrer anderthalbstündigen Show werden LAIBACH den hohen Erwartungen im Gegenzug vollends gerecht: Ein Auftritt, der definitiv in Erinnerung bleibt!

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