Konzertbericht: Meshuggah w/ Decapitated, CB Murdoc

2012-12-06 München, Backstage Halle


Der Nikolaustag hat mit Meshuggah und Decapitated ein besonderes Geschenk nach München gebracht. Die Anreise war allerdings eine Herausforderung, denn Schnee und Eis haben viele Straßen der Stadt in einen Parkplatz verwandelt. Trotzdem bin ich früh genug da, um einen Eindruck vom Publikum zu bekommen: Das Etikett “Metal-Nerds” drängt sich mir auf. Auch der Anteil akkurater Kurzhaarfrisuren ist gefühlt höher als bei anderen Metal-Konzerten. Meshuggahs Fanbase ist heterogen.


Ich kann nur mutmaßen, dass es am Wetter liegt, dass die ohnehin eher kleine Backstage Halle kaum gefüllt ist, als CB MURDOC die Bühne entert. Unbeeindruckt vom geringen Andrang legen sie mit roher Energie los. Schnell wird klar, dass der Main Act möglicherweise die langsamste Band des Abends wird, denn CB MURDOC haut der noch kleinen Schar einen saftigen Hardcore/Metal-Mix um die Ohren. Und sie schaffen sie es schnell, das Publikum zu gewinnen. Diese Jungs sollte man im Auge behalten. Leider muss CB MURDOC schon nach einer kurzen halben Stunde Spielzeit die Bühne räumen, und ich stelle verwundert fest, dass es gerade mal 20:35 Uhr ist.


Rechtzeitig für DECAPITATED ist die Halle dann auch gut gefüllt. Ein kurzer abschließender Soundcheck nach der Umbaupause, dann geht’s los mit einem atmosphärischen Intro. Die Polen halten sich ebenfalls nicht groß mit Ansagen auf und lassen ihre Musik sprechen. Und das deutlich! Von Anfang an wird das Gas durchgetreten. Vogg, Gründer und alleiniger Gitarrist, lässt keinen Moment lang die zweite Gitarre vermissen. Auch der Sound ist heute gut, so dass das präzise Hochgeschwindigkeitsspiel klar ‚rüberkommt. So macht Technical Death Spaß! Das Publikum ist schnell auf DECAPITATEDs Seite, nicht zuletzt weil Rasta, der Sänger, den Kontakt zur ersten Reihe sucht und die Meute immer wieder anfeuert. Sogar die hochgereichte Nikolausmütze setzt er kurz auf, glücklicherweise aber nur für wenige Sekunden. Da passt die fiese, langsame Kopf Ab!-Geste mit dem Finger über den Hals doch besser in die Bühnenshow.


Auch die nächste Umbaupause ist angenehm kurz. Zum Intro von “Obsidian” entern MESHUGGAH die dunkle Bühne und stehen bereit, bis es urplötzlich ähnlich schnell weitergeht, wie Decapitated aufgehört haben. Von wegen langsamste Band des Abends! Im Gegensatz zum atemlosen Furor des vorangegangenen Quartetts hat MESHUGGAHs Musik eher etwas Unerbittliches und Kaltes. Wie eine gut geölte, asynchron und tieffrequent rumpelnde Maschine walzt sie über das Publikum hinweg. Nach jedem Stück habe ich den Eindruck, die Fans müssten erst einmal Luft holen und wieder zu sich kommen, bevor geklatscht und gejohlt wird und die Metalgabeln hochgehen. Auch Headbanging sehe ich nicht allzu viel, dafür sind Thomas Haakes Bassdrum-Figuren zu vertrackt. Dafür wird schon nach wenigen Minuten der erste Crowdsurfer nach vorne durchgereicht.
Als MESHUGGAH etwas Tempo herausnehmen, kommen wieder jazzige Momente durch und gönnen dem Publikum eine kurze Pause, bevor es wieder mit gnadenloser Wucht nach vorne geht. Die Jungs ziehen keine große Show ab auf der Bühne, was mit Sicherheit auch an der anspruchsvoll zu spielenden Musik liegt. Wildes Herumturnen passt sowieso nicht zur durchgeplanten und präzise umgesetzten Musik MESHUGGAHs. Frontmann Jens Kidman macht nicht viele Worte und spricht das Publikum erst vor der Zugabe an: “Shut the fuck up!” – “No, I mean the opposite!”.
Die Schweden lassen sich dann auch nicht lange bitten und spielen zwei weitere Songs – das Publikum belohnt es mit einem großen, heftigen Moshpit, bevor das Konzert mit „Dancers To A Discordant System“ sein Ende findet und MESHUGGAH eine erschöpfte Menge mit zufriedenen Gesichtern in die klirrend kalte Münchner Nacht entlassen.

Setlist MESHUGGAH:
—Intro (Obsidian)
01. Demiurge
02. Pravus
03. Combustion
04. Glints Collide
05. Lethargia
06. Do Not Look Down
07. The Hurt That Finds You First
08. Catch 33
09. Bleed
10. New Millennium Cyanide Christ
11. I Am Colossus
12. Rational Gaze
13. Future Breed Machine
14. Dancers To A Discordant System

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