Konzertbericht: Mono Inc. w/ Lord Of The Lost

2011-05-13 Backstage Halle, München

In Zeiten von Dolby Digital 5.1. und Dolby Surround sorgt „Mono“ für ähnliche Begeisterungsstürme wie das Wort „Kassette“ nach Markteinführung der CD. Doch im Fall der Goth-Rocker Mono Inc. trügt der Schein: facettenreich und energiegeladen war die Show im Rahmen der Viva Hades-Tour im Münchner Backstage. Allerdings hinterließ der knallharte Tourplan der letzten Jahre seine Spuren bei den Newcomern.

LORD OF THE LOST waren als Support zunächst eine angenehme Überraschung, hatten die Veranstalter sich doch ausnahmsweise für eine genreähnliche passende Band entschieden, die aktuell wie z.B. Mono Inc. vor drei Jahren im Vorprogramm von ASP eben noch ein paar Stufen unter dem Headliner steht. „Pussy-wetting Goth Rock“ ist zudem nicht die schlechteste Vermarktungsschiene für diese Musik, besonders wenn man bzw. eher frau einen Blick auf Frontmann Chris „The Lord“ Harms wirft, bei dem lediglich ein rotes Shirt nicht so recht ins Bild passte. Die Songs von Lord Of The Lost waren hingegen überaus eingängig und teils sogar etwas mystisch angehaucht. Stimmlich überzeugte Harms mit seiner Mischung aus sanfter Eindringlichkeit und teils roher Gewalt. Ein besonderes Highlight war die Metal-Gröhl-Coverversion von Lady Gagas „Bad Romance“. Insgesamt machten LotL ganz eindeutig Lust auf ihre erste eigene Headlinertour im kommenden Herbst.

Nach einer etwas langen Umbaupause hieß es dann „Welcome to the World of Mono Inc.“ – und wie gewohnt schoss Sänger Martin Engler als letzter hinter einem Vorhang auf die Bühne, um mit „Admiration Hill“ vom neuesten Longplayer „Viva Hades“ in einer Robe gekleidet den Abend gebührend einzuleiten. Es waren kleinere Unterschiede zur letztjährigen „Voices of Doom“-Tour wie eben jenes weiße Tuch, welches anfangs den Blick auf die Bühne verhüllte, die zeigten, dass Mono Inc. auch im Hinblick auf ihre Bühnenshow zugelegt haben. Diese ist größtenteils einfach wie effektiv: Bei „A Love That Never Dies“ sah man die Schatten von Gitarrist Carl Fornia und Bassist Manuel Antoni hinter weißem Stoff auf vertikal positionierte Drumsets neben Schlagzeugerin Katha Mia trommeln, während Martin direkt unter dem Schlagzeug sitzend die Ballade sang. Später gab es sporadisch ein paar Explosionen, doch diese hätte man nicht nur auf Grund der unerwartet ausgeprägten Lautstärke in der ausverkauften Halle gerne weglassen können. Gleiches gilt für die alternativen Bühnenoutfits, welche auf dem „Viva Hades“-Cover gewöhnungsbedürftig und live nicht wirklich stimmig aussehen.

Zentral beibehalten wurde glücklicherweise der Akustikpart mit Sänger Martin und seiner Gitarre auf einem schlichten Hocker am Bühnenrand. Der charismatische Frontmann nutzte diese Verschnaufpause für eine Anekdote über die Vergänglichkeit des Lebens und leitete damit spielerisch zu „When All My Cards Are Played“ über. Anschließend sprach er von einer (fiktiven) Begegnung mit Johnny Cash, der ihm die Takte für „Voices Of Doom“ quasi freundlicherweise zuspielte, welches nun zusammen mit dem lautstarken Publikum kurz angestimmt wurde. Erwartungsgemäß endete die Gitarreneinlage mit dem Iggy Pop-Cover „The Passenger“ nebst musikalischer Früherziehung mit (versuchtem) Kollektivklatschen auf 2/4. Nachdem der Publikumsgesang dazu trotz vergleichsweise einfachem Text arg daneben ging, ließ sich Martin zu einem einfachen wie wahren „Nicht jeder kann singen“ hinreißen und erntete dafür tosenden Applaus.
Allgemein hielt sich die Stimmung in der bayerischen Landeshauptstadt des ganzen Auftritt über auf einem sehr beachtlichen Niveau. So fiel es nur sehr selten auf, dass Mono Inc. nach gefühlten zwei Jahren pausenloser „Roadshow“ nicht mehr ganz so frisch und rastlos wie auf ihrer ersten Headlinertour 2010 rüberkamen, als wirklich jeder Song von der ersten Sekunde an zündete. Durch die sehr geschickte Songauswahl und die eingangs erwähnten Showelemente konnte dies aber bestens ausgeglichen werden. So folgten dann in der zweiten Konzerthälfte mit dem atmosphärischen „If I Fail“ und dem melodisch-rockigen „This Is The Day“ auch die besonders bei langjährigen Fans etablierten Klassiker, bevor mit der bandinternen Hymne „Voices of Doom“ in der Rockversion schließlich langsam das Ende eingeläutet wurde.
Erst dort wurde ein klarer Unterschied zum Freisinger Konzertpublikum voriges Jahr deutlich, denn damals erklangen sofort nach den letzten Gitarrenriffs laute „Get Some Sleep“-Sprechchöre. Anno 2011 fehlten diese nur wenige Kilometer südlich gänzlich und so spielten Mono Inc. den allerletzten Song dieses Mal mit etwas weniger Feierstimmung. Abgesehen davon verließen die Besucher anschließend ein fulminantes Konzert, welches trotz mono wie monoton im Namen mit guter Akustik sowie einer Menge ansteckender Begeisterung zu unterhalten und gleichermaßen zu überzeugen wusste.

Setliste Mono Inc.:
01. Admiration Hill
02. Forgiven
03. My Sick Mind Tv
04. A Love That Never Dies
05. Comedown
06. Gothic Queen
07. Viva Hades
08. Avalon
09. When All My Cards Are Played (acoustic)
10. Voices of Doom (acoustic 1st verse+chorus)
11.The Passenger
12. Sleeping My Day Away
13. If I Fail
14.This Is The Day
15. Temple of the torn (+Drum solo)
16. Revenge
17. Voices of Doom

18. Symphony of Pain

19. In My Heart
20. Get Some Sleep

Publiziert am von und Uschi Joas

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert