Konzertbericht: Nile w/ Hate Eternal, Vitriol, Omophagia, Fallcie

16.09.2019 München, Backstage (Halle)

Vier Jahre haben sich NILE Zeit gelassen – mit ihrem neuen Album, das unter dem Titel „Vile Nilotic Rites“ dieser Tage erscheint, und in der Folge mit einer Clubtour. Nun kehren die ägyptisch inspirierten Amerikaner endlich zurück. Mit HATE ETERNAL, VITRIOL sowie wechselnden Supports. In München darf sich das Publikum auf stolze fünf Bands freuen.

Weniger Grund zur Freude haben allerdings die ersten in der Reihe, FALLCIE, die früher unter dem Namen Nu-Nation aktiv waren. Obwohl die Metalcore-Band um Sängerin Valentina Lavrinenko aus dem fernen St. Petersburg stammt, müssen sie den undankbaren ersten Slot belegen: So haben die Russen zwischen 18:30 und 19:00 nicht nur wenig Zeit, sondern auch erst höchstens 50 Fans vor der Bühne. Ob sich der Aufwand wirklich lohnt, sei dahingestellt.

Etwas besser sieht es bei OMOPHAGIA aus Zürich aus: Mit Hemd, Krawatte und Anzug ordentlich in Schale geworfen bieten die Schweizer den mittlerweile rund 80 Fans eine beeindruckende Tech-Death-Vorstellung: Komplexe Gitarrenspuren, imposantes Drumming und die Tatsache, dass man nach dem Rhythmusgefühl der Musiker eine Atomuhr stellen könnte, wissen schwer zu beeindrucken. Zumal zumindest die Gitarristen komplett ohne In-Ear-Monitoring und Klicktrack spielen. Das sympathische Auftreten rundet den guten Eindruck, den OMOPHAGIA in den ihnen zugedachten 30 Minuten hinterlassen, ab: Ein Vorzeige-Beispiel für die Qualität im Underground.

Wenn andere Konzerte oftmals erst anfangen (20:15 Uhr) steht heute schon die dritte Band auf der Bühne: Ohne Backdrop und sonstige Spirenzchen schicken sich VITRIOL aus Portland, Oregon, an, das Backstage München zu zerlegen. Da VITRIOL (ehemals Those Who Lie Beneath) unter diesem Namen mit „To Bathe From The Throat Of Cowardice“ erst ein Album veröffentlicht haben, ist auch von vorneherein klar, was es zu hören gibt. Mit seiner rabiaten Gesangsart und dem energischen Auftreten kommt der großflächig tätowierte Fronter Kyle Rasmussen auch direkt gut an – der dreckige Stil der Amerikaner tut sein übriges, um das Publikum schnell zu überzeugen. Nur der enervierend hohe Trigger-Sound der Bass-Drum nimmt dem Ganzen leider viel Dynamik. Auch Abwechslung braucht man sich hier nicht groß zu erwarten – dafür gibt es ohne nennenswerte Pause „auf’s Maul“.

Das zumindest gilt im Anschluss auch für HATE ETERNAL aus der Death-Metal-Hochburg Tampa (Florida). Nachdem sich die Halle mittlerweile gut gefüllt hat und auch die Raumtemperatur ordentlich zugelegt hat, bekommen die Fans eine waschechte Co-Headliner-Show geboten: 60 Minuten lang darf das Trio um Bandgründer Erik Rutan, auch als Live-Gitarrist bei Cannibal Corpse bekannt, den Zuhörern die Trommelfelle massieren. Hauptverantwortlich dafür ist Live-Schlagzeuger John Longstreth, der auch heute mehr als nur ein Rhythmus-Fundament für den gebotenen Death Metal abliefert. Waren Vitriol stilistisch schon klar eingenordet, sind HATE ETERNAL ein klassischer Fall von Geschmackssache: Vom ersten bis zum letzten Song hat man hier entweder beste Unterhaltung oder Zeit für das eine oder andere Bier an der frischen Luft.

Um 22:30 Uhr ist es schließlich Zeit für NILE, die sich direkt mit „The Blessed Dead“ von „In Their Darkened Shrines“ vorstellen. Und das ist auch nötig – denn seit dem letzten Album hat das Lineup von NILE zur Hälfte gewechselt: Neben Bandgründer und Gitarrist Karl Sanders sowie Schlagzeuger George Kollias (seit 2004) stehen seit 2015 Brad Parris (Gesang, Bass) und seit 2017 Brian Kingsland (Gitarre) auf der Bühne. Dass Parris im gleichen Jahr (1993) geboren wurde, in dem Sanders NILE gegründet hat, ist fraglos ein Fun-Fact. Spielerisch jedoch hat die Frischzellenkur der Band nicht geschadet: Technisch auf höchstem Niveau, bekommen die schnellen, fast hektischen Songs durch den auf drei Kehlen aufgeteilten Gesang nochmal ein Extra an Energie. Warum NILE heute hier sind, wird schnell klar: Auch wenn „Vile Nilotic Rites“ erst in gut einem Monat erscheint, wird Sanders nicht müde, den Namen zu erwähnen – und mit „Long Shadows Of Dread“, „Snake Pit Mating Frenzy“ und dem Titeltrack „Vile Nilotic Rites“ finden immerhin bereits drei der neuen Songs Eingang in die knapp 70-minütige Show. Dass es heute keine Zugabe geben wird, ist schnell klar: Als ein Fan früh im Set „One more Song“ fordert, stellt Parris klar, dass noch sechs Songs folgen werden. Von da an wird heruntergezählt, bis die Show wie zu erwarten mit „Black Seeds of Vengeance“ um 23:40 Uhr ihr Ende findet.

  1. The Blessed Dead
  2. Sacrifice Unto Sebek
  3. Kafir!
  4. Call To Destruction
  5. Long Shadows Of Dread
  6. In The Name Of Amun
  7. The Fiends Who Come To Steal The Magick Of The Deceased
  8. Kheftiu Asar Butchiu
  9. Vile Nilotic Rites
  10. Snake Pit Mating Frenzy
  11. The Howling Of The Jinn
  12. Sarcophagus / 4th Arra Of Dagon
  13. Black Seeds Of Vengeance

Quantitativ betrachtet sind fünf Bands unter der Woche nach wie vor zu viel: Mit dem frühen Beginn um 18:30 Uhr ist weder dem Opener, noch den Fans ein Gefallen getan – zumal fünfmal Gedresche am Stück selbst für Hartgesottene ein anstrengendes Programm darstellt. Qualitativ hingegen gibt es heute keinen Grund zur Klage: Von den Support-Acts bis zum Headliner liefert heute jede Band eine gelungene Show ab, wobei NILE im wahrsten Sinne des Wortes den krönenden Abschluss bilden.

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2 Kommentare zu “Nile w/ Hate Eternal, Vitriol, Omophagia, Fallcie

  1. Ich würde eventuell diesen Satz noch einmal überdenken: „Neben Bandgründer und Gitarrist Karl Sanders sowie Schlagzeuger George Kollias (seit 2004) stehen seit 2015 Brad Parris (Gesang, Bass) und seit 2017 Brian Kingsland (Gitarre) Teil der Band.“

    Und Hannes Grossmann schaut massivst wie John Longstreth aus, aber ist vermutlich nur eine optische Täuschung ;)

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