Konzertbericht: Nile w/ Krisiun, Grave, Ulcerate, Corpus Mortale

2009-11-22 Connection, Bad Laasphe

Bauern dieser Welt vereinigt euch!!!

Treffender hätte man diesen Sonntag in Bad Laasphe nicht bezeichnen können. Von 500 Karten hat man nur 160 an den Mann bringen können. Am Paket für diesen Abend kann es nicht liegen, hat man doch mit NILE, KRISIUN, GRAVE und Co. ein sehenswertes Aufgebot vor sich. Das Publikum spart am heutigen Abend allerdings am falschen Ende. Während fleißig Tour-Shirts für günstige 20-25€ gekauft und ein Bier nach dem anderen weggebügelt wird, schauen die Bands in die Röhre. Das merken auch CORPUS MORTALE, denen an diesem Abend die undankbare Aufgabe des Openers zu gedacht worden ist. Die erste halbe Minute geben die Jungs auch mächtig Gas und versuchen sich am Amarth\’schem Synchron-Propeller-Banging. Schnell stellen die Dänen allerdings fest, dass sage und schreibe 0- in Worten: NULL- Personen vor der Bühne stehen.

Die Fläche vor der Bühne ist menschenleer und bleibt es auch bis zum letzten Song der Band, wo sich dann der Oberbauer des heutigen Abends, der im späteren Verlauf noch unangenehm auffallen wird, einfindet. Zwar muss man dazu sagen, dass die Location vom Aufbau her ungünstig gewählt ist, da sich vor der Bühne eine Vertiefung befindet, in der ca 80-100 Personen Platz finden, ansonsten nur Theken im Aussenbereich vorhanden sind, die dementsprechend frequentiert werden. Aufbau hin oder her, wer wirklich Spaß haben will stellt sich halt nach vorne, zudem machen CORPUS MORTALE ihre Sache sogar wirklich gut und schiessen Todesblei en masse ins Nirvana. Bis auf den Sänger ist dem Rest der Band allerdings die logischerweise schlechte Laune ins Gesicht gemeißelt und man ist ohne Frage froh, dieses Trauerspiel nach einer halben Stunde beenden zu können.

Die Besucher des heutigen Abends kommen also schwer in die Gänge? Kein Problem, denken sich ULCERATE, und legen ihrerseits los. Über Höflichkeitsapplaus kommen sie allerdings auch nicht hinaus, was zum Teil sicherlich ihrem eher schleppenden Death/Doom Mix anzukreiden ist. In meinen Gedanken male ich mir schon aus, wie dumm NILE später aus der Wäsche gucken werden, wenn sich vielleicht endlich mal 5 Leute vor die Bühne verirren werden und amüsiere mich schon ein wenig über die Zustände. Als im Anschluss GRAVE die Bühne betreten, habe ich dann auch die Faxen dicke und gehe endlich nach unten. So kann es ja nicht weiter gehen und diesen Gedanken haben wohl auch ca. 10 andere. Der Wahnsinn, ich bin begeistert!!! Immerhin schaffen es 5 von 10, die Matte kreisen zu lassen, während der Rest wie angewurzelt da steht um nach kurzer Zeit das nächste Bier zu verhaften.

GRAVE ist das allerdings egal, die Band ist routiniert genug und waltz mit glasklarem Sound alles nieder, was nicht bei 3 wieder an der Theke ist. Man ahnt es sicherlich, es sind nicht viele, dafür haben diese inklusive des Autors großen Spaß. KRISIUN haben dann die ehrenvolle Aufgabe, die auf ihren Ärschen fest getackerte Meute auf NILE einzustimmen und machen ihre Sache ebenfalls richtig gut. Vor der Bühne herrscht für hiesige Verhältnisse Hochbetrieb und Alex Camargo lobt die Fans dennoch für ihr Kommen. Für KRISIUN gilt das gleiche wie für GRAVE, sprich guter Sound, gute Setlist und somit Spaß für alle Willigen. Dann ist es endlich so weit. NILE machen sich bereit Bad Laasphe in Schutt und Asche zu legen. Bühnenaction gab es an diesem Abend leider kaum, was zum einen wie erwähnt am steifen Publikum, zum anderen an der Tatsache das George Kollias\‘ Drumkit alles überwucherte lag.

Den guten George beim Soundcheck zu beobachten ist für manche allerdings schon das Eintrittsgeld wert. Ein begnadeter Drummer, keine Frage. Karl Sanders hat rein optisch gute 20kg zugelegt und gähnt fleißig vor sich hin. Optimale Vorraussetzungen also früher als geplant nach Hause zu kommen denke ich mir. Im Endeffekt kommt es dann auch so. Zwar finden sich ca. 50 Personen im Innenraum ein, die auch gut mitgehen, ungefähr 3 bis 4 mal so viele stehen allerdings überwiegend teilnahmslos an den Theken und schauen. NILE starten nach dem Intro mit „Kafir!“ und beweisen, dass Songs vom neuen Album Live mächtig zünden können. Bock hat weder Sanders noch Toler-Wade auf diesen Zirkus, man ist allerdings Profi genug um diese Tatsache recht gekonnt zu überspielen.

Dennoch, wer beim Headliner nicht vor der Bühne ist bzw. den ganzen Abend nicht dort war, hätte auch zu Hause bleiben können, denkt sich auch der gute Dallas und stellt im Verlauf der Setlist fest, dass die Besucher eine Dosis Feuer im Arsch mehr als nötig hätte. Zu allem Überfluss tritt nun auch noch der erwähnte Oberbauer auf den Plan, der ohnehin den ganzen Abend nervt, wo er nur kann. Nun bewirft er Dallas Toler-Wade, mit seinem Bierbecher, was dieser wirklich cool mit dem Hinweis, dass es sich wohl nun ein neues Kaufen müsste, hin nimmt. Respekt, da hätten einige, gerade wenn man die Rahmenbedingungen bedenkt, ganz anders reagiert. General Oberbauer zieht es allerdings vor den Innenraum zu verlassen, so dass sich NILE wieder auf das wesentliche -ihre Musik- konzentrieren können.

Mit „Sarcophagus“, „Papyrus Containing The Spell To Preserve Its Possessor Against Attacks From He Who Is In The Water“ oder auch „Lashed To The Slave Stick“ bietet die Band einen soliden Einblick in ihr Schaffen und geht zudem brutal zu Werke. Im Endeffekt hilft es aber alles nichts. 50 interessierte von ca. 200 Nasen sind der Band dann doch schnell zu wenig und somit bestätigt sich mein Verdacht, eher als geplant nach Hause zu fahren. Nach 45 Minuten beenden NILE mit „Black Seeds of Vengeance“ ihr Set ohne Zugabe und eine halbe Stunde eher als geplant. Verdenken mag man es ihnen sicherlich nicht, auch wenn die meisten Besucher der Meinung sind, eine Zugabe verdient zu haben. Als mir Karl Sanders auf dem Weg zum Ausgang allerdings mit Cocktail in der Hand entgegen schlurft, weiß ich, dass es keine geben wird. „Gute Bands am falschen Ort“ lautet somit das Fazit und wohl die Vermutung, das letzte Konzert dieser Art im Kreis Siegen gesehen zu haben. Laut Veranstalter hätte man 400 Tickets verkaufen müssen, um nicht wieder Verluste einzufahren.

Geschrieben am 22. November 2009 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert