Konzertbericht: Parkkway Drive w/ The Amity Affliction, Funeral For A Friend, Cabal

07.06.2023 Parkbühne Clara-Zetikin-Park, Leipzig


Im aktuellen Tourzirkus sind PARKWAY DRIVE fraglos einer der größten Truppen, die die größten Festivals headlinen und Hallen füllen können. Umso schöner, wenn man die Band in einem kleineren Rahmen sehen kann, wie etwa auf der Parkbühne im Clara-Zetkin-Park in Leipzig, die mit ihrer Kapazität von rund 3000 Menschen ein beinahe intimes Setting für die Australier bietet.


Eröffnet wird der Abend von CABAL, die mit ihrem brutalen Deathcore den bereits zahlreich Erschienenen einen schönen Auftakt zur Veranstaltung bieten. Denn trotz des frühen Starts bereits um ca. 17 Uhr, finden sich bereits viele Zuschauer innerhalb des Runds der Parkbühne, um sich die Kopenhagener anzusehen. Diese leiden zwar unter einem suboptimalen Sound (donnernd laute Drums über Soundbrei), wissen aber mit ihrer sympathischen Art zu überzeugen.


Deutlich voller ist es dann schon bei den folgenden FUNERAL FOR A FRIEND. Die Waliser Veteranen dürfen ihren Post-Hardcore mit einem wirklich guten Sound ans Publikum bringen, sodass einzig die Stimme von Sänger Matthew Davies die Geister scheiden lässt. Denn wo die einen seinen Gesang als sehr emotional ansprechend empfinden, klingt er für die anderen schief und weinerlich. Unbestreitbar allerdings ist der superbe Aufbau des Abends, denn die Waliser bedienen mit ihrer melodischeren Musik eine andere Zielgruppe als CABAL, was zugleich für Abwechslung innerhalb des Tages sorgt.


Hauptsupport am heutigen Abend sind THE AMITY AFFLICTION, die ganz offensichtlich reichlich Fans unter den (jüngeren) Anwesenden verzeichnen. Das verwundert auch wenig, denn die Australier spielen bumseinfachen Pop-Punk-Metalcore nach dem Baukastenprinzip, mit (manchmal) härteren Strophen und melodischen Refrains, untersetzt mit generischen Elektro-Teppichen und „emotionalen“ Intros und Outros vom Band. Dazu kommt als selling point vermutlich noch Bassist Ahren Stringer, dessen Range wirklich beeindruckend ist. Dummerweise passen aber weder seine Screams, die nach norwegischem Black-Metal-Keller klingen, noch sein Disney-Musical-Klargesang zum Rest der Musik und wirken – live noch mehr als auf Platte – wie Fremdkörper. Dazu gesellen sich noch Lyrics wie „I can see your sorrow, I hope there’s no tomorrow, Is it heaven up there? Because it’s hell down here” (“It’s hell down here”), die klingen, als ob sie Achtklässler als Kreativprojekt im Englischunterricht zusammengeklöppelt hätten. Das kann man sicher alles mögen, viel Anspruch an Musik darf man dann allerdings nicht haben.

  1. Death’s Hand
  2. All My Friends Are Dead
  3. I See Dead People
  4. Like Love
  5. Pittsburgh
  6. It’s Hell Down Here
  7. Soak Me in Bleach


Das sieht beim heutigen Headliner schon anders aus. Denn auch wenn PARKWAY DRIVE zu Beginn ihrer Karriere ebenfalls recht straighten, sehr harten Metalcore spielten, hat sich die Band spätestens mit ihrem Album „Ire“ größeren Songstrukturen und erweiterten Einflüssen zugewandt. In der Folge ist nicht nur die Größe der Band enorm gewachsen, sondern auch ihr Ansehen innerhalb der Szene, da die Australier sich authentisch weiterentwickelt haben, ohne ihren Markenkern und damit ihre (ursprüngliche) Fanbase zu verlieren. Gleichwohl ist anzumerken, dass von den heutigen 14 Songs nur drei der aus der Zeit vor „Ire“ stammen.
Das spielt aber insofern keine Rolle, da Songs wie „Soul Bleach“ vom aktuellen Album „Darker Still“ auf große Melodien verzichten und die Anwesenden vielmehr mit ihrer mörderischen Brachialität begeistern. Und doch ist es die ausgewogene Mischung aus krachenden Breakdowns, Dampfwalzen-Riffs und Melodien, die Tracks wie „Glitch“, „Wishing Wells“ oder „Idols And Anchors“ am heutigen Abend einschlagen lassen wie Bomben. Natürlich dürfen auch Bandhits wie „Carrion“, „Vice Grip“ und „Bottom Feeder“ nicht fehlen, die auch entsprechend abgefeiert und mitgebrüllt werden, sodass Fronter Winston McCall das breite Grinsen einfach nicht aus seinem Gesicht bekommt.
Etwas besonderes haben sich PARKWAY DRIVE für „Shadow Boxing“ und „Darker Still“ einfallen lassen, welche von drei Streicherinnen auf der Bühne untermahlt werden und für einen Gänsehautmoment sorgen, ehe mit dem abschließenden „Wild Eyes“ ein Konzert endet, dass schlicht und ergreifend umwerfend war.

    1. Glitch
    2. Prey
    3. Carrion
    4. The Void
    5. Soul Bleach
    6. Vice Grip
    7. Dedicated
    8. Idols and Anchors
    9. Wishing Wells
    10. Shadow Boxing
    11. Darker Still
    12. Bottom Feeder

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  1. Crushed
  2. Wild Eyes

Mit einer guten Mischung aus verschiedenen Stilen der Vorbands und als überragender Headliner ist PARKWAY DRIVE heute ein großartiger Start in den Konzertsommer gelungen. Dazu kamen das sehr schicke Setting mit einer von Bäumen umstandenen und – für die Band – kleinen Location, die den heutigen Abend zu etwas Besonderem machten und einmal mehr unterstrich, weshalb PARKLWAY DRIVE da sind wo sie sind: ganz oben.

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