Review Parkway Drive- Viva The Underdogs

Ozzy – an Parkinson erkrankt, Metallica – James Hetfield kämpft wieder und wieder gegen seine Suchtkrankheit, Slayer – in Rente, Kiss – auf dem Weg in die Rente, AC/DC – irgendwo zwischen Rente und einem fragwürdigen Comeback. Die Angst geht um in der Szene, die Angst davor, bald keine wirklichen Headliner mehr zu haben. Klar gibt es mit Bands wie Volbeat, Sabaton, Nightwish oder Amon Amarth durchaus Künstler, die es weit gebracht haben und bereits jetzt einige Festivals headlinen, doch irgendwie fehlt ihnen der letzte Funke, den es braucht, um die großen Alten zu beerben. Mit ihrer Headliner-Show auf dem Wacken Open Air 2019 haben PARKWAY DRIVE bewiesen, dass sie nicht nur diesen speziellen Funken sondern gleich eine ganze Feuersbrunst entfachen können.

Die Truppe aus Byron Bay in Australien hat in den letzten Jahren einen fast schon kometenhaften Aufstieg hingelegt. Kleine Clubshows waren gestern, heute füllen PARKWAY DRIVE ganze Arenen und haben Genre-Ikonen wie Hatebreed im Vorprogramm. Während sich die Fans der Australier eigentlich über den Erfolg der Band freuen sollten, herrscht durchaus geteilte Meinung über die Entwicklung des Fünfers. Denn eines ist ganz klar: Mit wachsendem Erfolg haben PARKWAY DRIVE ihren Sound mehr und mehr verändert und spielen inzwischen stadiontauglichen Breitwand-Core. Allerdings macht gerade der den vorliegenden Live-Mitschnitt der Wacken-Show so unglaublich packend, so wuchtig, so bombastisch.

Von ein paar Klassikern wie „Karma“ oder „Idols And Anchors“ abgesehen dominieren Songs der letzten beiden Alben „Reverence“ und „Ire“ die Setlist. Und mit diesen Tracks spielt die Band live alle ihre Stärken aus: große Refrains („Prey“), große Melodien („Chronos“) und stellenweise immer noch große Wucht („Crushed“). Absolute Gänsehaut entsteht beim Überhit „Wild Eyes“, dessen Text auch für den Titel der Band-Doku und des vorliegenden Live-Albums Pate stand. Wenn gefühlt ganz Wacken die Melodie mitsingt, dürfte klar sein, dass PARKWAY DRIVE längst ganz oben angekommen sind. „Viva The Underdogs“ dokumentiert aufs Eindringlichste eine Band, die gerade erst am Beginn eines neuen Kapitels steht. Dabei merkt man den Jungs zu jeder Minute an, dass sie voll hinter dem neuen Sound stehen, wie hart sie für den Erfolg gearbeitet haben und wie viel ihnen Momente wie der Wacken-Auftritt bedeuten.

Der positive Eindruck der Live-Aufnahmen wird lediglich dadurch geschmälert, dass es sich nicht um den gesamten Auftritt handelt und auch nicht der gleichnamige Film der CD beiligt. Stattdessen haben sich PARKWAY DRIVE dazu entschlossen, die Songs „Vice Grip“, „The Void“ und „Shadow Boxing“ mit deutschen Lyrics neu aufzunehmen. Über diese drei Bonustracks sollte am besten der Mantel des Schweigens gehüllt werden. Die Idee ist nett und zeugt von der Verbundenheit der Truppe mit ihren deutschen Fans, kommt der Grenze zur Peinlichkeit aber mehr als nur gefährlich nahe.

So bleiben mit „Viva The Underdogs“ elf beeindruckende Live-Aufnahmen und die Gewissheit, dass die Szene gar nicht so viel Angst vor dem Generationenwechsel haben muss, wie uns viele Schwarzseher immer wieder glauben machen wollen.

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Wertung: 8 / 10

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Ein Kommentar zu “Parkway Drive- Viva The Underdogs

  1. Danke, dass ich nicht allein bis. Bei dem Song mit Casper musste ich nach anderthalb Minuten ausschalten, der Scham war zu groß.
    Meines Erachtens ist aktuell noch die vorige Generation headlinermäßig am Zug: Die Größen der 90er wie Slipknot, Rammstein, SOAD., etc…mal sehen ob diese dann irgendwann durch den Core und MeloDeath der 2000er abgelöst werden.

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