Konzertbericht: Parkway Drive w/ Emmure, Structures & The Word Alive

2012-25-11 Wiesbaden, Schlachthof


Die große Halle des Schlachthofs in Wiesbaden ist erst seit einiger Zeit wieder geöffnet, nachdem länger anhaltende, aufgrund der Baufälligkeit notwendige Renovierungsmaßnahmen des Gebäudes eine zwischenzeitliche Schließung zur Folge hatten. Nun erstrahlt die Halle aber in neuem Glanz, sodass man dort wieder Konzerte veranstalten kann – Konzerte wie die fast schon alljährliche November-Tour der australischen PARKWAY DRIVE, die schon zum zweiten Mal im Jahr 2012 durch Deutschland touren. Mit im Gepäck sind diesmal die aus New York kommenden EMMURE, THE WORD ALIVE und STRUCTURES.

Letztere haben ihren Gig bereits beendet, als ich um 19:30 die Halle betrete, stattdessen stehen THE WORD ALIVE schon auf der Bühne und bieten eine typische Mischung aus Metal- und Emocore inklusive einiger elektronischer Einsprengsel. Dabei liegt schon soundmäßig einiges im Argen: Die Abstimmung zwischen den Instrumenten und den drei Gesangsmikros stimmt überhaupt nicht, sodass man die beiden Gitarristen Zack Hansen und Tony Pizzuti so gut wie nie hört und um das Ganze noch verwirrender zu gestalten, betätigen sich die drei allesamt sowohl als Shouter als auch als cleane Sänger, sodass man keinen Plan hat, welcher Gesang jetzt eigentlich woher kommt. Gesanglich manövrieren sich die drei sowieso von einer Schieflage zur nächsten – da retten auch einige wenige anständige Melodie-Ansätze wenig. Fazit: Entbehrlich.

Als Nächstes stehen EMMURE auf dem Programm, die das Konzept des stumpfsinnigen Hardcore-Gebollers „perfektioniert“ haben wie keine andere Band. Das heißt im Klartext: Primitivste Schlagzeugrhythmen treffen auf maximal zwei bis drei verschiedene Power Chords pro Lied, welche die Band auf ihren 7-saitigen Gitarren und dem 5-saitigen Bass gnadenlos runterprügelt. Dazu streuen EMMURE, ebenfalls pro Lied, immer circa drei bis fünf Breakdowns ein, während der in Kampfmontur auftretende Sänger Frank Palmeri die Menge unentwegt zum Mithüpfen auffordert. Das kommt beim Publikum im – übrigens restlos ausverkauften – Schlachthof hervorragend an, und so finden sich spätestens zur Mitte des Gigs hunderte Hardcore-Fans in einem schweißtreibenden Moshpit wieder, der allerdings eher an einen riesigen Hüpfpogo als an ein Hardcore-Konzert erinnert. Eines muss man den Amerikanern wohl zugestehen: Wenn man auch argumentieren kann, dass die Band in Sachen musikalischer Anspruch selbst für Hardcore-Verhältnisse eher im unteren Sektor anzusiedeln ist, wissen sie doch definitiv, wie man mit über 1000 Mann eine große Party veranstalten kann. Man kann das als hirnlos betrachten – irgendwas scheint die Band angesichts eines derartigen Andrangs dennoch richtig zu machen.

Punkt 22:15 Uhr ist es dann endlich Zeit für PARKWAY DRIVE. Wie bei der Band üblich, läuft zu Beginn der erste Song des aktuellen Albums, der eher als Intro fungiert: Bis 2010 war es das „Intro“ zu „Siren’s Song“, bis 2012 „Samsara“ und nun „Sparks“, in dessen Rahmen Frontmann Winston McCall, die Worte „Go, bring the gasoline“ brüllend, die Bühne betritt. Auffallend ist, dass bei dieser Tour alles nochmal eine Spur größer ist, was man an der riesigen Video-Leinwand im Hintergrund, die ständig bewegte Bilder und bei „Dark Days“ auch das kürzlich veröffentlichte Musikvideo zeigt und der zeitweise vor der Bühne auflodernden Pyrotechnik erkennt. Auf den Opener folgen mit „Old Ghosts, New Regrets“ und „Sleepwalker“ zwei temporeiche Brecher, die von dem hymnischen „Wild Eyes“ abgelöst werden: Letzteres ist mit seinen Chorussen einerseits der ultimative Live-Song – in den furiosen Blastbeat-Passagen wird jedoch das Tempo nochmals gesteigert. Im weiteren Verlauf gibt es vor allem Songs zu sehen, die man schon als Klassiker in der Bandgeschichte bezeichnen kann (“Boneyards“, “Romance Is Dead“, “Dead Man’s Chest“) und die stets eines eint: Eine eingängige Textzeile, die jeweils einen furiosen Breakdown einleitet und mit der sich die komplette Halle animieren lässt. Winston McCall liefert darüber hinaus an diesem Abend einen furiosen Auftritt ab und schreit sich Song für Song durch die Setlist der Australier, bei denen sich Gitarrist Jeff Ling allerdings einige seltene Spielfehler leistet.

Als Zugabe werden das genial-melodische „Home Is For The Heartless“ und das ausschweifende „Blue And The Grey“, mit Bläser-Sounds, dargeboten. PARKWAY DRIVE haben an diesem Abend bewiesen, dass sie auch über eine längere Distanz (der heutige Auftritt dauert ganze 75 Minuten) überzeugen können und sozusagen mit ihren Aufgaben wachsen. Dass der Eintrittspreis von 30 Euro zumindest der Nachfrage gerecht wird, kann man daran erkennen, dass bereits zwei Wochen vor dem Konzert alle Tickets vergriffen waren. Viva the underdogs!

Tracklist PARKWAY DRIVE:

01. Sparks
02. Old Ghosts, New Regrets
03. Sleepwalker
04. Wild Eyes
05. Karma
06. Boneyards
07. Romance Is Dead
08. Dark Days
09. Swing
10. Deliver Me
11. Dead Man’s Chest
12. Idols And Anchors

Zugabe:
13. Home Is For The Heartless
14. Blue And The Grey

Publiziert am von Pascal Stieler

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