Festivalbericht: Ragnarök Festival 2024

04.04.2024 - 06.04.2024 Stadthalle, Lichtenfels

Es ist April und das bedeutet für das oberfränkische Städtchen Lichtenfels wie jedes Jahr den Weltenbrand: RAGNARÖK steht an und erneut pilgern wieder mehr als 4000 Besucher von nah und fern in die Stadthalle, um drei Tage lang dem Black- und Pagan Metal (und darüber hinaus) zu huldigen. Nachdem es für Ultar und Grima unmöglich war, einzureisen, steht schnell adäquater Ersatz bereit. Die Aufteilung auf drei Tage hat sich bereits im Vorjahr bewährt und entzerrt die Anreise. Bereits am Donnerstag sind viele der Besucher da – um so besser für die Bands, die den Freitag eröffnen und sonst immer Gefahr liefen, weniger Beachtung zu finden.

FREITAG, 05.04.2024

CALAROOK eröffnen den Freitag. Wer angesichts der Deko und zahlreichen Hüte „Schon wieder Piraten-Klamauk-Metal“ denkt, irrt – nicht bezüglich der Seeräuberthematik, aber den Klang betreffend. Die Schweizer Band kommt freilich nicht ohne Fidel aus, setzt aber sonst auf einen insgesamt härteren Sound, kraftvollen Gesang und spielt technisch sauber. Das Publikum ist bereits zahlreich vor der Bühne und lässt Stimmung aufkommen – spätestens bei „Surrender Or Die“ ist es nicht nur um die erste Reihe geschehen. Dass sich die Piraten doch nicht so ernst nehmen, zeigen ananas-affine Songs wie „A Pineapple’s Revenge“ (von der aktuellen EP „Cruel and Cold“) oder „Invisible Pineapples“. [AB]

  1. Intro
  2. A Cursed Ship’s Tale
  3. Cruel And Cold
  4. Surrender Or Die
  5. Invisible Pineapples
  6. Pineapples Revenge
  7. El Calamar Gigante

Von diesem Einstieg können SUOTANA sehr profitieren. Den Finnen gelingt es, die Stimmung weiter hochzuhalten, indem sie im starken Austausch mit dem Publikum bleiben und selbst viel Freude an ihrer Musik ausdrücken.
Ein kurzer Ausfall der Anlage scheint schnell behoben, hat aber im Nachgang Einfluss auf den restlichen Freitag. Die rechte der beiden Bühnen scheint ab da immer wieder leichte Probleme zu bereiten. [AB]

  1. Lake Ounas
  2. Through The Mammoth Valley
  3. The Ancient
  4. Into The Ice
  5. Embrace
  6. River Ounas

VANAHEIM auf dem Ragnarök Festival 2024Das Zwei-Bühnen-Konzept bestätigt sich erneut selbst und nach einer sehr kurzen Pause nehmen VANAHEIM die Stage regelrecht ein. Alles beginnt recht ruhig, als Frontmann Zino gekrümmt und mit einer Lampe in der Hand aus dem Dunkel tritt. Das ändert sich allerdings schnell und die Epic-Folk-Metal-Band zeigt sich energetisch und spielfreudig. Diese Energie zieht die zahlreichen Anwesenden in ihren Bann und es kommt zu der ersten Wall of Death des Tages, Crowdsurfern und verdientem frenetischem Jubel. Die Niederländer danken es und zeigen sich am Ende reichlich ergriffen und überwältigt. [AB]

Die österreichische Black-Metal-Band THEOTOXIN spielt als vierte Band auf dem RAGNARÖK FESTIVAL auf. Mit ihrem kraftvollen Sound zieht sie ihre alten und neuen Fans in ihren Bann und sorgt für eine intensive Atmosphäre – ein technisch versierter Auftritt voller Energie mit einer gut durchdachten Setlist, die vielerorts zu Nackenschmerzen führt. THEOTOXIN lieferen eine starke Vorstellung ab und hinterlassen einen bleibenden Eindruck auf die Festivalbesucher. [HF]

WALDGEFLÜSTER auf dem Ragnarök Festival 2024Wer nach dieser geballten Ladung etwas Ruhe und Atmosphäre sucht, ist vor der Bühne bei WALDGEFLÜSTER genau richtig. Wer sich dabei vor der Bühne umsieht, entdeckt, dass es viele der Anwesenden genau zu dieser Band gezogen hat. Den Münchnern fällt es leicht, das Publikum in ihren Bann zu ziehen, indem sie einen sehr atmosphärischen und dichten klanglichen Teppich weben, der im starken Kontrast zur Theotoxin steht. Was die Stimmung bei Tracks wie dem zuletzt 2012 gespielten „Seenland“ oder „Unter bronzenen Kronen“ jedoch ein wenig trübt, ist, dass die Anlage etwas übersteuert und so immer wieder aus dem Genuss herausreißt. Dennoch: Als die letzten Töne verklingen, ruft das begeisterte Publikum nach mehr. Dem Wunsch kann allerdings aufgrund des straffen Zeitplans nicht nachgegangen werden – der Timer ist unerbittlich und Imperium Dekadenz stehen bereits in ihren Startlöchern. [AB]

Mit IMPERIUM DEKADENZ bereitet die nächste Black-Metal-Band einen vorläufigen Höhepunkt des Abends. Nicht mehr ganz so ruhig wie Waldgeflüster, aber nicht minder stimmungsvoll gehen die Schwarzwälder zur Sache. Seit gut 20 Jahren veröffentlichen Vespasian und Horaz in aller Regelmäßigkeit solide Alben und Songs. So auch heute auf der Bühne: Mit einer eindrucksvollen Darbietung von Stücken wie „Bis ich bin“, „Awakened Beyond Dreams“ und „Aurora“ fesseln sie das Publikum mit ihrer dichten Atmosphäre und Performance. Die Band hat eine lange Geschichte auf dem Festival und hat sich im Laufe der Jahre einen festen Platz in der Metal-Szene erarbeitet. Ihr Auftritt ist ein weiteres Zeugnis ihres musikalischen Könnens und ihres Status als eine der führenden Bands im deutschen Black Metal. [HF]

  1. Bis ich bin
  2. Awakened Beyond Dreams
  3. Aurora
  4. Memories a Raging River
  5. The Night Whispers to the Wise

WINTERFYLLETH auf dem Ragnarök Festival 2024Was ruhig und fast schon zärtlich mit „Absolved In Fire“ beginnt, wandelt sich bald in einen regelrechten Sturm, als WINTERFYLLETH förmlich über das RAGNARÖK FESTIVAL hereinbrechen. Sänger Chris Noughton verausgabt sich geradezu. Zu Songs wie „The Reckoning Dawn“ (Titeltrack des aktuellen Albums) bekommt das Personal im Graben alle Hände voll zu tun und nimmt etliche Crowdsurfer entgegen. Der Auftritt baut unter anderem durch die Virtuosität Russell Dobsons an der Gitarre derartig Energie auf, dass es schade erscheint, wenn nach nur fünf Songs die Bühne geräumt wird. Hier darf beim nächsten Mal ruhig mehr drin sein. [AB]

  1. Absolved in Fire
  2. A Valley Thick With Oaks
  3. The Reckoning Dawn
  4. A Soul Unbound
  5. Whispers of the Elements

METSATÖLL auf dem Ragnarök Festival 2024METSATÖLL sorgen erneut für einen harten Kontrast zur Vorband. Noch bevor sich der Vorhang lichtet, stimmt wabernder, kehliger Gesang auf den Auftritt der estnischen Wölfe ein. Die zeigen sich wenig bissig, aber keinesfalls handzahm. Da die Folk-Metaller auf dem diesjährigen RAGNARÖK FESTIVAL ihr bereits 25-jähriges Jubiläum feiern, darf ihr Liebeslied ans Bier (Zitat: „Die einzige Liebe, die Bestand hat“) freilich nicht fehlen. Sänger Rabapagan kann sich das eine oder andere zufriedene Grinsen nicht verkneifen. Insgesamt kommt sowohl auf der Bühne als auch davor viel Stimmung auf – im Publikum wird ausgelassen getanzt und mitgegrölt. Das ist nicht zuletzt Varulven geschuldet, der sich durch ein wahres Sammelsurium an diversen Blasinstrumenten spielt oder im Gesang verausgabt, während er über die Bühne fegt. METSATÖLL legen den soliden Grundstein für den späteren Auftritt von Finntroll. [AB]

Zum ersten Mal an diesem Tag wird die Musik merklich anders, als THE VISION BLEAK auftreten. Die Dark-Rock/Metal-Combo dürfte Veteranen des RAGNARÖK FESTIVAL bereits bekannt sein. THE VISION BLEAK vertonen im gespenstischen Sound und passender Bühnendeko durch neue Tracks wie „In Rue d’Auseil“ und „The Premature Burial“ vom aktuellen Album ihre schaurigen Geschichten. Catchy Klassiker wie „The Night Of The Living Dead“ finden dennoch Platz im Set. Vom 2004er Debütalbm sind es gar drei Songs: „The Deathship Symphony“, „Elisabeth Dane“ und „Lone Night Rider“. [AB]

THE VISION BLEAK auf dem Ragnarök Festival 2024
THE VISION BLEAK auf dem Ragnarök Festival 2024
  1. In Rue d’Auseil
  2. The Night Of The Living Dead
  3. Into The Unknown
  4. The Premature Burial
  5. Elisabeth Dane
  6. Our Brotherhood With Seth
  7. Kutulu!
  8. The Deathship Symphony
  9. Lone Night Rider

Erst vor zwei Jahren erhielten KANONENFIEBER auf dem RAGNARÖK FESTIVAL ihre Feuertaufe, verkehrten seither auf diversen Shows und Festivals und kommen nun erneut auf die Bühne in Lichtenfels. Die Gruppe um Frontmann Noise hat sich mittlerweile einen Namen gemacht und feuert inzwischen aus allen Rohren. Zum Stacheldrahtverhau auf der Bühne gesellt sich wabernder, langsam von der Bühne kriechender Nebel. Das Schlagzeug flankieren zwei Haubitzen, deren Feuern zum Track „Dicke Bertha“ effektvoll in Szene gesetzt wird. „Effekt“ ist hier das richitge Stichwort: KANONENFIEBER bieten nicht nur unglaublich mitreißende Songs und krachenden Sound, sondern wissen sich zudem zu inszenieren –  zu „Der Füsilier“ schneit es, die Bandmitglieder mimen (er)frierende Soldaten, die die Wärme suchen; zu „Die Havarie“ schlüpft die Band in passende Seemannsuniformen, während der Sonarping durch die Halle spukt. Und wem das noch nicht reicht, der bekommt eine Feuershow sondergleichen geboten – inklusive Flammenwerfer und Funkenexplosionen. KANONENFIEBER funktionieren auf der Bühne wie ein großes Theater und wissen zu beeindrucken. Die bis in die letzte Ecke gefüllte Halle spricht ihr Übriges und es fällt schwer, sich vorzustellen, wie das Spektakel noch zu übertreffen wäre. [AB]

KANONENFIEBER auf dem Ragnarök Festival 2024
KANONENFIEBER auf dem Ragnarök Festival 2024
  1. Die Feuertaufe
  2. Dicke Bertha
  3. Die Schlacht bei Tannen
  4. Der Füsilier I
  5. Der Füsilier II
  6. Kampf und Sturm
  7. Die Havarie
  8. The Yankee Division March

FINNTROLL auf dem Ragnarök Festival 2024Bühne frei für FINNTROLL! Nachdem Kanonenfieber die Halle gleichzeitig abgerissen und eingeäschert haben, braucht es einen kurzen Moment der Umgewöhnung. Die langohrigen Finnen um Sänger Vreth wissen aber, wie sie ihre Crowd abholen und ziehen alle Register. Fans der ersten Stunde werden für „Skogens Hämnd“ vom 2001er Album „Jaktens Tid“ zum Moshpit angeregt. Wer dem Aufruf nicht folgt, bekommt mit „Forsen“ noch eine kurze Verschnaufpause, müsste allerdings spätestens beim erstaunlich früh angesetzten Humppa-Klassiker „Trollhamaren“ in Bewegung sein. Auch durch Tracks wie „Nattfödd“ und „Omfolk“ vergeht die Zeit von etwas mehr als einer Stunde wie im Flug. Die Setlist gestaltet sich angenehm abwechslungsreich. FINNTROLL schaffen, wofür FINNTROLL bekannt sind: Ausgelassenheit, Spaß und gute Laune. [AB]

PERCHTA auf dem Ragnarök Festival 2024Wer sich nach Finntroll aufmacht, den Abend zu beenden und die Halle zu verlassen, beraubt sich PERCHTA. Die Tiroler Black/Folk-Metal-Band besticht durch ihr Konzept rund um die namensgebende Sagengestalt. Frontfrau Julia-Christin Casdorf steht im Mittelpunkt des Ganzen und verkörpert die PERCHTA furios: Sie zuckt und windet sich, gibt die Dämonische, während sie vom Kreischen und Keifen („Gluat“) zum Klargesang und sanftem Hauchen („Åtem“) wechselt – all das schaurig schön untermalt von der feinen Arbeit am Hackbrett durch Christian Höll (Vinsta) und einem dichten Klangteppich. PERCHTA nehmen die Zuschauer zum Ende des Abends geradezu gefangen und hinterlassen viele der Anwesenden, die eines der Tageshighlights erlebt haben, staunend und überwältigt. [AB]

  1. Ois was ma san
  2. Atem
  3. Summa
  4. Gluat
  5. Vom Verlanga
  6. Langs
  7. Wassa
  8. Hebamm
PERCHTA auf dem Ragnarök Festival 2024
PERCHTA auf dem Ragnarök Festival 2024

SAMSTAG, 06.04.2024

ELLEREVE fällt im positiven Sinne etwas aus dem Raster und bringt abseits des Metal eine eher ruhigere und träumerische Post-Rock-Note auf das RAGNARÖK FESTIVAL. Elisa Teschner gelingt es zusammen mit ihren Live-Musikern, zu Songs wie „Crawl“ das sich eingefundene Publikum abzuholen und verleiht ihrem Auftritt durch sympathische Ansagen und Erklärungen zu den Songs eine persönliche Note – allgemein merkt man der Gruppe an, wie viel Herzblut im Auftritt steckt. Bedenkt man, dass den meisten Menschen vor der Bühne schon zwei Festivaltage in den Knochen stecken, ist die Zahl der Anwesenden mehr als beeindruckend. [AB]

ELLEREVE auf dem Ragnarök Festival 2024
ELLEREVE auf dem Ragnarök Festival 2024

SAGENBRINGER auf dem Ragnarök Festival 2024SAGENBRINGER legen den Fokus wieder zurück – der Ausflug in andere Genres ist damit vorüber. Die Folk-Metal-Band von Sylt beginnt den Auftritt mit einer kurzen Lesung des Frontmanns Haldruhir aus einem großen Folianten und stimmt damit auf das Bevorstehende ein. Die noch relativ junge Band wartet dabei mit großem Bühnenaufbau und passender Kostümierung auf. Mit Songs wie „An die Ruder“ und „Für immer frei“ holen SAGENBRINGER die Anwesenden gut ab, bauen bei „Draugr“ viel Druck auf, lassen dabei das Publikum mit Lichtern „die Vergessenen nach Hause begleiten„, biegen zu „Trolltaverne“ und „Der Metdrache“ in die klamaukige Ecke ab und verursachen dabei eine Wall of Death sowie einen Rowing-Pit, der sich sehen lassen kann. Sichtlich begeistert vom aktiven Publikum müssen sich SAGENBRINGER sputen, ihren Slot einzuhalten und würdigen mit „Mein Herz der See“ abschließend ihrer Heimat. [AB]

  1. Lichtblick
  2. An die Ruder
  3. Für immer frei
  4. Bragis Flöte
  5. Draugr
  6. Trolltaverne
  7. Der Metdrache
  8. Blutmarsch
  9. Mein Herz an die See
ISTAPP auf dem Ragnarök Festival 2024
ISTAPP auf dem Ragnarök Festival 2024

Mit ISTAPP kommt die Kälte auf das RAGNARÖK FESTIVAL. Frontmann Gjallar stellt unmissverständlich gleich zu Beginn klar:
„Winter soldiers! We have summoned you here to slay all worshippers of the sun! Are you with us?“
Große Zustimmung aus dem Publikum – draußen ist es eh zu heiß. Das Backdrop mit der übergroß durchgestrichenen Sonne verdeutlicht das Gesagte. Und kaum ist der Jubel verklungen, feuern ISTAPP ihrem Publikum „Natten Då Gud Blundade“ um die Ohren. In grandioser Aufmachung verfluchen die Schweden den Stern aufs Herrlichste in Tracks wie „Frostbitten“ oder „The Insidious Star“. Es ist ein wahres Fest, den Melodic-Black-Metallern dabei zuzuschauen – und vor allem zuzuhören! ISTAPP legen einen Auftritt hin, der im Gedächtnis bleiben wird. [AB]
Nach dem letzten Ton bleibt die Band noch eine Weile auf dem Festivalgelände. In ihren auffälligen Outfits schlendern sie durch die verhasste Sonne zwischen den Fans umher, unterhalten sich mit ihren Anhängern und machen viele Selfies. Vielleicht ist Black-Metal doch keine so todernste Angelegenheit, wie mancher Hardliner es gerne hätte. [HF]

HORN auf dem Ragnarök Festival 2024Genug des Winters, genug der Kälte! Draußen ist es regelrecht heiß und drinnen heizen HORN ab der ersten Sekunde gehörig ein. Der Einstieg mit „Drei Spaten am Grab“ nimmt sich Zeit und gibt gleichzeitig die Möglichkeit für alle Bandmitglieder, sich am Instrument vorzustellen, bevor Nerraths kraftvoller Gesang die Halle einnimmt. HORN pressen in den 40-minütigen Slot so viel wie möglich und zeigen sich abwechslungsreich, sodass Tracks wie das grandiose „Turm am Hang“ mit seinem variantenreichen Gesang genauso Platz findet wie „Daudsaom“ des anstehenden neuen Albums „Daudswiärk“ und auch „The Fading Landscape’s Glory“ des Debüts von 2005. Dennoch ist nach sieben Tracks das Ende des Sets schnell erreicht. [AB]

  1. Drei Spaten am Grab
  2. Ährenschnitter
  3. The Fading Landscape’s Glory
  4. Daudsaom
  5. Turm am Hang
  6. Satt scheint der Sud der Tat
  7. Deute die Zeichen stehen auf Sturm

FEN beginnen ihr Set mit einer kurzen Ansprache und starten mit „Scouring Ignorance“ vom aktuellen Album sofort durch. Die Anlage ist zum Glück so abgestimmt, dass der Sound der Briten so atmosphärisch klingt, wie er es verdient hat: Die ausgefeilte Gitarrenarbeit und der variantenreiche Gesang von The Watcher überzeugen bei diesem Auftritt. Der simple Aufbau der Bühne, die stimmige Beleuchtung und die Tatsache, dass sich sowohl Grungyn als auch The Watcher überschaubar häufig bewegen, geben ausreichend Zeit, FEN beim Spielen genau auf die Finger zu schauen und in den atmosphärischen Post Black Metal einzutauchen. Unter verdientem Applaus verlassen FEN die Bühne gefühlt ein bisschen zu früh – es hätten durchaus mehr als 40 Minuten sein können. [AB]

FEN auf dem Ragnarök Festival 2024
FEN auf dem Ragnarök Festival 2024

NON EST DEUS auf dem Ragnarök Festival 2024Im Anschluss sorgt die Live-Premiere von NON EST DEUS, einem weiteren Projekt von Kanonenfieber-Frontmann Noise, für Aufregung und Spannung. Machen wir es kurz: Die Erwartungen werden mehr als übertroffen. Kanonenfieber zieht und man sieht es beim Blick ins Publikum von NON EST DEUS. Es scheint, als wolle sich kein Besucher das neue Projekt entgehen lassen – die Halle ist übervoll. Man merkt, dass beide Bands aus einer Feder kommen. Wer Kanonenfieber mag, wird NON EST DEUS ebenfalls mögen und das vor allem als Live-Band. Auch bei NON EST DEUS steckt viel Mühe in der Präsentation auf der Bühne: Die Band tritt stimmig und geschlossen in weißen Mönchskutten auf, verbirgt nach wie vor Gesichter. Im Hintergrund prangt ein großes Kreuz vor einem Backdrop, das eine korrumpierte Version des letzten Abendmahls zeigt, und das Mikrofon ist ein vom Efeu überwachsenes Kruzifix. Zur Show gehört ebenfalls die Theatralik: Frontmann Noise gibt mit großen Gesten Weihwasser ins Publikum, verbeugt sich demütig vor dem Kreuze und spult den gesamten Habitus ab, den man hier erwarten würde. Man fühlt sich unweigerlich an Batushka erinnert. Als sei das noch nicht ausreichend, steigen immer wieder Flammen empor. Die Show ist dabei so groß, dass die Musik fast an den Rand gerät – NON EST DEUS brennen buchstäblich ein großes Feuerwerk ab und haben damit beim beeindruckten Publikum einen Stein im Brett sowie einen unheimlich beeindruckenden Start hingelegt. [AB]

  1. Save Us
  2. Hiob
  3. Babylon
  4. Fuck Your God
  5. Burn It Down
  6. Thousand Years Of Sand
  7. Last Act
CRUACHAN auf dem Ragnarök Festival 2024
CRUACHAN auf dem Ragnarök Festival 2024

Danach übernehmen die Iren von CRUACHAN mal wieder die Bühne auf dem RAGNARÖK FESTIVAL. Sie präsentieren dem geneigten Publikum ihre einzigartige Mischung aus keltischen Melodien und Metal. Die Band, bestehend aus den Mitgliedern Keith Fay, John Ryan und Mauro Frison, zeigt sich in Topform und liefert eine mitreißende Performance ab. Mit Dudelsäcken, Flöten und kraftvollen Gitarrenriffs bringen sie die Festivalbesucher in Bewegung. Zu den Höhepunkten des Auftritts gehören Songs wie „The Living“, „Ride On“ und „Some Say The Devil Is Dead“. Die keltischen Einflüsse und epischen Erzählungen fesseln das Publikum und sorgen für eine mitreißende Atmosphäre, die direkt Lust auf das nächste Pint Ale macht. CRUACHAN beweisen einmal mehr, warum sie seit vielen Jahren zu hoch geschätzten Vertretern des Folk Metal gehören. [HF]

  1. The Living 
  2. The Horned God
  3. Born for War // Brian Boru’s March
  4. The Festival
  5. The Reaper
  6. The Hawthorn
  7. Some say the Devil is Dead
  8. The Crow
  9. Marching Song
  10. Blood God / Ride On

NORDJEVELauf dem Ragnarök Festival 2024Unter die Folklore setzen NORDJEVEL schnell einen schwarzmetallischen Schlussstrich. „Schnell“ ist dabei wörtlich gemeint, ist die norwegische Black-Metal-Combo mittlerweile für ihre massive Geschwindigkeit in den Tracks bekannt: Während Frontmann Doedsadmiral seinen Hass über ellenlange Nieten um den Unterarm aus dem stilsicher mit Knochenkette behangenen Hals in die Menge speit und sich ein (finsteres) Grinsen ob des anwesenden Publikums nicht verkneifen kann, verausgabt sich Destructhor an der Gitarre, ohne die Miene zu verziehen. Das Drumset im Hintergrund bekommt durch Leonid A. Melnikov als Ersatz für den im Oktober gegangenen Dominator dabei die Prügel seines Daseins verpasst. So richtige Stimmung mag auch bei Tracks wie „Satans Manifest“ vom aktuellen Album noch nicht aufkommen – zumal die Sonne von draußen in die Halle fällt, was dem Ambiente zusätzlich abträglich ist. [AB]

  1. The Shadows of Morbid Hunger
  2. Blood Horns
  3. Stans Manifest
  4. The Funeral Smell
  5. Within the Eyes
  6. Fenriir
  7. Djevelen I Nord
  8. Sunset Glow

HERETOIR auf dem Ragnarök Festival 2024Sehr viel besinnlicher geht es nach den Norwegern weiter: HERETOIR entern die Bühne des RAGNARÖK FESTIVAL und präsentieren dem Publikum eine eindrucksvolle Darbietung. Die Augsburger Combo, die aus den Bandmitgliedern Eklatanz und Høst besteht, entführt ihr Publikum mit atmosphärischem Post-Black-Metal auf eine emotionale Reise. Die kraftvolle Kombination aus melodischen Gitarrenriffs und druckvollen Drums begeistert die Zuschauer – mal elegisch, mal rasant. Besonders bemerkenswert sind bei letzteren Passagen die fliegenden Dreadlocks des Sängers Eklatanz, die seinem Headbangen eine einzigartige Note verleihen. HERETOIR, deren Name auf die Überwindung von Grenzen und Barrieren hinweist, zeigen sich wieder mal sich als sehr solide Live-Band und werden vom Publikum entsprechend gefeiert. [HF]

SAOR auf dem Ragnarök Festival 2024Sollte es vorab einen Dialog über den Einsatz von Nebel beim Auftritt von SAOR gegeben haben, dürfte er in etwa so abgelaufen sein:

„Wie viel Nebel wollt ihr haben?“ – „Ja.“

Nun, SAOR sind bekannt für einen mystischen Klang und es gelingt dem Schotten auch an diesem Abend, eine wirklich dichte Atmosphäre zu schaffen (wörtlich und übertragen), aber es wäre schön, ein bisschen mehr vom eigentlichen Auftritt zu sehen. Dann käme wesentlich besser zur Geltung, dass bei diesem Auftritt Flöte und weiblicher Gesang nicht vom Band kommen, sondern Ella Zlotos tatsächlich auch anwesend ist. Das allein hebt das Erlebnis  – vor allem „Bron“ – noch auf ein ganz anderes Niveau. Nichtsdestotrotz ist SAOR auch an diesem Abend beeindruckend und Andy Marshall legt sich vollends in seine Musik, während das Publikum in andere Sphären folgt. SAOR ist schon lange kein Geheimtipp mehr, was die volle Halle und auch die komplett besetzten Ränge beweisen. [AB]

  1. Pillars of the Earth
  2. Children of the Mist
  3. The Awakening
  4. Farewell
  5. Aura
  6. Bron
KAMPFAR auf dem Ragnarök Festival 2024
KAMPFAR auf dem Ragnarök Festival 2024

Als erster Headliner am Samstag legen KAMPFAR  eine druckvolle Performance hin. Die norwegische Band ist seit den 90er Jahren ein fester Bestandteil der Black-Metal-Szene und bekannt für ihre Mischung aus nordischen Melodien und energiegeladener Raserei. Leider haben die Norweger mit einigen technischen Herausforderungen zu kämpfen: Der Sound ist völlig übersteuert, da am Mischpult der Lautstärkeregler auf 11 von 10 gestellt wird. In der Folge sind die Songs anfangs nur schwer im Soundbrei auszumachen. Dennoch schaffen es KAMPFAR, das Publikum zu fesseln. Mit einer Auswahl ihrer bekanntesten Tracks wie “Ravenheart”, “Hymne” und “Norse” bieten sie auch heute Abend ein solides Set. Die Geschichte und Erfahrung der Band spiegeln sich deutlich in ihrer Performance wider und sie zeigen einmal mehr, warum sie zu den führenden Vertretern des norwegischen Black Metals gehören. Trotz der technischen Schwierigkeiten beweisen KAMPFAR ihre Klasse als Live-Band. [HF]

  1. Feigdar / Ravenheart
  2. Skogens Dyp
  3. Ophidian
  4. Trolldomspakt
  5. Lyktemenn
  6. Mylder
  7. Urkraft
  8. I Ondskapens / Norse
  9. Tornekratt
  10. Hymne
  11. Det Sorte

Schlecht für Fans von Primordial, gut für ORIGIN: Bereits am Nachmittag wurde bekannt, dass die Iren ihren geplanten Slot nicht wahrnehmen können, da deren Flug Verspätung hat. Wer die Information nicht registriert hatte, kommt spätestens bei der Ansage von Frontmann Paul Ryan darauf, als er klarstellt: „Wir sind nicht Primordial. Wir haben auch keine Flöten dabei. Aber wir haben ein paar ziemlich geile Riffs.“ Und noch während der Verarbeitung dieser Information erfolgt die auditive Klatsche – nein, der Faustschlag ins Gesicht. Denjenigen, die dann die Möglichkeit haben, schnell genug zu sein, um den Fingern von Bassist Mike Flores zu folgen und das Ganze zu verarbeiten, dürfte das Hirn förmlich geschmolzen sein. ORIGIN, die eigentlich als Ersatz für VREDEHAMMER gebucht wurden, überschütten ihr Publikum mit einer wahren Flut technischen Death Metals. [HF]

ORIGIN auf dem Ragnarök Festival 2024
ORIGIN auf dem Ragnarök Festival 2024

Konfusion macht sich breit im Publikum, bei Security und eigentlich allen. Vor dem Auftritt der Black-Metal-Urgesteine von MARDUK zeigt sich, dass die falsche Bühne aufgebaut wird. Vor der linken der beiden Stages hat sich allerdings bereits eine ungeduldige Menge versammelt. Umbau auf und vor der Bühne also… Damit nicht genug, lassen MARDUK gehörig auf sich warten. Das verheißende Intro aus den Boxen, das nicht zu enden wollen scheint, trägt nicht dazu bei, dass die Zeit schneller vergeht.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1990 haben die Schweden die extreme Metal-Szene maßgeblich geprägt und eine Vielzahl einflussreicher Alben veröffentlicht – nicht zuletzt „Memento Mori“ aus dem Jahr 2023. Auch heute Abend zeigen MARDUK mit einer monumentalen Bühnenpräsenz, warum sie auch nach über 30 Jahren noch Heerscharen von Fans anziehen. Während ihres Auftritts auf dem Festival überraschen Marduk ihre Fans dann doch: Alan Nemtheanga, der charismatische Sänger von Primordial, betritt die Bühne, um einen Gastauftritt zu absolvieren. Klargesang und Marduk: eine ungewohnte, aber spannende Kombination. Diese Zusammenarbeit verleiht dem Konzert eine zusätzliche Intensität und macht es zu einem Erlebnis für die Fans beider Bands. [HF]

MARDUK auf dem Ragnarök Festival 2024
MARDUK auf dem Ragnarök Festival 2024

Was lange währt, wird endlich gut: PRIMORDIAL beginnen ungeduldig erwartet das Ende des Festivals. Frontmann Alan sucht gleich zu Beginn bei „As Rome Burns“ den regen Austausch mit der Crowd und freut sich sichtlich, es doch noch geschafft zu haben. Mit „How It Ends“, „We Shall Not Serve“ und „Victory Has 1000 Fathers“ liegt der Fokus auf dem aktuellen Album. Trotz der späten Stunde ist die Halle nach wie vor voll. Das Publikum zeigt wenig bis keinen „Verschleiß“ – abgesehen von der Tribüne – und ist erfreulich textsicher. Das grandiose „Empire Falls“ rundet das Konzert ab und beschließt das RAGNARÖK FESTIVAL für 2024. Besser hätte der Abschluss nicht gelingen können. [AB]

PRIMORDIAL auf dem Ragnarök Festival 2024
PRIMORDIAL auf dem Ragnarök Festival 2024
  1. As Rome Burns
  2. How It Ends
  3. To Hell Or The Hangman
  4. We Shall Not Serve
  5. No Grave Deep Enough
  6. Victory Has 1000 Fathers
  7. Coffin Ships
  8. Empire Falls

Damit endet ein – bis auf wenige Probleme mit dem Ton – rundum gelungenes RAGNARÖK FESTIVAL, das trotz des Extratages viel zu schnell verging. Es dürften viele zufriedene Besucher sein, die die Stadthalle nun wieder verlassen müssen. Es wären vermutlich sogar noch mehr gewesen, wenn über Social Media bekannt gegeben worden wäre, dass es wieder Tagestickets gegeben hat. Abgesehen davon: Das Festival glänzt 2024 durch ein hervorragendes Billing, grandiosen Ersatz für Bands, die kurzfristig nicht kommen konnten, herrlichstes Wetter (was alles andere als selbstverständlich ist) und eine Stimmung bei allen Beteiligten, die nicht besser hätte sein können.

Nach dem RAGNARÖK ist vor dem RAGNARÖK und so darf man sich jetzt schon auf das Jubiläum im kommenden Jahr freuen – das Festival wird 2025 schon 20 Jahre alt. Man darf gespannt sein.

Redaktion Metal1.info

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