Konzertbericht: Rome w/ Atlas Bird

23.03.2019 Jena, Kassablanca Gleis 1

Jerome Reuter alias der führende Kopf hinter ROME macht Halt in Jena. Im Gepäck:  Über eine Stunde Chanson Noir mit einem Querschnitt durch die bisherige Diskografie, Reuters treuste Begleiterin, die Akustikgitarre, sowie eine Percussion-Performance, die martialischer kaum klingen könnte.

Doch zuvor eröffnen ATLAS BIRD pünktlich den Abend. Das junge Trio aus Leipzig spielt eine unterhaltsame Mischung von eigenem Material und ihrer Interpretation von Amy Winehouse‘ „Back To Black“. Wirken sie anfänglich wie die üblichen Vertreter der stets aktuellen Genre Indie und Alternative, mausern sich ATLAS BIRD im Laufe ihres Sets zu einer kleinen Überraschung, denn das Trio unterhält gut mit seinen mal tragenden, mal rockigen Songs und lässt ab und an eine Sounddichte durchblicken, die den Hörer durchaus gefangen nehmen und gedanklich abdriften lassen kann.

Eine Stunde nach dem ersten Ton ihrer Vorgänger treten ROME, als Trio die Bühne betretend, vor die Zuschauer. In der Hand eine elektrische und eine akustische Gitarre, zwei Tom Toms vor Jerome stehend und mit einem facettenreich ausgestatteten Schlagzeug wird die Neugier auf das Folgende geweckt: Wie akustisch werden ROME sein, wie percussionlastig? Und wie ist es möglich, Material von „Masse Mensch Material“ oder „Confessions d’Un Voleur d’Ames“ zu spielen, wenn das dazu benötigte Arrangement augenscheinlich nicht auf der Bühne ist? Es zeigt sich schnell: Es ist nicht möglich. ROME begrenzen sich in ihrer Darbietung auf die Stücke, die lediglich mit Gitarren und Schlagzeug funktionieren – und natürlich Reuters unverwechselbarer Stimme, die an diesem Abend so eindringlich klingt wie auf den Platten.

Obgleich ROME gut durch ihre bisherige Diskografie führen, sind von „Die Aesthetik der Herrschaftsfreiheit“, dem aktuellen Album „Le Ceneri Di Heliodoro“ oder „The Hyperion Machine“ eben auch nur die Tracks zu hören, die kein aufwendigeres Arrangement erfordern. Trotz der Fülle an Songs und dem Querschnitt durch das bisherige Schaffen geht ROME durch dieses Vorgehen die Vielfältigkeit von Reuters Kompositionen verloren. Der Kniff, der das Set dennoch auflockert, ist der Percussion-Einsatz. Hier wird die Kraft deutlich, die in ROME steckt, hier tobt der Löwe, den Jerome in „One Lion’s Roar“ besingt. Zeitweise erinnert sein Zusammenspiel an den Tom Toms mit Percussionist Patrick an „State Laughter“-Zeiten von Death In June: Laut, schlicht, kämpferisch.

Dennoch: Fans von „Nera“ und „Flowers From Exile“ gehen wohl ebenso enttäuscht nach Hause wie die Fans von sämtlichen ROME-Songs mit Keyboard-Einsatz. Die Begeisterung von der Show ist außerdem von dem Eindruck getrübt, dass ATLAS BIRD in musikalischer und konzeptioneller Hinsicht nicht den kompatibelsten Act vor ROME darstellen.

Mag auch beides Meckern auf hohem Niveau sein, haben sich aber besonders ROME um die Jubelstürme gebracht, die gekommen wären, wenn sie ihre hauseigene Vielseitigkeit durch das Fehlen weiterer Instrumentierung nicht so limitiert hätten.

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