Konzertbericht: System Of A Down w/ The Eighties Matchbox B-Line Disaster

2005-06-22 Berlin, Arena Treptow

THE EIGHTIES MATCHBOX B-LINE DISASTER eröffneten an diesem Abend in der Arena in Treptow einen weiteren Konzerthöhepunkt des Jahres. Das Quintett gab sich alle Mühe, das Berliner Publikum liess sich jedoch nur schwer für den Retro-Noise-Punk-Rock begeistern, der zudem ziemlich schlecht abgemischt war. Die Arena ist ja bekannt für ihre miserable Akustik. Gut vierzig Minuten mühten sich die Briten ab. Ich fand sie akzeptabel, mehr aber nicht.
Lustig war die Einlage von SOAD-Bassist Shavo, der auf die Bühne kam und die Mitglieder von Eighties Matchbox… während ihres Sets mit Whisky abfüllte.
Die Halle war bereits zu diesem Zeitpunkt proppevoll und sollte sich noch mehr füllen. Ausverkauftes Haus, rund 9000 Zuschauer waren wohl anwesend.

Bei sommerlichen Temperaturen schwitzten sich alle Beteiligten schon vor der Hauptband einen ab. Ein großer Vorhang mit dem Cover-Artwork des neuen Albums „Mezmerize“ wurde vor der Bühne heruntergelassen. Die Spannung wurde spürbar größer.Dann pünktlich um neun Uhr ging das furiose Konzert von SYSTEM OF A DOWN dann endlich mit „Soldier Side“ los. Der Vorhang fiel und mit „B.Y.O.B.“ begann das Pogen und Abtanzen in der Menge. Vor der Bühne hatte man extra einen abgesperrten Bereich mit „Wellenbrecher“ geschaffen, was der Freude aber keinen Abbruch tat.

Auf der Bühne selbst stand Sänger Serj die meiste Zeit mehr oder weniger nur herum, was allerdings bei seinen stimmlichen Fähigkeiten völlig in Ordnung geht. Er muss nicht mangelndes Talent durch wildes Herumgezappel oder sonstige Show-Einlagen kompensieren, er konzentriert sich stattdessen auf die perfekte Umsetzung der Musik. Trotzdem wäre ein bisschen mehr Bewegung auch nicht verkehrt gewesen, aber dafür legten sich Gitarrist und Sänger Daron (der live ja sowieso seine aggressive Seite hervorkehrt) sowie Bassist Shavo umso mehr ins Zeug. Sie interagierten gut mit dem Publikum, Daron schüttelte das gekürzte Haar und Shavo sprang bei einigen Stellen auf und ab, wechselte auch mal seine Position.

Der Sound war mäßig bis gut, auf jeden Fall aber weit entfernt von miserabel, jedoch sehr ausbaufähig. Ansagen wurden nur wenige gemacht, es hätte dem Fluss der Musik auch arg geschadet, denn das Set war wirklich klasse. Eine gute Zusammenstellung aus dem selbstbetitelten Erstling, „Toxicity“ und eben „Mezmerize“. Von der B-Seitensammlung „Steal This Album“ wurden nur „Mr. Jack“ und „Roulette“ eingebaut.Die schnellen Nummern dominierten das Geschehen: „Psycho“, „Cigaro“, „Needles“, „Deer Dance“, „War?“, „Prison Song“, „Suite-Pee“ und die Hits „Chop Suey!“, „Toxicity“ und „Sugar“ brachten ordentlich Bewegung in die Arena.
Für Verschnaufpausen sorgten u.a. „Aerials“, „Spiders“, „Lost In Hollywood“ und „Roulette“. Bei „Bounce“ sprang erwartungsgemäß die gesamte Halle mit, die Stücke „Kill Rock‘N’Roll“ und „Holy Mountains“ waren schon mal die Appetithäppchen für die im Herbst erscheinende „Hypnotize“-CD.Hier und da mal ein Intro und ein gejammter Übergang eingeschoben, ansonsten wurde wenig variiert. Dafür waren die Leistungen aller Bandmitglieder hervorragend bis auf einen kleinen Aussetzer Darons. Es gab nicht wirklich was zu meckern.

Eine dezente Lichtshow mit allerhand Leuchttafeln unterstützte in ausgewählten Momenten das Programm. Nach den beiden „Oldies“ „Suite-Pee“ und „Sugar“ verabschiedete man sich dann auch nach 90 Minuten und verzichtete auf eine Zugabe. Die Leute waren eh viel zu fertig (und nass). So war der Abend auch schon wieder beendet, man hatte ohne Zweifel eine Top-Show miterlebt, jedoch vermisste man irgendwie das gewisse oder spezielle Etwas. Den überraschenden Moment.
Dafür bekam man anderthalb Stunden Crossover vom feinsten. Ach ja, auf plakative politische Statements und Aufrufe wurde glücklicherweise verzichtet. Sowas haben System Of A Down nicht nötig, schließlich waren ihre Texte von Anfang an politischer und tiefgründiger als die Äußerungen vieler Punk-Bands.
Gesehen haben muss man die Band vielleicht nicht wegen ihrer Show, aber dafür wegen ihrer Lieder, denn die sind nach wie vor genial.

Setlist:01. Soldier Side
02. B.Y.O.B.
03. Revenga
04. Science
05. Kill Rock‘N’Roll
06. Suggestions
07. Psycho
08. Chop Suey!
09. Cigaro
10. Mr. Jack
11. Needles
12. Deer Dance
13. Aerials
14. Holy Mountains
15. Spiders
16. Bounce
17. ATWA
18. Forest
19. Lost In Hollywood
20. Question!
21. War?
22. Prison Song
23. Roulette
24. Toxicity
25. Suite-Pee
26. Sugar

Geschrieben am 22. Juni 2005 von Metal1.info

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