Konzertbericht: Vola w/ Voyager, Four Stroke Baron

09.09.2022 München, Feierwerk (Kranhalle)

Zuletzt waren VOLA kurz vor Beginn der Corona-Pandemie als Vorband von Rendezvous Point in München. Inzwischen hatten sie Auftritte im dänischen TV, wurden dort sogar in den Hauptnachrichten erwähnt, spielten einen Live-Stream beim WDR und viele andere PR-mäßig gelungene Gigs, sodass sie nunmehr bei ihren Touren den Headliner-Posten lässig bedienen können. Mit den Australiern von VOYAGER im Gepäck ist der heutige Gig in der Kranhalle sogar ausverkauft.

Doch zunächst eröffnen FOUR STROKE BARON aus Nevada den Konzertabend. Die Band wurde als dritte im Bunde mitgenommen und bringt kaum eigenen Fans mit. In der Folge beginnen die Newcomer bei Null und müssen mit gerademal drei Mann auf der Bühne erst einmal Überzeugungsarbeit leisten. Doch an Selbstbewusstsein fehlt es ihnen nicht, als sie beginnen, ihren soften Crossover aus Modern Prog, Rock, New Wave und Alternative vorzustellen. Der Gitarrist ist gleichzeitig der Sänger und sorgt durch allerhand technische Unterstützung für abgespacte Synthie-Gitarren-Soundeffekte, während der Drummer zwar in der seiner dunklen Ecke kaum zu sehen, aber dafür umso besser zu hören ist – trommelt er doch Patterns, die nicht nur Rhythmus, sondern manchmal fast schon eigene Klangsphären sind. Der Bassist hingegen sorgt für den rockigen Touch und lässt auch beim Posen den Metaller alter Schule raushängen. Vieles wird via Computerprogrammierung/ Backing-Sound eingespielt, sodass richtiggehend eine Independent-Disco-Atmosphäre aufkommt. Da die Musiker routiniert und technisch sowie gesanglich versiert sind, können FOUR STROKE BARON viel Achtungsapplaus für ihren erfrischenden Überraschungssound abkassieren.

  1. Friday Knight
  2. Valant Planet
  3. 7th Of July
  4. Planet Silver Screen
  5. Rolling Gloom 1999
  6. Khera
  7. Cyborg, Pt. 2

Als sich VOYAGER 1999 in Perth, Australien gründeten – damals noch dem Power Metal zugewandt – hätte wohl niemand die Evolution hin zu progressiveren Klängen erahnt. In ihrer Heimat hätten sie mit Sicherheit bei diesem Tourpackage den Headliner-Slot innegehabt, aber gute Bands fürchten ja auch den Support-Slot nicht.
VOYAGER beginnen ihr Set mit einem Paukenschlag, und selbst einige skeptische Prog-Nerds können nicht anders, als sich von der Energie, die von der Bühne kommt, zu einem Im-Takt-Kopfnicken hinreißen zu lassen. Der erste Song „Colours“ ist ein farbenfroher Mix aus Synth-Pop, fetten Riffs und einem Ohrwurm-Refrain. Einige Zuschauer lassen sich von den Bandmitgliedern zum Mithüpfen animieren und die Stimmung ist sofort aufgelockert. Stücke wie „Hyperventilating“ oder „The Meaning Of I“ reißen das Publikum mit. Das Zusammenspiel von Simone Dow und Scott Kay an den Gitarren sei hier besonders hervorgehoben, gibt es bei VOYAGER doch keine Trennung zwischen Lead- und Rhythmusgitarre. Man wechselt sich einfach bei den reichlich vorhandenen Soli ab. Dabei kommt auch die Show nie zu kurz. Von Simone kann sich so mancher Möchtegern-Poser noch eine Scheibe abschneiden. Der charismatische Frontman Danny Estrin hängt sich bei einigen Liedern auch seine Keytar um – damit haben wohl einige unvorbereitete Konzertbesucher nicht gerechnet. Das Quintett bringt insgesamt acht Songs in etwas mehr als 30 Minuten unters Publikum. Dabei sind auch zwei brandneue Single-Auskopplungen des 2023 erscheinenden neuen Albums, dessen Titel noch nicht verraten wurde. Einer dieser Songs ist „Dreamer“, der Voyager fast die Teilnahme am „Eurovision Song Contest“ eingebracht hätte. Im australischen Vorentscheid flogen sie leider letztendlich raus. Als der letzte Song, „Ascension“, verklingt, haben Voyager mit ihrem unverwechselbaren Up-Tempo-Stilmix bestimmt den ein oder anderen neuen Fan gewonnen.

  1. Colours
  2. Breaking Down
  3. Submarine
  4. Brightstar
  5. Dreamer
  6. Hyperventilating
  7. The Meaning Of I
  8. Ascension

Nun ist es Zeit für die Dänen von VOLA, die, nachdem sie sich in den vergangenen Jahren als Support-Acts und bei Festivals immer recht kurzfassen mussten, nun aus dem Vollen schöpfen können. Ihr Set geht jetzt über zwei volle Stunden. Dabei überraschen VOLA ihre Fans, die die Texte zum Teil lauthals mitbrüllen, mit einigen unerwarteten Tracks. So schafft es zum Beispiel der alte Song „Inmazes“ zurück auf die Setlist, nachdem er zuletzt in 2015 einige wenige Male live gespielt wurde. Auch die akustische Version von „Enter“ bringt viele Fans zum Schwärmen. Der Rap-Part in „These Black Claws“, der im Originalsong von Rapper Shaman gerappt wird, wird zwar wie gewohnt nur von Band eingespielt, aber die Bandmitglieder rappen ihn zumindest lauthals mit.

Frontmann Asger Mygind versucht offensichtlich, seine bislang eher dürftige Kommunikation mit dem Publikum zu verbessern: Er scherzt, kommentiert immer mal wieder die Geschichte eines Songs oder erklärt, warum er ihn für die Show ausgewählt hat. VOLA setzen auf einen guten Mix aus Balladen (wie z. B. „Ruby Pool“), die durch Asgers seidenweiche Stimme hervorragend rüberkommen, und den Gassenhauern (wie „Alien Shivers“ und “ Straight Lines“). Bei Letzteren geht so richtig die Post ab, die Fans sind textsicher und lassen die Haare kreisen. Und so verlassen VOLA nach den beiden geplanten Zugaben unter großem Jubel die Bühne.

  1. 24 Light-Years
  2. Alien Shivers
  3. Napalm
  4. Stray The Skies
  5. Ruby Pool
  6. We Are Thin Air
  7. Future Bird
  8. The Same War
  9. These Black Claws
  10. Enter
  11. Ghosts
  12. Head Mounted Sideways
  13. Smartfriend
  14. Straight Lines
  15. Inmazes
  16. Inside Your Fur

Anders als viele andere Touren scheint diese ein voller Erfolg zu sein: Fast alle gebuchten Locations waren ausverkauft. In Wien wurden sogar noch einmal Tickets nachgeschoben. Viele Besucher reizten wohl auch VOYAGER, die zwar in 2019 für ein paar Prog-Festivals in Europa waren, aber ansonsten hier noch nicht ausgiebig getourt haben. Und von VOLA wird man sowieso noch öfter hören, soviel ist sicher. Sie gehören zu den Bands, die nichts unversucht lassen, um ihren Traum zu leben. In Kombination mit hochkarätigen Vollblut-Musikern sollte somit der nächsten Headliner-Tour nichts im Wege stehen.

Publiziert am von Uta A. (Gastredakteurin)

Fotos von: Uta A. (Gastredakteurin)

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