Konzertbericht: Vola w/ Arch Echo, Rendezvous Point

20.09.2019 München, Feierwerk (Kranhalle)

Denkbar schlecht sind die Voraussetzungen für das Prog-Metal-Triple RENDEVOUS POINT, ARCH ECHO und VOLA, das am 20.09.2019 in München gastiert. Denn am gleichen Tag finden in München gleich vier ähnliche Events (u. a. Auftritte von Riverside und Spectre) sowie ein kleines Festival im Umland statt.

Die Kranhalle des Feierwerks ist daher mit weniger als 100 Leuten eher spärlich besetzt, was wirklich enorm schade ist, da allein die erste Band RENDEZVOUS POINT den Ticketpreis von 20,- € wert gewesen wäre. Niemand Geringerer als Baard Kolstad (Leprous, ex-Borknagar, Gaahls Wyrd live, etc.) bedient das Schlagzeug von RENDEZVOUS POINT. Der Gewinner der Schlagzeug-Weltmeisterschaft wird entsprechend vor und nach dem Auftritt in den Gängen belagert und ist mit Sicherheit der meistfotografierte Musiker des Abends.

RENDEZVOUS POINT eröffnen um 20 Uhr den Abend mit „Digital Waste“ von ihrem neuen Album „Universal Chaos“. Sofort ist klar, dass die Norweger ihr Handwerk verstehen. Der Sound ist brillant und jedes Bandmitglied spielt sein Instrument so tight und exakt wie es nur geht. Sänger Geirmund Hansen ist der geborene Entertainer; er unterhält allein schon durch seine Blicke, seine Gestik und die Art, wie er mit dem Publikum umgeht. Zusätzlich scheint es ihm keine Mühe zu bereiten, auch knifflige Parts wie in „Pressure“ mühelos herauszuschmettern. Vor allem im folgenden, fast balladesken Song „Apollo“ kann er seine Sangeskünste unter Beweis stellen und sorgt für Gänsehautstimmung.

Bassistin Gunn-Hilde Erstad ist nicht nur der Hingucker des Abends, sondern sorgt auch für knackigen Sound in Tracks wie „Wasteland“, das brachial durch die Boxen jagt, oder dem Titeltrack des neuen Albums „Universal Chaos“. Noch ein anderes Bandmitglied dürfte manch einem kein Unbekannter sein, nämlich Gitarrist Petter Hallaråker, dessen Bruder Kjetil Hallaråker in der Prog-Band Arkentype spielt. Petter macht dem Familiennamen alle Ehre, zieht eine irre Show ab und lässt keinen Zweifel daran, wie sehr er es liebt, auf der Bühne zu stehen. Dass Drummer Baard Kolstad dem Ganzen mit seinem ganz eigenen, energetischen Trommel-Stil die Krone aufsetzt, verwundert sicher niemanden. Da die Band leider nur ein halbstündiges Set hat, ist „Mirrors“ bereits das letzte Stück des Abends. Jeder der Anwesenden wird zustimmen, dass RENDEZVOUS POINT unzweifelhaft Headliner-Potential haben und auch hier und heute Vola ordentlich Konkurrenz machen.

  1. Digital Waste
    02. Pressure
    03. Apollo
    04. Wasteland
    05. Universal Chaos
    06. Mirrors

Nach diesem furiosen Auftritt hat es die Instrumental-Prog-/Fusion-Band ARCH ECHO leider sehr schwer, mitzuhalten. Allerdings trübt dies die Spielfreude der Amerikaner, deren Motto „Shred“ auch auf ihrem Band-Shirt verewigt ist, nicht wirklich. Gutgelaunt klimpern sie drauflos, allen voran der immer lächelnde Keyboarder.  Da die Qualität der Musik aber hörbar schlechter ist als die der Opener, schaffen sie es nicht, alle Besucher im Raum zu halten. Etliche Prog-Metaller gehen erst mal einen trinken. Man kann es ihnen nicht verübeln. Es hätte dem Spannungsbogen des Abends sicher gut getan, ARCH ECHO vor Rendezvous Point spielen zu lassen, um so für eine kontinuierliche Qualitätssteigerung zu sorgen. Aber einige Fans haben trotzdem ihren Spaß, und trotz allem versuchen ARCH ECHO ihr Bestes, den Besuchern eine gute Show zu liefern.

Die Prog-Metaller VOLA aus Dänemark haben sich in den vergangenen zwei Jahren durch fast konstantes Touren als Support-Act (z. B. von Monuments) einen Namen gemacht.  Doch mit dieser Tour ist es endlich soweit und sie dürfen erstmals den Headliner-Slot besetzen. VOLA genießen diesen Umstand in vollen Zügen und haben ihre Setliste für den Gig entsprechend ausgedehnt gestaltet. Obwohl das neue Album ansteht, konzentrieren sich VOLA am heutigen Abend noch auf die Lieder der beiden vergangenen Alben „Applause Of A Distant Crowd“ und „Inmazes“. Vor allem schwierig zu spielende Kracher wie „Smartfriend“ oder „Alien Shivers“ tönen mit unglaublicher Präzision durch die Halle und bringen die wenigen Anwesenden zum Headbangen.

Aber auch für Balladen wie das wunderschöne, sanfte „Vertigo“ ist Zeit. Bei den vergangenen Festivalauftritten mussten die Fans  aufgrund der verkürzten Spielzeiten auf dieses Lied meist verzichten. Umso hingebungsvoller singt Frontmann Asger den Song in fast völliger Dunkelheit. Schlagzeuger Adam Janzi darf hier Hintergrundgesang beisteuern. Dass er dies beherrscht, ist überraschend, meint man doch, in ihm eher einen Haudrauf zu haben, so gnadenlos, wie er sein Schlagzeug bearbeitet. Selbst Baard Kolstad ist von Adams eigenwilligem Drum-Stil angetan und nutzt jede Chance, ihm zuzuschauen, um sich Inspiration zu holen.

VOLA wechseln gekonnt zwischen ruhigeren Songs und den Abrissbirnen.  Mal darf sich der Zuschauer wilden, leidenschaftlichen Rhythmen hingeben, mal darf er sich von sanften Tönen einlullen lassen. Alles in allem liefern VOLA eine rundum durchdachte Show ab, die von Anfang bis Ende Sinn ergibt.

  1. Still
    02. Ghosts
    03.The Same War
    04. Starburn
    05. Black Box
    06. Alien Shivers
    07. Vertigo
    08. Ruby Pool
    09. Whaler
    10. Your Mind Is A Helpless Dreamer
    11. Applause Of A Distant Crowd
    12. Gutter Moon
    13. Stray The Skies

Es bleibt der schale Beigeschmack, dass die Location viel zu leer ist für so ein gutes Band-Package. Doch gerade die Tatsache, dass alle Bands mit ihrem Auftritt trotzdem die gleiche Mühe und Hingabe an den Tag legen wie etwa bei großen Festivals, beweist ihre Ernsthaftigkeit und ihr Potenzial. VOLA und RENDEZVOUS POINT: immer wieder gerne!

Publiziert am von Uta A. (Gastredakteurin)

Fotos von: Uta A. (Gastredakteurin)

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