Konzertbericht: Zeal & Ardor w/ Nyos

15.11.2018 München, Hansa 39

ZEAL & ARDOR sind eine weitere Band, die die Gemüter spaltet. Auf dem ersten Album „Devil Is Fine“ war die Mischung aus Black Metal, Soul, Blues sowie Gospel reizvoll, allerdings noch nicht ganz ausgereift. 2018 lösen die Musiker um Bandkopf Manuel Gagneux mit „Stranger Fruit“ schließlich ein, was die auf reddit geborene musikalische Vision verspricht. Mit reichlich medialer Aufmerksamkeit versehen ist es nicht verwunderlich, dass der Ansturm auf die dazugehörige Tour groß ist. Auch in München ist das Hansa 39 zu Konzertbeginn schließlich ausverkauft.

Vor einer bunten Mischung aus Metalkutten, langen Haaren, Hipstern, Zeit-Feulleiton-Leser*Innen und Hardcore-Kids betritt pünktlich um 20:30 Uhr das finnische Duo NYOS die Bühne. Nach einer kurzen, sympathischen Begrüßung legen die beiden Musiker mit ihrem rabiaten Noiserock los. Zwischen vertrackten Rhythmen, quirligen Gitarren, verqueren Gitarrenloops blasen NYOS mit einer gewaltigen Wall Of Sound alle Scheitel auf die andere Seite. Ihre Mischung aus Lightning Bolt, verspieltem, quirligen Postrock und straightem Punk sorgt bei den Anwesenden für viel Jubel. Nach einer guten halben Stunde ist die ehrliche Freude auf den Gesichtern der Finnen daher mehr als nachvollziehbar, der rinnende Schweiß im Publikum folgerichtig. Im Februar kann man NYOS als Support für Esben And The Witch in München sehen – auch hier lohnt es sich demnach, früh zu kommen.

Um 21:30 wird es schließlich in einem gesteckt vollen und entsprechend heißen Hansa 39 wieder dunkel. Zu den elektronischen Beats von „Sacrilegium I“ und einem weiß blinkenden Bandlogo betreten ZEAL & ARDOR die Bühne. Die größte Schwäche ihres Auftritts haben die Musiker leider gleich auf den Beginn ihrer Show gelegt: Das eher statische „In Ashes“ zündet als Opener so gar nicht. Ab „Servants“, dem zweiten Song, liefern ZEAL & ARDOR allerdings definitiv ein Konzerthighlight des Jahres ab. Angenehm ist, dass es genau ein Show-Element gibt: Alle Bandmitglieder tragen lange schwarze Hoodies, deren Kapuzen sie parallel an einer Stelle in „Servants“ abnehmen. Ansonsten gibt es eine Ansage mitten im Set, sowie ehrliche und selige Dankesworte am Ende des Sets und zur Zugabe.

Dazwischen rastet das Publikum quasi sekündlich stärker aus. Recht verhaltenes Kopfnicken zu Beginn, entwickelt sich zu haarewehendem Headbangen, bevor nach ungefähr 15 Minuten zunehmend wildere Moshpits starten. Die Euphorie aus dem Publikum färbt auch auf ZEAL & ARDOR ab, die leidenschaftlich und energisch zu Werk gehen. Bei perfektem Sound, mit zwei Backgroundsängern und gewaltig Wumms funktionieren die Songs live noch besser als auf Platte. Neben ganz alten Nummern finden auch bisher unveröffentlichte Stücke ihren Weg in die Setlist. Nach einer Stunde ist der Abend zunächst beendet. Für ganze vier Songs kommen ZEAL & ARDOR nach lautem Jubel allerdings noch einmal zurück und entlasse das schweißnasse Publikum mit dem wuchtigen „Baphomet“ in die Nacht.

Wie man dem Hype gerecht wird und sich mit schierer Qualität auszeichnen kann, beweisen ZEAL & ARDOR bei ihrem Auftritt in München eindrucksvoll. Unterstützt von den mitreißenden Nyos sorgen die Musiker für klingelnde Ohren und sichern sich einen Eintrag auf den Bestenlisten diverser Musikliebhaber. Es wird spannend sein, den weiteren musikalischen Weg dieser Band zu verfolgen.

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