Review Accept – The Rise Of Chaos

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Heavy Metal

Es gibt diese Bands, bei denen du dich einfach drauf verlassen kannst, qualitativ hochwertiges Material zu erhalten. ACCEPT, die deutschen Urgesteine des Heavy Metal, gehören zweifelsohne dazu. Sicher hat die Gruppe um Gitarrist und Mastermind Wolf Hoffmann in den satten 46 Jahren seit ihrer Erstgründung auch die eine oder andere weniger gerühmte Platte veröffentlicht, ist zuvorderst aber für zeitlose und auch heute noch schlichtweg hammergeile Genre-Klassiker wie „Metal Heart“ oder „Balls To The Wall“ bekannt.
Die Bandhistorie ist dabei von zahlreichen Besetzungswechseln sowie mehreren Auflösungen und Wiedervereinigungen geprägt, und doch stehen ACCEPT noch immer an der Speerspitze des deutschen Heavy Metals. Und das vollkommen zu Recht: Das Jahr 2009 läutete eine neue Ära ein, in welcher der Amerikaner Mark Tornillo den Posten von Ur-Sänger Udo Dirkschneider am Gesang übernahm – und mit „Blood Of The Nations“ im Jahr darauf ein bombenstarkes Debüt gab, das gebührend via Nuclear Blast erschien. Die beiden Nachfolger „Stalingrad“ sowie „Blind Rage“ stehen dem in nichts nach und nun servieren ACCEPT mit „The Rise Of Chaos“ zum insgesamt fünfzehnten Mal eine bis zum Anschlag vor Teutonenstahl strotzende Schwermetall-Ladung.

Denn so sehr die oftmals (sozial)kritischen Lyrics des neuen Albums auch in der Gegenwart verankert sein mögen, so atmet die Musik aus jeder Pore den Geist und die Atmosphäre des 80er-Heavy-Metals und klingt trotz der erneut zeitgemäßen und sauberen Produktion von Andy Sneap streckenweise fast so, als hätte es die letzten Jahrzehnte gar nicht gegeben. Das beginnt bei den für die Band typischen, erneut genialen und unverbraucht klingenden Riffs über die mitreißenden Soli und endet beim Gesang Mark Tornillos, der seit „Blood Of The Nations“ ohnehin niemanden mehr von seinem Talent überzeugen muss und auch sieben Jahre später noch energetisch, schneidend, das eine oder andere Mal jedoch auch durchaus emotional klingt. Garniert werden die neuen Songs abermals von meist eher einfachen, sich aber sofort ins Gedächtnis brennenden Refrains. Insbesondere „Koolaid“, die zweite Single, ist in dieser Hinsicht ganz böse – im positiven Sinne.

Wirkliche Neuerungen im Soundgewand der Heavy-Metal-Teutonen wird man also vergebens suchen. Doch auch das kann bei ACCEPT kaum überraschen, war die Band doch im Grunde nie für großartige Innovationen bekannt. Stattdessen reiht sich „The Rise Of Chaos“ stilistisch nahtlos in die Reihe insbesondere der bisherigen drei Mark-Tornillo-Alben ein, was der eine oder andere progressiv denkende Hörer langweilig finden mag. Allerdings ist es angesichts des fülligen Reigens an Gruppen, die früher oder später einen Stilwechsel vollzogen und damit ebenfalls Zuhörer vergrault haben, doch schön zu sehen, dass es Bands gibt, die an ihrem Stil festhalten und es dennoch schaffen, damit eben nicht zu langweilen, sondern immer wieder beweisen, dass sie mit Recht zu den Großen gehören – so wie ACCEPT das mit „The Rise Of Chaos“ erneut in jeder Hinsicht gelungen ist.

Ein Chaos stellt die Platte lediglich insofern dar, als es schwierig ist, unter den durch und durch überzeugenden Songs klare Favoriten auszumachen. Welche der zehn neuen Nummern die Zeiten überdauern werden, ist ebenfalls nicht einfach zu prognostizieren, mindestens mit „Die By The Sword“, „Koolaid“ oder „Analog Man“ sollten jedoch neue und bei künftigen Gigs unverzichtbare Klassiker am Start sein. Diese nach so vielen Alben und Hits überhaupt noch hervorzubringen, ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit, „The Rise Of Chaos“ lässt jedoch abermals daran zweifeln, dass die ACCEPT des 21. Jahrhunderts überhaupt ein auch nur im Ansatz belangloses Album schreiben könnten, selbst wenn sie es wollten. Dass nicht nur die Stammhörerschaft der Band, sondern auch jeder, der sich für klassischen Heavy Metal begeistern kann, an dieser Platte nicht vorbeikommt, ist daher zu acceptieren.

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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