Review Alter Bridge – AB III

Lange wurden ALTER BRIDGE – vollkommen zu Unrecht – als schlichter Creed-Ableger abgestempelt. Nun haben Gitarrist Mark Tremonti, Brian Marshall (Bass) und Schlagzeuger Scott Phillips – also die Creed-Instrumentalfraktion – und Sänger Myles Kennedy (The Mayfield Four) ihr drittes Album in Form des puristisch betitelten „AB III“ über Roadrunner Records unters wartende Volk gebracht. Allein schon die Tatsache, dass für die Produktion kein Geringerer als Michael „Elvis“ Baskette (Iggy Pop, Incubus) verpflichtet wurde, zeigt: ALTER BRIDGE wollen mit ihrem Hattrick noch hoch hinaus.

Einige der Qualitäten des Quartetts sind offensichtlicher Natur. „Slip To The Void“ gibt mit einem unglaublich starken Refrain, überraschend heavy getrimmten Gitarren und einer teilweise ebenso dunklen wie eingängigen Grundstimmung den Startschuss für die nächsten 13 Songs. Gitarrero Mark Tremonti agiert auf dem darauffolgenden „Isolation“ schon fast metallisch, während die Rhythmus-Fraktion Marshall/Phillips Sänger Myles Kennedy zu Höchstleistungen antreibt. Das Kontrastprogramm folgt auf den nächsten Schritt, „Ghost Of Days Gone Bay“ ist ruhiger und das perfekt statuierte Exempel für die gesammelten gesanglichen Qualitäten von Fronter Kennedy.
„AB III“ lebt von genau dieser Mischung aus harten, gitarrenlastigen Brettern und versöhnlicheren Nummern, die zum Träumen einladen.Davon sollte man sich trotzdem nicht täuschen lassen, denn ALTER BRIDGE haben sich merklich von der Leichtigkeit und Unbeschwertheit ihrer ersten beiden Alben entfernt, erinnern kaum mehr an die spielerische Leichtigkeit früherer Tage. Stattdessen hat eine düstere Grundstimmung Einzug gehalten, einzelnen Nummern wohnt trotz aller Eingängigkeit sogar eine gewisse Progressivität inne. Einen großen Teil der Düsternis und Schwere von „AB III“ machen zweifelsfrei die Gitarren aus, die erdig aus der Anlage hämmern. Neben Stammgitarrist Tremonti setzt sich auch Kennedy verstärkt wieder mit Leads in Szene, nachdem er in der Vergangenheit eher im Hintergrund agierte. Die dadurch entstehende Dynamik zeigt sich anhand von „All Hope Is Gone“, das sehr an die norwegischen Kollegen von Audrey Horne erinnert, oder dem mit dezenten Akustikgitarren versehenen Alternative-Kracher „Make It Right“.
Sozusagen das zweite Standbein des Quartetts sind Powerballaden wie „Wonderful Life“, die zudem zeigen, dass sich Mikrofonbefeuchter Kennedy auch in höheren Gesangslagen wohl fühlt – und das Resultat mehr als hörenswert ist. Den intensivsten Befreiungsschlag bietet Album Nummer drei dann aber in Form des passend betitelten „Breathe Again“, das den Hörer in nahezu euphorische Höhen katapultiert, ehe es mit dem darauffolgenden „Coeur d’Alene“ wieder dunkler und schwerer zur Sache geht.

Dass sich ALTER BRIDGE doch auf recht gravierende Art und Weise von ihren ersten beiden Alben entfernt haben, ist anhand von „AB III“ grundsätzlich nur positiv zu beurteilen. Fans der ersten Stunde werden mit dem aktuellen Langspieler zwar ihre anfänglichen Probleme haben, spätestens aber nach dem zweiten oder dritten Durchlauf restlos begeistert sein. Getragen wird die Scheibe von der ausnahmslos erstklassigen Arbeit der Instrumentalfraktion, die ihr Können schon zur Genüge bei Creed unter Beweis stellen konnte und allen voran auch Sänger Myles Kennedy, der nicht zu Unrecht als Sänger von Slash auf dessen letzter Europatour begutachtet werden konnte. Hier jagen sich die Höhepunkte.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert