Review Animal Alpha – Pheromones

”Good Evening, ladies and gentlemen […] I’m your host for tonight, Billy Bob Jackson, and I can tell you it’s going to be a great event”

Große Worte, man höre und staune, aus dem Mund einer Frau; schließlich immer noch keine Selbstverständlichkeit im Bereich des härteren Rock.
Meine erste Assoziation: Sandra Nasi? (Guano Apes).
Schon die ersten Zeilen zeigen aber, dass Agnete Maria Kjølsrud der kleinen Göttingerin um Lichtjahre überlegen daher kommt.

Zumal das prägnante, vielschichtige Stimmspektrum von Frau Kjølsrud einen Bärenanteil der Musik von ANMAL ALPHA ausmacht: Von zerbrechlichem Püppi-Flüstern, über zuckersüß-freches bezirzen, bishin zu wunderbar keifig-derben Shouts, die jedem Kerl die Hosen ausziehen würden. Diese Frontdiva hat so ziemlich alles drauf. Indessen fehlt es ihr auch nicht an schlichter Rockröhre, die den melodiösen Teilen der sonst doch recht durchgedrehten Songs spitzenmäßig zu Gesicht steht. All das schüttelt sie ungezwungen und keinesfalls unglaubwürdig einfach mal so aus dem Ärmel. Zweifel am Ausdruck, und somit auch am Eindruck für den Hörer, kommen nie auf.

Es warten zehn abgedrehte, im Genre (irgendetwas zwischen Metal, Core und Alternative) eigentlich kaum richtig einzuordnende Songs auf, denen trotz ihrer vermeintlichen Zerpflücktheit nie die Eingängigkeit ab geht. Es werden, wie beispielsweise bei „Bundy“, „Catch Me“ (wie passend) und „Deep In“, immer wieder catchy Hooklines geboten, die sich, in ein cool groovendes Rockgerüst gebettet, ins Hirn fressen, um sich dort wie die sprichwörtlichen Pilze in der Bakterienkultur zu vermehren. So schnell wird man sie nicht mehr los.

„101 Ways“: Der Titel, den man nur vom Namen her als Beschreibung der Musik ANIMAL ALPHAs stehen lassen könnte, bietet musikalisch die erste Minute synthie-geschwängertes Easy-listening-feeling mit Agnetes säuselndem Gesang, der ach so wunderbar hinterhältig rüberkommt. Man fühlt sich regelrecht hintergangen…und das gibt der Text so auch wieder. “I’ve got a bathtub and a hairdryer as well / Lalalalala.” Fies, aber echt cool! :>

“My Droogies” ist wohl der Höhepunkt des Albums und fast wie für mich geschrieben, wartet er doch mit Tool’schen Songmustern auf, denen der Gesang einfach wie Faust aufs Auge zu passen scheint. Laut-leise Wechselspielchen nach brachialem Gitarrenwand-Beginn, Agnetes Gesangsakrobatik, die bei der wunderbaren Textpassage „You are, yes you are, you are my vulva“ auch von Muse hätte stammen können, und ein versöhnlich straightes Ende, liefern im Zusammenspiel den längsten und meines Erachtens auch stärksten Song der Platte.„Bend Over“ ist, vor dem ruhigen, umschmeichelnden Rausschmeißer „Remember The Day“, eine solide Rocknummer, die jedoch dem Vorgänger „My Droogies“ gegenüber nicht mehr wirklich zu überzeugen weiß. Es ist keinesfalls ein schlechter Song, nein. Nur fehlt ihm im Vergleich, gerade weil er direkt nach „My Droogies“ platziert ist, einfach der vorhergegangene Spannungsbogen.

Schade, dass die Platte hier in Deutschland erst 2007 auf den Markt kam, war sie in Norwegen doch schon seit 2005 in den Läden. Andererseits liefert man uns damit heuer interessantes und erfrischendes Songmaterial, das eigentlich keinen Vergleich mit außer-skandinavischen Bands scheuen muss.

Eines steht jedoch fest: Ohne Agnete Maria Kjølsrud wäre diese Band nur halb so interessant.

Redakteur: Felix Valstar

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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