Review Anti-Flag – The General Strike

ANTI-FLAG müssen sicherlich niemandem mehr etwas beweisen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1988 haben sich die US-Amerikaner nicht nur den Ruf einer hervorragenden Live-Band erspielt, sondern gelten auch was ihr politisches Engagement betrifft als eine der aktivsten „großen“ Bands im Genre. Trotz ihren großen Erfolgen hat die Band niemals ihre Wurzeln vergessen, was sich in ihrem kompromisslosen vom Hardcore beeinflussten Sound, sowie ihren immer noch aufrüttelnden politischen Texten zeigt. Ihr bereits achtes Studioalbum „The General Strike“ stellt das zweite Album nach ihrem Split vom Major RCA dar – dass die Band hier ihre Rückkehr zu den Wurzeln zelebriert, ohne ihre Entwicklungen zurückzustellen wird in jeder Sekunde deutlich. Das Ergebnis ist das – mit einer Spielzeit von knapp 27 Minuten – bisher kürzeste Album der Bandgeschichte, welches sich inhaltlich eindeutig von der wirtschaftlichen Situation und den damit einhergehenden Occupy-Protesten sowie der Rebellion in der arabischen Welt beeinflusst zeigt: „Time’s up! You’re outta luck and your back’s up against the wall. From Tunisia to Washington the people are calling: No!“

Musikalisch bekommt der Hörer das geliefert, was man auf einem ANTI-FLAG-Album erwartet, auch wenn ein derart brachialer Opener wie „Controlled Opposition“, welcher mit seinem knallharten Hardcore-Sound in 25 Sekunden alles niedertrümmert, so unter einem Major-Vertrag wahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre. Neben den immer wieder durchblitzenden Hardcore-Einflüssen präsentiert die Band ihren begeisternden und mitreißenden, teilweise in Skate-Punk-Bereiche abdriftenden, vor allem in den Bassläufen durch The Clash inspirierten, rotzigen Punk. Das beste Beispiel für diesen Einfluss findet sich sicherlich im tollen „This Is The New Sound“. Auch ansonsten tun ANTI-FLAG das, was ANTI-FLAG eben am besten können: Sing-A-Longs treffen auf unwiderstehliche Gitarrenmelodien, treibendes Drumming paart sich mit dreckigen Bassläufen, darüber erklingen die wütenden Stimmen von Justin Sane und Chris#2, welche die Missstände des kapitalistischen Systems anprangern und zum Widerstand aufrufen.

Eben in dieser von allem und jedem angepissten Attitüde können viele sicherlich einen Kritikpunkt festmachen – die Art und Weise, wie die vier Amerikaner dies allerdings musikalisch verpacken, steht definitiv für sich. Dass sich kein Mensch seiner Verantwortung in einer zunehmend nicht nur wirtschaftlich auseinanderbrechenden Welt entziehen kann und selbst für sein Schicksal einsteht ist zwar nichts Neues, leider aber immer noch eine gesellschaftliche Konstante. Auch wenn ANTI-FLAG nie über die Konventionen ihres Genres hinausgehen, so stellt „The General Strike“ in dem, was es ist, nämlich eine wütende Skate-Hardcore-Punk-Scheibe, eine starke Veröffentlichung dar und zeigt, dass die Band ihren Stil perfektioniert hat. Auch im Jahre 2012 hat melodischer und politischer Punkrock nichts von seiner Rechtfertigung eingebüßt, sondern zeigt vielmehr, dass es oft an den altgedienten Herren ist, das politische Bewusstsein der Jugend aufrecht zu erhalten.

Wertung: 7.5 / 10

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