Review Anti-Flag – American Reckoning

Die Punk-Ikonen von ANTI-FLAG tun es erneut. Nach der Benefiz-EP „Live & Acoustic In Vienna“, legen die Jungs nun ein ganzes Album mit Song im akustischen Gewand vor. „American Reckoning“ nennt sich das Ganze und ist, wie der Titel schon vermuten lässt, der dritte Teil der „American“-Albumreihe. Eben deshalb befinden sich auf der Scheibe auch nur Songs der letzten beiden Alben im neuen Look. Dazu servieren ANTI-FLAG drei elektronisch verstärkte Coversongs von Liedern, die sie beim schreiben der letzten Platten inspiriert haben. Man kann also im Falle von „American Reckoning“ keineswegs nur von einem Lückenfüller reden.

Besonders überzeugend an „American Reckoning“ ist, dass ANTI-FLAG durch die Reduktion der Instrumente die Texte ihrer Songs noch mehr in den Vordergrund stellen. Das die Pittsburgher nicht einfach nur übers saufen oder assozial sein singen, dürfte bekannt sein. Dennoch bietet die akustische Form der Songs die Gelegenheit, sich noch etwas genauer mit den Inhalten zu beschäftigen. Sei es nun der Kritik an der Zerstörung unserer Umwelt in „The Debate Is Over (If You Want It) (Acoustic)“, der Abrechnung mit der Alt-Right-Bewegung und bürgerlichem Rassismus in „Racist (Acoustic)“ oder die Ost-West-Hymne „Brandenburg Gate“.

Durch die Konzentrierung des Sounds auf Gitarre und Gesang, rücken ANTI-FLAG auch näher an ihre Singer-Songwriter-Vorbilder wie Woody Guthrie oder Bob Dylan heran und besinnen sich so auf die Wurzeln des Punk. Auf die Frage danach, ob eine Akustik-Platte überhaupt noch Punk ist, gibt es nur ein klares Ja als Antwort. Was bitte ist mehr Punk, als aggressiven Songs den Stecker zu ziehen und dennoch eine enorme Kraft mit ihnen zu transportieren?

Abgerundet wird „American Reckoning“ durch drei Coversongs. Den Anfang macht John Lennon’s „Gimme Some Truth“, welches ANTI-FLAG ganz bandtypisch interpretieren. Auch „For What It’s Worth“ von Buffalo Springfield erklingt in punkiger Manier. Besonderen Spaß hatten die Jungs aber wohl beim abschließenden Cheap Trick-Song „Surrender“, der herrlich schnodrig daherkommt. Das diese Künstler die Jungs inspiriert haben, ist kein Wunder.

Mit „American Reckoning“ legen ANTI-FLAG zwar kein neues Album vor, erweitern ihren Sound aber um ein paar spannende Facetten. Es heißt ja, ein Song zeigt seine wahre Qualität dann, wenn er auch im akustischen Gewand funktioniert. Nach „American Reckoning“ dürften auch die letzten Zweifel an den Songwriting-Künsten von ANTI-FLAG ausgeräumt sein.

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Wertung: 8 / 10

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