Review Anvil – Hope In Hell

  • Label: SPV
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Heavy Metal

Für ANVIL sind – in Relation zur ihrer ansonsten eher mau verlaufenen Karriere – goldene Zeiten angebrochen. Man könnte sogar davon sprechen, dass es eine Zeit vor und nach der Veröffentlichung der zum Teil recht rührselig ausgefallenen Dokumentation für die Kanadier gibt, die dem Trio soviel Aufwind verliehen hat. So wurde danach nicht nur das im Film immer wieder aufgegriffene dreizehnte Studiowerk „This Is Thirteen“ neu aufgelegt, auch das 2011 erschienene Album „Juggernaut Of Justice“ schwamm noch auf der neuen Welle der Aufmerksamkeit, die die Kanadier überflutet. Der Erfolg blieb diesmal nicht aus, was sich unter anderem an der 18-monatigen Welttournee zeigte, die sich an „Juggernaut Of Justice“ anschloss – kurz und bündig, die letzten zwei CDs von ANVIL waren ziemlich gut und gemessen an ihrer Diskographie vielleicht sogar die besten, die sie jemals aufgenommen haben.

Böse Zungen werden ja nicht müde darauf hinzuweisen, dass der ausbleibende Erfolg der Kanadier schlicht mit ihrer musikalischen Klasse zusammenhängt; angesichts der Menge an eher lauwarmen Scheiben, die ANVIL im Laufe ihrer nun schon über 30 Jahre währenden Karriere aufgenommen haben, ist dieser Kritik ein gewisser Wahrheitsgehalt nicht abzusprechen. Auch diesbezüglich waren die beiden letzten CDs in gewisser Hinsicht eine Ausnahme – sie waren gut ohne jeden Verweis auf den „Kultstatus“ der Kanadier. Mit „Hope In Hell“ soll der Höhenflug nun fortgesetzt werden. Auf Album Nummer 15 ist erstmals der Neuzugang am Bass, Sal Italiano, zu hören, der Glenn „Five“ Gyorffy nach dessen von allen Seiten mit unnötigen Kommentaren gewürzten Ausstieg ersetzt. Die sich aufdrängende Frage lautet also: Wie viel Hoffnung bleibt in der Hölle?

Ein erster Blick und ein erster Höreingang bestätigen: alles beim Alten. Das Cover ist zweckdienlich, der Albumname wieder eine wohlklingende Alliteration, der Sound der Platte ist fett und schiebt ordentlich. Zudem geht der Opener und gleichzeitige Titeltrack gut ins Ohr – in gewohnter Manier schüttelt Lips einen coolen, rockigen Riff aus dem Ärmel, donnert Rob Reiner wieder Artillerie-mäßig auf die Felle ein und klemmt sich der Refrain schon beim ersten Mal direkt in den Gehörgang. Aber Moment: Was ist das für ein seltsames Gefühl? Irgendwie sättigt der Song nicht. Und spätestens wenn man „Hope In Hell“ ein paar Mal durchgehört hat, muss man sich eingestehen: Die CD kann über weite Strecken nicht mit ihren beiden Vorgängern mithalten. Stellenweise ist sie schlicht langweilig.

Bei einer Band wie ANVIL erwartet natürlich niemand Stiländerungen großen Ausmaßes, das stoische Beharren auf der einmal gefundenen Linie gehört hier ebenso zum Selbstverständnis wie beispielsweise bei Gruppen wie Motörhead. Die Frage ist also: Geht das Konzept auf, sind die Songs gut komponiert oder hat man es eher mit Auftauware zu tun? Und obwohl ANVIL die gleiche Melange aus langsamen, schwer groovenden und schnellen, hämmernden Songs aufbieten, will „Hope In Hell“ nicht so recht in Fahrt kommen. Es fehlt der Platte sicherlich nicht an Spielfreude und an Spielwitz – aber die Qualität der Songs bleibt hinter den Erwartungen zurück. Während zum Beispiel „Through With You“ noch mit einer griffigen Melodie punktet, plättet beispielsweise „Badass Rock N Roll“ den Hörer mit schwermetallischer Langeweile. Die Struktur der Songs ist durch die Bank weg die gleiche und auch die Gitarren-Leads scheinen zum Großteil völlig austauschbar.

Was bleibt, sind elf äußerst typische ANVIL-Songs, in gewohnt schweißtreibender Energie eingespielt, aber von nur mittlerer Qualität. Wohlwollender ließe sich sagen, dass sich die Kanadier treu geblieben sind. Weniger optimistisch gesprochen: Es scheint sich das Ende des Höhenfluges abzuzeichnen. ANVIL-Fans werden sich diese Platte ohnehin zulegen, wer aber bis dato immer noch nichts von den Kanadiern gehört hat, den verweise ich eher auf die beiden schon erwähnten Vorgänger-Alben.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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