Review Architects – Lost Forever, Lost Together

Wo die ARCHITECTS auftauchen, regiert der Core, in welcher Form auch immer. So wandelbar, wie sich die Briten bislang im Verlauf ihrer Karriere gezeigt haben, so haben sie auch viele unterschiedliche Subgenres der Spielart beackert. Mathcore, Post-Hardcore, Metalcore, kaum eine Spielwiese war vor der Truppe aus Brighton sicher.

Gut so, mag sich der geneigte Fan denken, zumal das Quintett nicht nur zu Beginn häufig den Namen wechselte und wie angesprochen die Spielweise, sondern auch sehr regelmäßig Platten auf den Markt wirft. So ist „Lost Forever, Lost Together“ schon die sechste Veröffentlichung in acht Jahren. Und wie immer überraschen ARCHITECTS und spielen zwar nicht grundlegend neuen Stoff, entwickeln sich aber in einem solchen Maße weiter, dass sich der Hörer zunächst einmal wieder zurechtfinden muss.
Die ersten Hördurchgänge entpuppen sich dennoch nicht als Spießrutenlauf, die Musik geht vor allem, was die erste Hälfte von „Lost Forever, Lost Together“ angeht, durchaus zügig ins Ohr. Daran mag wohl die Reduktion der hochtechnischen Elemente Schuld sein, auch wenn das Riffing immer noch anspruchsvoll ist, die Breaks mitunter kompliziert klingen und die Strukturen der Songs von gängigen Schemata abweichen. Trotzdem lässt sich die Musik insgesamt verhältnismäßig leicht konsumieren, schließlich hält sie immer noch einige Trademarks parat, die ARCHITECTS in den letzten Jahren zu einem etablierten Act gemacht haben.
Da wären vor allem die markanten Vocals von Fronter Sam Carter, an dem sich der eine oder andere Freund der Core-Spielarten schon einmal etwas reiben kann. Aber eines muss man Carter schon lassen, er rotzt und kreischt seine Wut derart intensiv ins Mikrophon, dass er den gewillten Hörer schnell an der Hand nimmt und ihm die Missstände der Welt aufzeigt. Und natürlich werden diese wieder angeprangert, wie die meisten Songnamen vermuten lassen. Musikalisch überzeugt neben der angesprochenen ersten Hälfte auch das scharfkantige „C.A.N.C.E.R.“, bei dem nach einer kurzen Verschnaufpause noch einmal richtig die Post abgeht. So lässt sich ohnehin feststellen, ARCHITECTS sind nach wie vor besonders dann gut, wenn sie Tempo aufnehmen. Davon hätte es auf „Lost Forever, Lost Together“ auch ruhig noch etwas mehr geben können. Der einzige Song, der an sich eine echte Reduktion der Geschwindigkeit benötigt hatte, ist das mit Sprechgesang unterlegte Instrumental „Red Hypergiant“, welches als nur gut zweiminütiges Zwischenspiel beinahe verschenkt wirkt. Hier hätte man (noch) mehr draus machen können, alle anderen Versuche, im Midtempo zu punkten, verpuffen etwas und wirken letztlich halbgar.

Dieser Kritikpunkt ist sicher der einzig größere, doch auch wirkt er nicht tonnenschwer. Mit „Lost Forever, Lost Together“ haben ARCHITECTS erneut ihren Position in der Szene behauptet. Vielleicht ist es nicht das erwartete Album, aber wann hat die Band sich schon einmal um solche Banalitäten geschert? Die elf Songs bieten fast durch die Bank gute Unterhaltung der flotteren Gangart und so verzeiht man so manche Auszeit, die bei konsequenterer Umsetzung der eigenen Stärken wohl vermeidbar gewesen wäre.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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