Mai 2015

Review Arcturus – Arcturian

Wer Gefallen an außergewöhnlichem Black Metal findet, kommt derzeit aus dem Staunen gar nicht mehr heraus: Als hätten sie sich abgesprochen, kriechen auf einmal all jene Bands aus ihren Löchern, die durch ihr Schaffen den avantgardistischen Sektor des Black Metal geprägt haben: Auf das Kommando von Manes („Be All End All“, 2014) folgten Solefald („World Metal. Kosmopolis Sud), Dødheimsgard („A Umbra Omega“) und Diabolicum („In Pazuzu“). Nun kehrt mit ARCTURUS eine weitere Legende zurück ins Rampenlicht.

Volle zehn Jahre sind verstrichen, seit ARCTURUS ihr viertes und bislang letztes Album „Sideshow Symphonies“ veröffentlichten – ein Meisterwerk zwischen Symphonic und Progressive Metal, das auch in einer Dekade keinen Staub angesetzt hat. Die Messlatte liegt also hoch und ist doch nicht unüberwindbar … schließlich hat man es hier mit einer so versierten wie erfahrenen Truppe zu tun.

Bereits das äußerst gelungene Artwork weckt die Vorfreude auf „Arcturian“. Zu Recht, wie sich schnell herausstellt: Nach dem elektronisch geprägten Intro zu „The Arcturian Sign“, das ebenso auch aus der Feder von Manes stammen könnte, wird der Hörer direkt in den ARCTURUS-Kosmos gebeamt: Epische Klänge, liebliche Melodien, kraftvolle Riffs und der alles überragende Gesang des stimmgewaltigen ICS Vortex vereinen sich so natürlich zum unverkennbaren Stil der Norweger, dass man sich kaum vorstellen kann, dass die Herren in den letzten zehn Jahren etwas anderes gemacht haben als ARCTURUS-Songs zu spielen.
Den Unterschied im Vergleich zum Vorgänger macht vor allem der Sound des Albums: Während ARCTURUS früher auf einen sehr sterilen, transparenten Sound gesetzt hatten, ließ man „Arcturian“ nun einen sehr organischen, dichten Sound angedeihen. Zwar rückt das eine oder andere Detail so eher in den Hintergrund, die Songs als solche profitieren jedoch klar von dem Druck und der Griffigkeit des Sounds. Auch verschmelzen die einzelnen Elemente und Instrumente, seien es Gitarren oder Keyboards, auf „Arcturian“ viel schlüssiger zu einer Einheit, als das je zuvor bei ARCTURUS der Fall war.
Ein Nebeneffekt dieser Entwicklung ist allerdings auch, dass selbst Songs mit abgefahrenen Ideen und Elementen weit weniger „avantgardistisch“ und verquer klingen als früher. Doch wo die Songs auch mal bescheidener auftreten, ist es der einzigartige Gesang von ICS Vortex, der in die Bresche springt und, wo immer zu vernehmen, alle Aufmerksamkeit auf sich zieht: Scheinbar lässig und mit spielender Leichtigkeit schwingt sich der ehemalige Dimmu-Borgir-Bassist von Note zu Note, wobei sein Stimmumfang einmal mehr für offene Münder sorgt.

Mit „Bane“ setzen die Norweger noch einmal einen echten Brocken ans Ende dieses überaus bemerkenswerten Albums: Mal hart und düster, mal durch melancholisches Keyboard getragen, mal die perfekte Vertonung eines Kuriositätenkabinetts, bringt er – wenn auch etwas unzusammenhängend arrangiert – all das, wofür die der Name ARCTURUS steht, nochmals auf den Punkt. Die wahren Hits jedoch verbergen sich definitiv im Inneren dieses Meisterwerkes.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert