Review As I Lay Dying – The Powerless Rise

Im Jahr 2007 schlugen AS I LAY DYING mit ihrem dritten Album “An Ocean Between Us” einen starken Richtungswechsel ein: Statt Metalcore in Reinkultur, garniert mit zahlreichen schwedisch angehauchten Riffs, setzten AS I LAY DYING mehr auf Thrash-Einflüsse. Der Anteil an klarem Gesang wurde mit dem Zugang von Bassist Josh Gilbert deutlich erhöht: Das rief Kritiker auf den Plan, welche meinten, AS I LAY DYING würden sich zu sehr an den Mainstream anbiedern – andererseits konnte man darin auch wirklich so etwas wie eine Entwicklung sehen, denn trotz eben angesprochener Tatsache befanden sich auf „An Ocean Between Us“ einige recht harte Songs dabei, die man so sonst von der Band noch nicht kannte. Die cleanen Vocals fügten sich außerdem sehr gut ins Gesamtbild ein.

Nun liegt also das neue Werk der Kalifornier vor, und es lässt sich sagen, dass AS I LAY DYING grundlegend nichts geändert haben: Wie schon „An Ocean Between Us“ wurde „The Powerless Rise“ von Adam Dutkiewicz produziert, und dass der Mann sein Handwerk versteht, weiß wohl jeder, der sich aktiv mit Metal beschäftigt. Soundtechnisch gibt es also keine Überraschungen, die Produktion hat genau die richtige Mischung aus Intensität und Fokus auf die melodischen Parts. Dabei beginnt „The Powerless Rise“ durch „Beyond Our Suffering“ mit einer Brutalität, wie man sie von AS I LAY DYING in dieser Form noch nie gehört hat: Rasend schnelle Drums und die wirklich tiefen Growls von Shouter Tim Lambesis bestimmen diesen Song, der in der Mitte außerdem einen heftigen Moshpart aufweist. „Condemned“ hingegen beginnt etwas langsamer, vor Allem der Refrain lässt aber auch deutlich an einen Song von „An Ocean Between Us“ denken, nämlich „Bury Us All“.

AS I LAY DYING wären jedoch nicht sie selbst, wenn sie nicht auch ein paar melodischere Songs in ihren Alben einbauen würden: Besonders hervorzuheben sind hier „Anodyne Sea“, „Parallels“ und „Anger And Apathy“. Hier kommt wieder verstärkt die Singstimme von Bassist Josh Gilbert zur Geltung, der mit weitläufigen Gesangspassagen jeden Fan des Vorgänger-Albums in seinen Bann ziehen sollte. Bei allen Einwänden, sein Gesang klinge „steril“ oder „nachbearbeitet“, muss man anerkennen, dass der Zweitsänger sein Stimmrepertoire nochmals deutlich erweitert hat – eine ähnliche Gesangsqualität erreichen im Metalcore-Genre nur wenige. Zugegeben, besonders „Anger And Apathy“ erhält dadurch Pop-artige Züge. Dennoch agieren AS I LAY DYING auf Albumlänge (und auch in diesem Lied) ungeachtet dieser Tatsache mit einer derartigen Intensität, dass man diesen Einwand getrost links liegen lassen kann.

Was auf „The Powerless Rise“ außerdem auffällt, ist die Dichte an Soli, welche die Gitarristen Nick Hipa und Phil Sgrosso darbieten: Besonders in den schnellsten Songs der Platte, „Without Conclusion“ und dem bereits angesprochenen „Beyond Our Suffering“, legen sie wahnwitzige Solo-Einlagen hin, aber auch auf fast allen anderen Songs finden sich mehr oder weniger ausgiebige Gitarren-Intermezzi. Im Vergleich zum 2007er-Release haben AS I LAY DYING die Anzahl an Breakdowns wieder einen Tick in die Höhe geschraubt. Diese werden live ihre Wirkung sicherlich nicht verfehlen, auch da AS I LAY DYING sie nur dort einsetzen, wo sie auch hingehören und nicht überall und jederzeit (wie man es von anderen aktuell angesagten Bands des Metal- bzw. Deathcore-Genres kennt). „The Blinding Of False Light“, die obligatorische Halb-Ballade jedes AS I LAY DYING-Albums, schließt diesmal das Album ab, verzichtet aber auf allzu schnulzigen Gesang und endet auf ungewohnt dissonanten Gitarren.

Zwar ist „The Powerless Rise“ mit insgesamt elf Titeln um einen Song ärmer als der Vorgänger. Das liegt jedoch lediglich daran, dass die Band diesmal auf ein Angeber-Instrumental verzichtet hat . Das aktuelle Album wird bei allen, die AS I LAY DYING schon seit ihren Anfangstagen mochten, mit Sicherheit einschlagen wie eine Bombe, und dürfte der Band auch einige neue Fans bescheren. Einzig und allein beim Songwriting haben AS I LAY DYING noch ein wenig Luft nach oben, denn der ein oder andere Song ist vorhersehbar geraten. Sollte die Band allerdings weiter auf diesem Niveau agieren und den auf „The Powerless Rise“ gezeigten Härtegrad beibehalten, darf man auf viele weitere Alben gespannt sein.

Publiziert am von Pascal Stieler

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