Review Batushka – Czernaya Liturgiya (CD/DVD)

  • Label: Witching Hour
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Black Metal

Die Corona-Krise hat vielen Formaten Aufschwung verliehen – Online-Gottesdiensten und Streamshows etwa. Beides in einem bekommt man von Bartłomiej Krysiuks BATUSHKA geboten: Mit „Czernaya Liturgiya“ („Черная Литургия“) veröffentlicht der Sänger der „originalen“ Band mit seiner neuen Version der Band die zuvor bereits gratis gesendete Streamshow als DVD und Live-CD – an sakralem Spririt mangelt es dem Auftritt wahrlich nicht.

Nun ist die Streamshow ja per se nicht jedermanns Sache, und dass mitgeschnittene Streamshows auch nicht automatisch als vollwertiges „Live-Album“ durchgehen, haben nun schon mehrere Bands mit wenig lohnenswerten Releases veranschaulicht. BATUSHKA kommt hier zugute, dass auch die regulären Konzerte der Orthodox-Black-Metaller wenig mit einem „richtigen“ Konzert gemein haben: Ansagen gibt es hier schließlich ebensowenig wie andere Formen der Interaktion mit dem Publikum, die Performance ist weitgehend statisch, und selbst Applaus zwischen den Songs stört die Atmosphäre eher als sie zu befeuern. So ist es für „Czernaya Liturgiya“ – anders als für die meisten anderen Streamshows – tatsächlich fast von Vorteil, dass kein Live-Publikum involviert ist.

Von stimmungsvoll dazwischengeschnittenen Aufnahmen einer Kirche abgesehen gibt es über die rund 70 Minuten Spielzeit hinweg entsprechend nur die Band zu sehen – Männer in Kutten, die quasi unbeweglich ihre Instrumente spielen, Bartłomiej Krysiuks als Priester, der eine Messe liest und zwischendurch Kerzen entzündet. Wer das schon live eher belächelt als bewundert hat, wird entsprechend auch an den Aufnahmen dieser Show wenig reizvoll finden. Das, was BATUSHKA sein wollen, bringen sie mit „Czernaya Liturgiya“ allerdings bestmöglich rüber: Lässt man sich darauf ein, geben das sakrale Setting und das feierliche Gehabe der Musik eine fesselnde Atmosphäre.

Dazu trägt die technisch absolut gelungene Umsetzung des Projekts wesentlich bei: Das Bild überzeugt durch eine beträchtliche Anzahl an Kamarawinkeln und für die düsteren Lichtverhältnisse erstaunlich gute Aufnahmen; der Sound ist in den Clean-Parts so brillant wie in den harten Passagen wuchtig. So spiegelt „Czernaya Liturgiya“ perfekt die Balance zwischen zarten Gitarren und Chören und rohem Black Metal wider, die BATUSHKA seit jeher auszeichnet.

Musikalisch beschränkt sich die Setlist natürlich auf die Veröffentlichungen von Bartłomiej Krysiuks BATUSHKA nach dem Split: Im Mittelpunkt steht erfreulicherweise die durchaus als gelungen zu wertende EP „Raskol“, die BATUSHKA nach kurzem Intro in voller Länge und am Stück spielen. Im Anschluss geben BATUSHKA noch sechs Songs ihres 2019er-Albums „Hospodi“ zum Besten. Wenngleich sich diese Songs qualitativ weder mit dem Material von Krzysztof Drabikowskis BATUSHKA („Litourgiya“, 2015; „Panihida“, 2019), noch mit dem neueren Material von Bartłomiej Krysiuks BATUSHKA messen können, funktionieren sie live dargeboten doch eindeutig besser als auf dem absolut durchschnittlichen Album. Dass BATUSHKA für diese Liveshow nicht noch den Release ihrer neuen, sehr hörenswerten EP „Carju Niebiesnyj“ (2021) abgewartet haben, ist dennoch schade – mit dieser anstelle des „Hospodi“-Materials wäre „Czernaya Liturgiya“ fraglos noch stärker ausgefallen.

Ja, BATUSHKA haben sich getrennt, ja, es gibt jetzt zwei Bands diesen Namens, und ja verdammt, die „echten“ BATUSHKA sind wohl eher die von Krzysztof Drabikowski. Hier für Klarheit zu sorgen soll aber Aufgabe der Richter bleiben. Rein musikalisch bewertet muss man Bartłomiej Krysiuk lassen, dass sich seine BATUSHKA seit dem schwachen Debüt „Hospodi“ von Release zu Release gesteigert haben. Auch mit der Live-DVD/-CD „Czernaya Liturgiya“ hat Krysiuk ein rundum stimmiges Produkt anzubieten – musikalisch, aber auch hinsichtlich der Aufmachung als schicker Digipak oder limitierte Holzbox. Wer sich nicht aus Loyalität auf Drabikowskis Seite geschlagen hat, sollte auch diesen BATUSHKA zumindest nochmal eine Chance geben. „Czernaya Liturgiya“ böte sich dafür geradezu an.

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Wertung: 8.5 / 10

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