Review Batushka – Litourgiya

  • Label: Witching Hour
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Black Metal

Das waren noch Zeiten, als die Musiker der polnischen Ausnahme-Black-Metal-Band BATUSHKA noch ebenso mystisch und geheimnisvoll waren wie ihre Musik und die orthodoxen Messen nachempfundenen Live-Auftritte. Wer hätte 2015, als die Band auf der Bildfläche erschien, gedacht, dass sich die beiden zu dieser Zeit noch anonym agierenden Musiker Bartłomiej Krysiuk (Gesang) und Krzysztof Drabikowski  (Gitarre, Bass) Jahre später öffentlich um die Rechte an der Band zanken sollten? Von Unstimmigkeiten war 2015 jedenfalls noch nichts zu bemerken, denn mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Litourgiya“ machten sich BATUSHKA praktisch im Handumdrehen zur Legende – und das vollkommen zu Recht. Angesichts des jüngst von Drabikowski und seiner Fortführung der Band veröffentlichten Albums „Panihida“ ist es daher an der Zeit, ebenfalls einen Blick zurück auf „Litourgiya“ zu werfen.

Die altslawischen Lyrics, die im Wechselspiel von liturgischen Chören und harschen Screams vorgetragen werden, bilden das markanteste Merkmal der acht Nummern des Debüts, durchnummeriert von „Yektenia 1“ bis „Yektenia 8“. Nun waren BATUSHKA natürlich nicht die erste Band, die Chorgesänge in Black Metal eingebaut haben, eine derart stimmige Atmosphäre, wie sie auf „Litourgiya“ zu finden ist, dürfte vorher allerdings nur selten erreicht worden sein. Das Zusammenspiel der Chöre und der Screams wirkt zu jeder Zeit perfekt durchdacht. Den Chören fehlt zudem jedwede Spur von Kitsch, im Gegenteil klingen sie mächtig, beschwörend, teils sogar düster und unheimlich. Die Stimmung, die BATUSHKA alleine durch den Gesang auf ihrem Debüt aufbauen, sucht in der Tat ihresgleichen. Und wenn hin und wieder ein wenig von der Formel abgewichen wird, etwa indem die Black-Metal-Vocals einmal so gut wie gar nicht verwendet werden (Yektenia 7) oder eine mantra-artige Klargesangspassage den Gesang ergänzt (Yektenia 6), macht dies das Gesamtbild gleich noch interessanter.

Der packende Wechselgesang ist allerdings bei weitem nicht der einzige Aspekt, durch den BATUSHKA eine Vielzahl anderer Black-Metal-Gruppen übertrumpfen. Auch die Elemente, die zum Standard-Repertoire des Genres gehören, erfahren auf „Litourgiya“ eine durch und durch meisterliche Umsetzung. Längst nicht immer bekommt der Hörer solche kraftvoll und garstig klingenden Screams zu hören, und derart erhabene und anmutige Gitarrenmelodien, wie sie „Yektenia 1“ oder „Yektenia 3“ bieten, sorgen schon einmal für Gänsehaut. Es ist überaus beachtenswert, dass sich BATUSHKA bei ihrem Debüt also nicht nur auf dem speziellen Gesang ausgeruht haben, sondern hörbar darauf bedacht waren, dass alle Bestandteile der Musik zusammen eine herausragende Komposition ergeben. Letztlich macht genau das „Litourgiya“ immer wieder zu einem ganz besonderen Hörerlebnis.

Dabei ist es auch kein Debakel, dass vereinzelte Songs für sich genommen vielleicht etwas weniger Eindruck als die übrigen schinden können („Yektenia 2“; „Yektenia 8“). Bei einem derart hochwertigen Album wie „Litourgiya“ handelt es sich dabei nur um geringfügige qualitative Unterschiede, darüber hinaus wird die Platte ohnehin vielmehr als durch den einzelnen Song durch den Gesamteindruck definiert, der auch nach vielen Durchläufen nichts von seiner Wirkung einbüßt.

Es ist gewissermaßen ironisch, dass „Litourgiya“ trotz seines zarten Alters von vier Jahren in der Black-Metal-Szene bereits Kultstatus genießt, hebt sich die Platte doch sowohl gesanglich als auch instrumental merklich vom handelsüblichen Album des Genres ab. Doch egal welche Hörer mit welchen Vorlieben dem Debüt von BATUSHKA auch ihre Ehrerbietung entgegenbringen, verdient ist sie allemal. Hinsichtlich der Zukunft der Band ist noch nicht alles entschieden, sicher ist allerdings, dass die mittlerweile geteilte Gruppe mit „Litourgiya“ ein besonderes Album geschaffen und damit sehr früh Geschichte geschrieben hat.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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