Review Darkthrone – F.O.A.D

  • Label: Peaceville
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Heavy Metal

Ein finster drein schauender, verwesender Untoter weist dem Hörer mit einer einladenden Geste den Weg ins im Hintergrund geschaufelte Grab, auf dessen Grabstein „F.O.A.D“ gemeißelt steht. Lederjacke, Patronengurt um die Hose und Spikes, deren Größe die Bezeichnung „Nieten“ ins Lächerliche führen würde. Auf einer dieser Spitzen sitzen 2 Kronkorken. Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung der restlichen Black-Metal-Szene oder ein (mehr oder minder, man bedenke den Titel des Albums) subtiler, mit Augenzwinkern versehener Hinweis auf deren Entwicklung? An dieser Stelle soll sich bitte jeder sein eigenes Urteil bilden. Eine gewisse Komik ist dem Cover des neuen DARKTHRONE-Albums jedenfalls nicht abzusprechen – es spielte mir das erste Schmunzeln in die Mundwinkel, noch bevor man die Musik hört; auch wegen der Kronkorken und des Irokesenschnittes, den der liebenswerte Herr unter seinem – oder besser durch seinen – Stahlhelm trägt.

Auf der Platte prangt ein Aufkleber, der Fenriz und Nocturno Culto großkotzig als die „undisputed masters of the RIFF!“ bezeichnet. Genommen wie gegeben legt man die CD ein und lauscht dem ersten Lied. Schau an, man staunt nicht schlecht – das Riff auf „These Shores Are Damned“ ist tatsächlich Klasse und geht den auf „The Cult Is Alive“ eingeschlagenen Weg weiter. Schon hier fällt die dem Vorgänger gegenüber dumpfere Produktion auf: War „The Cult Is Alive“ schon fast als klar produziert zu bezeichnen, wurde hier die Produktionsschraube eher in Richtung alter Werke wie „Under A Funeral Moon“ gedreht und wirkt teilweise sogar etwas sehr basslastig. Apropos basslastig: Schon wären wir beim zweiten, von der NWOBHM-EP bekannten Song „Canadian Metal“, der laut Fenriz eine Hommage an – wer hätt’s gedacht – den Kanadischen Metal ist. Leider zündete dieses Lied erst nach sehr vielen Durchläufen, was mich Anfangs meist dazu brachte, schon vor Minute 2:23 zu skippen. Schade eigentlich, denn dort beginnt ein Gitarrensolo, das dem Song eine gewisse Dynamik verleiht. Obwohl der Song nach diesem Solo ins gleiche Riff- und Rhythmusschema fällt wie zuvor, scheint es doch wesentlich besser zu sein. Es kann selbst ein DARKTHRONE-Song noch an einem Solo wachsen. Ich würde es nicht glauben, hätte ich es nicht selbst gehört.

Kramt man noch etwas in den Linernotes, stößt man auf bei „The Church Of Real Metal“ auf eine Passage, die da besagt „…we hail […] Tony Iommi…“. Hä? Song noch mal angeschmissen und … tatsächlich! Das geht aber schön rumpelig los. Klingt wie der böse Bruder der ersten Gehversuche von „Black Sabbath“. Erst glaubt man, irgendwelche Fieslinge hätten DARKTHRONE den Groove geklaut, was sich aber relativ schnell erübrigt. Der Song wird nach kurzer Zeit eine richtig coole, doomige Oldschoolnummer.„The Banners of Old“ bricht im Vergleich zu den ersten drei Tracks etwas ein, wirkt aber dennoch nicht wirklich fehl am Platz, weil man schließlich skippen kann. Es fehlt einfach etwas DARKTHRONE’sche Eigenständigkeit zu einem guten Song.

Ob das Überspringen berechtigt ist oder nicht, man landet nun unweigerlich bei einem der stärksten Songs des Albums. Der Titeltrack: Eine saucoole Nummer, die vom Charme eines Fenriz und seiner Vocals lebt. „If you think my castle is build on sand – well, bring up the tide! You can fuck off and die!“ Über den darauf folgenden Song „Splitkein Fever“ lässt sich in den kleinen, erklärenden Texten im Booklet erfahren, dass Culto sich dazu entschied einen „very little fuzz“ auf die Gitarren zu legen. Anhören, und das Augenzwinkern verstehen: Der Lacher ist garantiert. Das Album entpuppt sich immer mehr als lockerer Spaß-Silberling, ohne dass es der Musik zu Lasten geht. UH! Wir kommen dem Höhepunkt nahe. „Raised On Rock“. Kurzum: eine perfekt vertonte und betextete Hommage an den Heavy Rock der frühen Tage. Und an Venom! Das geht übrigens auch aus einer toffen Textstelle hervor.

Und nun? Das müssen sich auch DARKTHRONE gedacht haben, als sie „Pervertor Of The 7 Gates“ und „Wisdom Of The Dead“ schrieben. Langweilig ist sehr passend – das hätte man sich sparen können. Der letzte Song ist ein weiterer Song von der kritisch aufgenommenen EP „NWOBHM“. Ich kann an dieser Stelle jeden Verriss nachvollziehen: Der Song ist zwar besser als sein direkter Vorgänger, aber nichtsdestoweniger zum Vergessen.

Um noch einmal auf das Booklet einzugehen: Culto und Fenriz machen sich einmal mehr einen riesen Jokus aus der ganzen Sache. Es werden Fotos vom Campen und Kraxeln (natürlich nicht ohne obligatorisches Posing) in der Norwegischen Landschaft gezeigt. Zu 50% nicht ernst zu nehmen. Ein Foto zeigt beispielsweise Nocturno Culto mit bitterbösem Gesichtsausdruck auf (Achtung, jetzt kommt’s) einer alten, verrosteten Vespa. Ganz großes Tennis! Ist das Booklet Coolness-Gründen ist kaum zu überbieten, verhält es sich mit dem ganzen Album ähnlich, das nichtsdestotrotz ein paar Totalausfälle zu verzeichnen hat.

”If you don’t understand what I mean, fucking listen to Venom’s Acid Queen!”

Redakteur: Felix Valstar

Wertung: 7 / 10

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