Review Draconian – Sovran

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Doom Metal

Im Großen und Ganzen gibt es zwei Möglichkeiten, als Band zu brillieren. Entweder man baut völlig neuartige Elemente in die eigene Musik ein und schafft so einen eigentümlichen Stil oder man setzt die bereits etablierten Stilmittel so gelungen ein, dass man die Essenz des jeweiligen Genres einfängt. Auf DRACONIAN trifft wohl Letzteres zu. Auch auf ihrer neuen Platte „Sovran“ gibt es zwar nicht viele Überraschungen, dafür aber eine vortreffliche Mischung aus Gothic Metal und Death/Doom.

Der Opener „Heavy Lies The Cross“ erzeugt sogleich mit dissonanten Gitarren eine unheilverkündende Stimmung, dann beschränkt man sich plötzlich auf minimalistisches Piano und den Gesang von Neuzugang Heike Langhans. Kurz fragt man sich, ob es sich nicht doch um Sharon den Adel (Within Temptation) handelt, so sehr ähneln die engelhaften Stimmen der beiden einander. Unterschiede findet man eher in den Feinheiten, erstere singt ein wenig kontrollierter, aber auch weniger abwechslungsreich. Doch DRACONIAN halten sich auch auf „Sovran“ an das altbewährte Beauty-and-the-Beast-Schema. Den tiefen, vollen Growls von Anders Jacobsson wird somit ebenso viel Raum geboten wie den weiblichen Cleans und das Rezept geht größtenteils auf. Allerdings hätte man die beiden Gesangsstile ruhig etwas mehr miteinander verknüpfen können, anstatt sie einfach nebeneinander koexistieren zu lassen. Die Vocals sind jedenfalls durchgehend gut verständlich und ausdrucksstark, hin und wieder finden sich auch ein paar Spoken-Word-Passagen.

Die Instrumente werden bezüglich des Tempos zurückhaltend gespielt, eine Ausnahme stellt das Intro von „Stellar Tombs“ dar, bei dem sogar die Double-Bass-Drums ausgepackt werden. Ebenjenen kurzen Ausbruch erwartet man regelrecht nach dem mit tragischen Streichern glänzenden „Pale Tortured Blue“, wohingegen der Übergang vom Opener zu „The Wretched Tide“ so flüssig vonstattengeht, dass man es kaum mitbekommt. Dies sind zwei Beispiele der Homogenität, die „Sovran“ ausstrahlt, alles ist sprichwörtlich wie aus einem Guss. Dadurch wird zwar manchen Tracks ihre Eigenständigkeit genommen, im Gegenzug profitiert jedoch die Gesamtatmosphäre davon.

Seltsamerweise sind es gerade die reduzierten Passagen, in denen die sonst so schweren Gitarrenwälle gedrosselt werden, die beim Hören herausstechen, so zum Beispiel die Strophen von „Dusk Mariner“ und „Dishearten“, beide auf ihre Weise Höhepunkte des Albums. Ein solcher ist auch „Rivers Between Us“, das männliche, cleane Guest-Vocals und ein melancholisches Gitarrensolo beinhaltet. Die Stimmung ist im Allgemeinen sehr trostlos, düster und tragisch, also eben genau die Schnittmenge aus Gothic und Doom Metal. Dazu tragen auch die depressiven Texte bei, die weitgehend ohne gängige Klischees auskommen. Das kunstvolle, mysteriöse Albumcover sowie die klare, aber nicht zu glatte Produktion tun ihr Übriges, um den guten Eindruck, den DRACONIAN auf „Sovran“ hinterlassen, zu festigen.

DRACONIAN machen also weiterhin das, was sie am besten können: eine gute Stunde trist-beklemmender Musik. „Sovran“ sei jedem ans Herz gelegt, der sich in ebenjenen musikalischen Gefilde beheimatet fühlt, egal ob als langjähriger DRACONIAN-Fan oder als Neuling. Hier bekommt man Gothic Metal und Death/Doom in Reinform fernab von störendem Kitsch und Klischees.

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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