Review Dread Sovereign – For Doom The Bell Tolls

  • Label: Ván
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Doom Metal

Als Fronter der irischen Pagan-Black-Metaller Primordial machte sich Alan „Nemtheanga“ Averill einen Namen, der weit über das Genre hinausreicht: Die Ausdruckskraft, die der Sänger in seine Stimme, aber auch seine Performance generell zu legen vermag, sucht ihresgleichen. Mit DREAD SOVEREIGN eröffnete sich der Mann mit der charakteristischen Stimme im Jahr 2013 ein neues Betätigungsfeld: Bereits das Debüt „A Hell’s Marthyrs“ wusste mit dreckig-düsterem Doom Metal der feinsten Sorte zu begeistern. „For Doom The Bell Tolls“ lautet der wohl mit einem Augenzwinkern zu verstehende Titel des nunmehr zweiten Full-Length-Releases.

Auf das Intro, das zum Album- und Songtitel passend mit Wind und Glockengeläut beginnt, lassen DREAD SOVEREIGN diesmal lediglich drei vollwertige Songs, ein Interlude („Draped In Sepulchral Fog“) und ein Cover folgen. Was bei anderen Bands bestenfalls eine EP wäre, reicht bei DREAD SOVEREIGN immer noch zu einem Album mit knapp 37 Minuten Spielzeit. Zwar fällt „For Doom The Bell Tolls“ damit gerade im direkten Vergleich zum zehn Songs umfassenden, gut einstündigen Debüt vergleichsweise kurz aus. Doch die gebotene, gute halbe Stunde reicht DREAD SOVEREIGN, um den Hörer in ihre von Tod und Verderben bestimmte Welt zu entführen.

Gleich der erste richtige Song, „Twelve Bells Toll In Sarlem“, ist ein 13-Minuten-Monster. Während das Stück musikalisch vom dynamischen Gitarrenspiel und der dynamischen Komposition lebt, die von puristischen Momenten, in denen das Schlagzeug quasi alleine steht, bis hin zu druckvollen, schiebenden Doom-Passagen reicht, ist es vor allem Alans ausdrucksstarker Gesang, der ihm Leben einhaucht. Einmal mehr holt Alan hier alles aus seinen Stimmbändern heraus und beeindruckt durch die unverwechselbare Mischung aus Kraft und Melancholie in seiner Stimme.

Soundtechnisch bleiben sich DREAD SOVEREIGN treu und setzen auch diesmal auf den bewährten, erdigen Instrumentenklang. Die stilistische Weiterentwicklung ist auf „For Doom The Bell Tolls“ jedoch nicht zu überhören: Die atmosphärischen Synthesizer und Samples, die auf dem Debüt noch stilprägend waren, sind kaum noch von Bedeutung. Statt dessen gehen DREAD SOVEREIGN entsprechend rockiger zu Werke. Knackige Riffs und groovige Soli vermischen sich mit der puristischeren, noch düstereren Atmosphäre des Albums zu einem unwiderstehlichen Gebräu: Während „This World Is Doomed“ dabei im psychedelisch angehauchten Mittelteil mit dezenten Sólstafir-Anleihen daherkommt, bevor der Hörer zurück in den gefräßigen Schlund schwärzesten Doom Metals zurückgerissen wird, führt die Reise bei „The Spines Of Saturn“ eher in Richtung treibendes Midtempo, das vom verhallten Gesang stimmig überlagert und kontrastiert wird: Hier kommt Retro-Rock-Feeling auf! Retro ist auch das live aufgenommene und von einem überzeugten „Let’s go“ eingeleitete Venom-Cover „Live Like An Angel, Die Like A Devil“, das von der Attitüde her zwar zweifelsfrei in den Albumkontext passt, aus dem Gesamtbild am Ende jedoch schon allein durch den undifferenzierteren Sound, vor allem aber durch das drastisch höhere Tempo stark heraussticht. Ein, zwei weitere eigene Songs hätten dem Album definitiv mehr gegeben.

DREAD SOVEREIGN machen mit „For Doom The Bell Tolls“ genau, was man sich von einer vitalen Band erwartet: Unter Beibehaltung der entscheidenden Trademarks entwickeln die Iren ihren Sound gekonnt weiter und liefern so ein spannendes Album ab, dem man höchstens ankreiden kann, dass es den Durst nach neuem Material dieser herausragenden Band mit seiner (das eher überflüssige Venom-Cover mal außen vor gelassen) knappen halben Stunde Spielzeit nicht wirklich löscht. So ist „For Doom The Bell Tolls“ beides zugleich: Ein gelungenes Album und ein Appetizer auf das hoffentlich nicht erst in drei oder mehr Jahren erscheinende dritte Werk von DREAD SOVEREIGN.

Wertung: 8 / 10

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