Review Ensiferum – Two Paths

Der berühmte Zwei-Drei-Jahres-Rhythmus, nach dem vor allem bekannte Bands ihre Alben auf den Markt bringen, ist eine ambivalente Sache. Während einige Gruppen es schaffen, trotz dieser geringen Zeitspanne immer wieder saubere Qualität abzuliefern, scheinen andere damit überfordert. Angesichts dessen wirkt es zunächst passend, dass das siebte Album der finnischen Pagan-Folk-Metaller ENSIFERUM schlicht und ergreifend mit „Two Paths“ betitelt ist. Leider steht es eindeutig exemplarisch für die zweitgenannte Richtung.

„For Those About To Fight For Metal“ heißt also der Opener nach dem bombastisch-prätentiös aufgeladenen, jedoch schnell langweilenden Intro. Über den Titel, der vermutlich auf eine niemals genutzte Songidee von Manowar zurückzuführen ist, sehen wir mal hinweg, denn mit seiner nervigen Intro-Dudelmelodie und dem generischen Chor-Refrain aus dem Baukasten hat die Nummer weit größere Probleme. In ironischer Weise ist er als erster Song jedoch erschreckend passend, bereitet er doch darauf vor, dass eine sonderlich große Steigerung nicht zu erwarten ist. Denn das Album dümpelt mit für den langjährigen Hörer der Band trauriger Belanglosigkeit vor sich hin.

„Uninspiriert“ ist das Wort, das dabei am ehesten geeignet scheint, den Grundtenor der Platte zu schildern. Sicher, es ist grundsätzlich alles da, was man von einem neuen Werk der Finnen erwartet: Ordentliche Riffs, folkige Melodien, Growls und (diesmal in erhöhter Konzentration) Klargesang. Aber es fehlt das Feuer, es fehlt das Herz. Wo sind Songs wie „Into Battle“, „Blood Is The Price Of Glory“, „In My Sword I Trust“ oder „Heathen Horde?“ Die Nummern, die mit etwas Wohlwollen in dieser Reihe stehen könnten, sind schnell aufgezählt: „Way Of The Warrior“, „King Of Storms“ sowie „I Will Never Kneel“. Ansonsten plätschert ein großer Teil des Materials durch die Gehörgänge, ohne großartig aufhorchen zu lassen, was für ein ENSIFERUM-Album schon enttäuschend genug ist. Doch damit ist es nicht getan: Mit „Don’t You Say“ und „God Is Dead“ setzt man sich selbst die bisherigen songwriterischen Tiefpunkte, die nämlich kaum noch entfernt an den typischen Klang der Nordmänner erinnern und bei anderen Bands besser aufgehoben wären. Immerhin ist erstgenannter Song noch ein launiger Ohrwurm, der live sehr gut abgehen könnte. Und wo wir grade beim Thema sind: Wer sich von Herzen gewünscht hat, dass ENSIFERUM irgendwann ihre eigene 0815-Saufhymne kreieren, der wurde erhört, wie „Feast With Walkyries“ beweist. Mal ehrlich, Partystimmung im Metal ist ja nett, aber ob wir dafür nebst Gruppen wie Alestorm oder Korpiklaani, die in dieser Hinsicht ohnehin schon die Vollbedienung abliefern, wirklich ENSIFERUM brauchen, ist mehr als fragwürdig.

Zur Abwechslung mal wieder lobenswert, gerade auch im Zusammenhang mit „Feast With Walkyries“, muss der weibliche Klargesang seitens des Neu-Mitglieds Netta Skog erwähnt werden, die neben dem Akkordeon den einen oder anderen gelungenen Lead-Gesangspart übernimmt. Recht viel mehr ist zu „Two Paths“ sonst nicht mehr zu sagen, so wenig nennenswerten Inhalt bietet das höchstens durchschnittliche und für ENSIFERUM-Verhältnisse schwache Machwerk. Vielleicht würde es sowohl der Band als auch den Hörern gut tun, würde die Gruppe sich bis zur nächsten Platte doch mal etwas mehr Zeit nehmen. Und dann möge man sich bitte wieder an Werken wie „Victory Songs“ oder „From Afar“ orientieren, an deren Klasse „Two Paths“ nicht im Traume heranreicht.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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