Review Enslaved – The Sleeping Gods – Thorn

  • Label: ByNorse
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Black Metal

Ein wenig einfach machen es sich die Norweger ENSLAVED angesichts ihres neuen (Quasi-)Albums auf den ersten Blick ja schon: Da nimmt man die beiden 2011 erschienenen, sehr seltenen EPs „The Sleeping Gods“ und „Thorn“ und veröffentlicht das Ganze als Full-Length unter dem Namen „The Sleeping Gods – Thorn“. Auf den zweiten Blick bietet das Werk aber in erster Linie sieben Nummern lang Musik, weshalb die Frage im Vordergrund stehen sollte, wie die Platte denn geworden ist und ob sich die Anschaffung lohnt.

Wer besagte EPs nicht sein Eigen nennt, für den bietet „The Sleeping Gods – Thorn“ eine gute Gelegenheit, die auch abseits des großartigen Cover-Artworks zu gefallen weiß. ENSLAVED zelebrieren einmal mehr progressiven Viking-Black-Metal, wie die Hörerschaft ihn von den Norwegern kennt und zu schätzen weiß. Bereits der Opener „Heimvegen“, auf dem sich die Band deutlich straighter als etwa noch zuletzt auf dem 2015er Album „In Times“ gibt, stellt sich ohne Umschweife als Mid-Tempo-Hit heraus, der mit einem epischen, beschwörenden Refrain punkten kann. „Alu Misyrki“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, präsentiert sich aber deutlich schneller und bietet mehr von der für ENSLAVED typischen Komplexität im Songwriting.
Von anderem Schlag sind die drei folgenden Nummern und damit der Rest des Bestandteils „The Sleeping Gods“. „Synthesis“ ist, wie der Name schon erahnen lässt, durch Synthesizer-Klänge dominiert, zu denen sich im Hintergrund Vocals gesellen. Trotz der Spieldauer von nur knapp sechseinhalb Minuten (bezeichnend ist vielleicht, dass es sich trotzdem um den längsten Song der Platte handelt) ist diese Nummer langatmiger und nichtssagender als jedes Acht- bis Zehn-Minuten-Werk auf dem Vorgänger-Album. „Nordlys“ und schließlich „The Sleeping Gods“ schaffen da wieder wohltuende Abhilfe, Ersteres ist ein gelungenes Instrumental mit sehr einnehmendem, prägnantem Hauptthema, während der Quasi-Titelsong eine langsame, getragene aber sehr epische Nummer darstellt, die live mit Sicherheit Anklang finden könnte. Das ist schön und gut und verleiht „The Sleeping Gods – Thorn“ auch eine gewisse Dynamik, leider fällt durch diese Tracks jedoch der Metal-Anteil nach dem Eröffnungs-Doppel in der Mitte der Platte ernüchternd knapp aus.
Glücklicherweise gibt es ja noch die beiden Songs „Disintegrator“ und „Striker“ von der „Thorn“-EP. Die Härte wird in erster Linie durch den Gesang erreicht, bei dem die Screams in beiden Fällen deutlich überwiegen, instrumental gesehen haben beide Songs jedoch nicht die Power, mit der die ersten beiden Stücke aufwarten konnten. Dennoch wissen auch diese abschließenden Nummern vollauf zu überzeugen.

Ob man „The Sleeping Gods – Thorn“ nun den Status eines offiziellen Albums anerkennen will, bleibt am Ende wohl jedem selbst überlassen. Entscheidend ist jedoch, dass bis auf den Ausfall „Synthesis“ jede der sieben Nummern auf ihre Art überzeugt und ENSLAVED es schaffen, durch verschiedenartige Songs eine Menge Abwechslung aufkommen zu lassen. Damit liegt für Hörer der Band, die die beiden EPs, aus denen das Album (wahlweise: das Werk; der Output) zusammengesetzt ist, nicht besitzen, eine klare Kaufempfehlung vor. Und wer die EPs schon besitzt, mal im Ernst: Das Cover ist doch wirklich toll und etwas, das man im heimischen CD-Regal stehen haben will, oder?

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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