Konzertbericht: Enslaved w/ Ne Obliviscaris, Oceans Of Slumber

19.10.2016 München, Backstage (Halle)

Ein ganz besonderes Package zieht heute in die Backstage Halle in München ein. Mit den legendären ENSLAVED aus Norwegen, die ihr 25-jähriges Bandjubiläum feiern, den momentan in Fan- und Kritikerkreisen einstimmig gefeierten Australiern NE OBLIVISCARIS und den spätestens seit der Veröffentlichung ihres neuen Albums „Winter“ mit neuer Sängerin nicht minder geschätzten OCEANS OF SLUMBER aus Texas, die erstmals in München spielen, sind gleich drei Bands unterwegs, die allesamt musikalische Performances auf höchstem Niveau versprechen. Die Erwartungen an den Abend sind dementsprechend beim zahlenmäßig gut vertretenen Publikum merklich hoch.

Pünktlich um 20 Uhr betreten OCEANS OF SLUMBER zu den wundervoll mystischen Klängen ihres Albuminterludiums „Good Life“ die Bühne. Das Set der Texaner besteht heute logischerweise (bis auf eine Ausnahme) ausschließlich aus Songs ihres neuen, grandiosen Albums „Winter“, auf dem erstmals Sängerin Cammie Gilbert zu hören ist. Diese klingt mit ihrem Wechsel zwischen verzaubernd sanftem, emotionalem und bedrohlichem Gesang live nicht minder beeindruckend als auf der Platte. Mit einem Cover des Type-O-Negative-Songs „Wolf Moon“ und der abschließenden, bewegenden Ballade „… This Road“, bei der der technische beeindruckende Schlagzeuger Dobber Beverly ans Klavier und Gitarrist Sean Gary ans Schlagzeug wechselt, hat die Band dann noch zusätzlich gleich zwei Besonderheiten zu bieten. Ein phänomenaler, schwer zu übertrumpfender Auftakt.

  1. Good Life (Intro)
  2. Winter
  3. Sunlight
  4. Devout
  5. Suffer The Last Bridge
  6. Wolfmoon (Type-O-Negative-Cover)
  7. … This Road

Doch immerhin hat man es bei der zweiten Band mit den Ausnahmekünstlern von NE OBLIVISCARIS zu tun. Die Australier haben sich mit gerade einmal zwei Alben einen bedeutenden Namen in Extreme- und Progressive-Metal-Kreisen gemacht. Ihre sehr schnelle, technische und atmosphärische Musik wird von dem unfassbar ergreifenden und brillanten Violinenspiel ihres Sängers Tim Charles auf eine vollkommen neue Ebene transferiert. Dieses funktioniert auch heute neben der wie immer zutiefst beeindruckenden technischen Perfektion der Band absolut perfekt. Wie schon auf den Alben erweisen sich aber die übertrieben lang ausgedehnten Songs sowie das relativ abwechslungsarme Schlagzeugspiel auf Dauer als Geduldsprobe. Dass das Schlagzeug mit zu lauter Bassdrum und Snare heute besonders präsent ist, hebt diesen Umstand noch zusätzlich hervor. Dennoch eine großartige Show zum Staunen und Eintauchen.

  1. Devour Me, Colossus (Part I): Blackholes
  2. Of Petrichor Weaves Black Noise
  3. Painters Of The Tempest (Part II): Triptych Lux
  4. Pyrrhic
  5. And Plague Flowers The Kaleidoscope

Nach diesen zwei Top-Performances würde man jedem Haupt-Act viel Glück wünschen, um da nicht unterzugehen. Glück brauchen ENSLAVED jedoch nicht wirklich. Dass der seit „Below The Lights“ progressive und einzigartige Black Metal der Norweger problemlos zündet, weiß jeder, der die Band in den letzten Jahren mindestens einmal live gesehen hat. Die fünf Musiker präsentieren sich heute besonders sympathisch und erfrischend humorvoll: So betreten sie bezüglich ihres Vikinger-Images vollkommen unpassend zur Titelmusik von „A Clockwork Orange“ die Bühne und Fronter Grutle Kjellson kann es nicht lassen, mehrmals bei den Ansagen herumzuwitzeln. Spielerisch zeigen sich ENSLAVED, wie üblich, absolut sicher und werden vom anwesenden Publikum dafür entsprechend zu Recht bejubelt.
Zu ihrem 25-jährigen Jubiläum hat die Truppe heute ein Set vorbereitet, bei dem von den meisten Alben ihrer Diskografie jeweils ein Song gespielt wird. Neben den erwarteten Hits überrascht die Band aber bei manchen Alben mit unerwarteten Songs, wie beispielsweise „The Crossing“ von „Below The Lights“ statt dem üblichen „As Fire Swept Clean The Earth“. Einzig „Vertebrae“ und das aktuelle Werk „In Times“ sind mit jeweils zwei Songs vertreten, wohingegen von ihrem Debüt, ihren Alben zwischen 1997 und 2001 sowie zur großen Verwunderung aller auch von ihrem Klassikeralbum „Isa“ kein Song den Weg in die Setlist gefunden hat, wodurch auch eben ihr gleichnamiger Überhit heute fehlt. Bei sehr gutem Sound liefern ENSLAVED erneut ein wunderbares Konzert ab und beweisen damit, dass sie auch nach 25 Jahren musikalisch noch aktuell und relevant sind. Ein traumhafter Abschluss zu einem traumhaften Konzertabend.

  1. Titelmusik von „A Clockwork Orange“ (Intro)
  2. Roots Of The Mountain
  3. Ruun
  4. The Watcher
  5. Building With Fire
  6. Ethica Odini
  7. Fenris
  8. The Crossing
  9. Ground
  10. Schlagzeugsolo
  11. One Thousand Years Of Rain
  12. Allfǫðr Oðinn


Wer heute nicht den Weg ins Backstage gefunden hat, hat eines der, vielleicht sogar DAS beste Metalkonzert des Jahres verpasst. Traum-Line-Ups wie dieses gibt es äußerst selten und bis auf den etwas verbesserungswürdigen Sound bei NE OBLIVISCARIS gibt es nahezu nichts zu beanstanden. Musik auf höchstem Niveau, ein Abend der Extraklasse. So sieht ein durch und durch gelungener Konzertabend aus und die Vorfreude auf die nächsten Konzerte der drei Bands ist damit auch gesichert.

Publiziert am von Simon Bodesheim

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert